Arbeitsjournal. Sonntag, der 1. Oktober 2006.

7.13 Uhr:
[Berlin Kinderwohnung, Küchentisch.]
Wieder nachts Filme geguckt, nachdem der Junge zu Bett war, wieder kaum was getan. Jetzt werd ich d o c h etwas nervös. Immerhin für den >>>> PETTERSSON den Einfall gehabt, die „Stimme der Sehsucht“ in einer Voraufnahme einzelne Wörter sprechen zu lassen, rufen zu lassen, ganz simpel „Komm!“, „Höre!“, „Komm zu mir!“, „Umfang mich!“ und dergleichen. Dazu vielleicht sogar Kinderlachen oder Kinderphrasen, auch ein von einem Kind gesungenes Kinderlied, das kann ich meinen Jungen tun lassen. Und dann, in der Produktion, diese Schnipsel sehr leise, bisweilen kaum hörbar, in das Hörstück einzumontieren, immer wieder und an den verschiedensten Stellen. Wobei ich mir nicht klar bin, ob das 1) funktionieren wird, und ob 2) nach welchen und ob überhaupt nach Gesetzmäßigkeiten ein solches Einmontieren erfolgen muß.
Auf jeden Fall muß ich nachher in die Arbeitswohnung hinüber und die noch fehlenden O-Töne aus den Archiven heraussuchen. Vielleicht spiel ich sie dort dann schon auf den Laptop ein. Allerdings betreue ich auch heute meinen Jungen, und ich fürchte ein wenig, er werde sich langweilen. Nur ist insgesamt kaum noch Zeit, noch bis Dienstag, dann geht’s zur Buchmesse, Freitag abend hierher zurück, dann mit der Familie für drei/vier Tage nach Bamberg; da wird an Arbeit kaum zu denken sein und soll’s auch gerade nicht. Dann hab ich noch vier Tage, aber auch wieder Kinderbetreuung, und schon wird der erste Produktionstag sein. Ich brauche dringend einen Einfall, einen poetischen Einfall, der mit einem Mal alles, in einem Rutsch, voran- und zuendetreibt. Zumindest die Sprecherparts müssen sämtlichst stehen, und das bis wenigstens eine Woche vor dem 16. 10., dem Aufnahmetag für die Sprecher, damit sie sich mit ihrem Text vertraut machen können. Für Konstruktion und Musikcollage, die am Computer weitgehend privat, also diesmal nicht in Studios komponiert werden kann, ist dann zwar knappe, aber doch genügend Zeit, da ich mich unter solchen Umständen nicht an feste Tagestermine/Arbeitsschichten halten muß. Also, für den Text bleiben heute bis übermorgen und allenfalls noch das Wochenende nach der Messe, mehr nicht.

16.40 Uhr:
Immerhin d a s ist geschafft, daß in der Arbeitswohnung die nötigen Töne herausgesucht wurden; allerdings war nicht Zeit genug, alles auf den Laptop zu transferieren, da muß ich morgen dann noch einmal bei. Nervös herumgeprokelt, bis der Line-in-Eingang nicht mehr verzerrte.

Außerdem war die alte Aufnahme nicht mehr zu finden, auf der ich Kafkas Kübelreiter zu Mahlers Purgatorio spreche; vielleicht war sie nie archiviert worden. Das muß ich dann also g a n z neu in Frankfurtmain rezitieren. Schade, ich hätte gern die junge/jugendliche Stimme dazu gehabt. Statt dessen hab ich von 1981 zwei Stücke auf den Laptop überspielt, die ich morgen von Katanga als mp3 auf >>>> die fiktionäre Website einstellen lassen werde. Ist das geschehen, leg ich Ihnen von Der Dschungel aus einen Link. War ganz erstaunt, wie aggressiv dieses Stück auf John Lennons Tod klingt. Ich werde vielleicht einiges mehr dieser frühen Aufnahmen mit lyrischen Versuchen zu Musiken einstellen. Sogar Rundfunk-Lesungen aus >>>> „Die Verwirrung des Gemüts“, aus dem Jahr 1983, hab ich gefunden, die man ebenfalls ins Archiv der fiktionären Website hineinstellen könnte.
Aber jetzt geht’s erst mal hinaus an die Luft.

0.43 Uhr:
Was macht mich eigentlich so müde? Bin nach dem Vorlesen – „Kuscheln, Papa…“ – neben meinem Jungen eingeschlafen und eben erst wieder – in voller Montur – erwacht, obwohl ich dringend noch was tun wollte. In der Zwischenzeit entwickelte sich meine >>>> Umfrage weiter, und ich konnte nicht umhin, >>>> auf einen Beitrag noch zu antworten. Insgesamt ist es spannend, wie nahezu-sofort Emotionen bei etwas ins Spiel kommen, wertende, abwertende, das doch in allererster Linie einmal nach einem Geschmacksurteil, ja nur nach einer ästhetischen Geschmackstendenz fragt. Dazu paßt ziemlich gut, was mir Menninghaus selbst heute schrieb: „(…) alle Rezensionen – und es gab sehr viele – haben die heißesten Details meines Buches sorgfältig gemieden.“ Im Moment denke ich, ich müsse der Diskussion, auf die meine jetzigen Links verweisen, aus Fairneß meine eigene Haltung zum „sans plume“ beigeben, aber warte damit noch ein wenig, um zu vermeiden, den Beitrag in mein Privates zu verstricken.
Bei alledem wartet der PETTERSSON. Ich hab es noch immer nicht gewagt zu fragen, ob ich diese alte Aufnahme aus Bombay für das Hörstück verwenden darf. Aus sorgender Scheu. Mag sein. Und jetzt, Leser, geh ich zurück ins Bett. (Von unten, von der Straße – Schönhauser Allee, Berlin, Weltmetropole!! – tönt durchs sperrangelweite Oberlicht – – – Heintje. Man faßt es nicht.)

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