Paul Reichenbachs Freitag, der 29.September 2006. In der Schreibgruft.

Aus Amiels Tagebuch:
„Das Tagebuch ist ein Kopfkissen der Faulheit;es erspart mir die umfassende Behandlung der Themen, es findet sich mit allen Wiederholungen ab, es begleitet alle Launen und Windungen des inneren Lebens, und es setzt sich kein Ziel. Was für eine gewaltige Verschwendung von Zeit, Denken und Kraft! Es wird niemandem nützlich sein, und sogar mir wird es eher geholfen haben, meinem Leben zu entrinnen, als es zu leben.“
>>>Salomé hat bis heute nicht auf meinen Brief geantwortet. Über das Warum ? – wird zu rätseln sein…
Ich bin krank. Eine verschleppte Grippe diagnostizierte gestern mein Hausarzt. Und wollte doch heute nach Düsseldorf um SIE und >>>Francis Bacon in der Galerie zu treffen. Hätte ich neben meiner grippalen Müdigkeit nicht noch einen kräftigen Herpes an der Lippe blühen, wäre ich gefahren. Aber so, wie ich jetzt aussehe, bin ich niemanden zu zumuten. Der Titel der Bacon- Ausstellung “Die Gewalt des Faktischen“ formuliert exakt meine derzeitige Situation. Die Tatsache temporärer körperlicher Versehrtheit verschafft sich immer Vorrang und ignoriert alle Sehnsüchte und Termine.

4 thoughts on “Paul Reichenbachs Freitag, der 29.September 2006. In der Schreibgruft.

  1. Meinen Sie nicht, Reichenbach, daß SIE mit dem Herpesbläschen schon zurechtgekommen wäre? Ich denke in solchen Fällen an Bonaparte, der durch die Rehen seiner pestkranken Soldaten ging und sich nicht ansteckte, weil er sich nicht anstecken w o l l t e. Und hätte er sich angesteckt, es wäre ihm auch das recht gewesen. Wir nehmen insgesamt so sehr z u sehr Rückscht, daß man sich fragen muß: auf wen eigentlich? Darauf vielleicht, daß unser Selbstbild intakt bleibt, das uns insofern wichtiger ist als die/der Andere?
    Das ist eine Frage auch an mich selbst.

    1. Ich bin dieses Wochenende allein im Haus, ergo hat SIE schon gemailt und ist auf dem Weg zu mir. Was, wenn die Nachbarschaft aufmerksam ist, noch zu Verwicklungen führen wird. Aber vielleicht brauche ich mal solch ein “zügiges” Bekenntnis. 15.16 Uhr hole ich sie ab. Es war eher Rücksicht, die mich nicht fahren ließ. Nun da SIE kommt, ist das Selbstbild schon gar keine Frage mehr.

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