B.L.’s 16.10. – Lieber Paul

20:42
Lieber Paul,
ich danke Dir, —–> daß Du mich zitierst am Anfang Deines heutigen Tagebucheintrags, auch wenn ich es an so prominenter Stelle vielleicht doch anders hätte formuliert wissen wollen, etwa: „sondern mit dem Finger auf den Andern zu zeigen“. Sei’s drum. Eine Präposition ist nicht die Welt, und wäre sie es, es wäre einfach nur eine Welt weniger. Wie viele Welten könnten auf diese Weise erstehen (v-erstehen????) und verschwinden! Das heißt, die Welten sind infinit (—–> „L’infinito“ gar?: ich guck’ auch öfters in die —–> Litblogs). Geigen *: Ich habe so ein Instrument nie in der Hand gehabt. Es steht auch neben keinem Klavier. Ein Klavier gibt es in meiner derzeitigen Vorstellung nur als Ziel für die Schüsse des „eigenschaftslosen“ Mannes (vgl. Musil). Was Musik betrifft, so hörte ich zufällig im Radio eine mir nicht bekannte Version des „Summertime Blues“. Nun kenne ich davon schon sechs Versionen, von denen zwei mir sehr privat gesungen bzw. vorgespielt wurden. Die liebste davon ist mir die von Janis Joplin. Sie sei, sagte mir T., ein Orchester.
„Unmerklich hat sie, seitdem ich öfter am PC sitze, um zu schreiben oder Gelesenes zu notieren, den Haushalt zu dem Ihren gemacht.“ schreibst Du. Wäre es doch so bei mir! Ich sitze immer am PC, weil ich arbeiten muß, hier im Haus. Und weil ich zu Hause arbeite, scheint es, ich sei immer im Haus und könnte dies und das machen. Auch ich habe anfangs in den kleineren Wohnungen den Fußboden gewischt, habe auch gebügelt. Aber hier in diesem großen Haus ging alles nicht mehr, weil noch das Grundstück hinzukam. Der Gemüsegarten, dem ich mich anfangs wie einem Sport widmete, dem Holz, auch dies eher eine Meditation. Aber sie verlangte Leistung: ich solle mich doch etwas beeilen mit all dem Zeugs, und ob ich nichts besseres zu tun hätte. Und so kam es immer öfter zu Streitigkeiten. Ich solle doch den und den fragen, wie man so einen Gemüsegarten aufzieht. Der und der habe einen ganz phantastischen Gemüsegarten. Und dem Schmälern wurde kein Ende. Trotz der Seufzer über die üppig wachsenden Zucchinis und Tomaten. Nein, ich zeige schon wieder mit dem Finger auf Andere. Pardon. Ich selbst würde jetzt gern runter gehen und Gedichte vorlesen. Aber nein, das würde sie nicht verstehen. In vielerlei Hinsicht. Auch wenn sie mich einen „Dichter“ nennt bzw. nannte, als sie’s noch zu sagen vermochte. Schweigen mag eine Tugend sein, aber Tugenden als solche sind auch mit Qualen verbunden.

Gruß
Bruno

* Ich merke gerade, daß ANH immer noch nicht die mit „34“ gekennzeichneten Bamberger Elegien korrigiert hat, obwohl ich’s ihm per yahoo signalisiert hat: Da heißt es immer noch: —–> „Bamberger Elegegien“, wobei „-gegien“ sich leicht in „Geigen“ verwandeln läßt.

4 thoughts on “B.L.’s 16.10. – Lieber Paul

  1. Lieber Bruno, was ich heute im TB schildere, da bin ich fast sicher, wird nicht lange vorhalten. Leider. Jeder Frieden ist auch ein Vor- dem- Krieg. Im Moment genieße ich die konzentrative freundliche Ruhe und fürchte den Augenblick, wo sie vorbei sein wird.

    Gruß
    Paul

  2. Elegische Geigen Ja, Herr Lampe, jetzt misch ich mich auch noch bei Ihnen dazu, nur wegen dieser Geigengeschichte, und weil heute Zeit ist und ich morgen nicht mehr da. Die Zumutung, zur Arbeit am PC auch noch im Haushalt zu werken, die mach ich mir zwar selbst, weil sonst niemand da ist, den Kindern ist’s ja im Großen und Ganzen egal, bis auf das regelmäßige Essen, und so frage ich mich, ob das mein weiblicher Körper ist, der mir solches anheimstellt, weil der Geist darin so gar keine Freude an Wischen oder Bügeln hat. Aber um ehrlich zu sein, ich wär nie auf die Idee gekommen, das zum Thema zu machen, wenn ich’s bei Ihnen nicht gelesen hätte … also liegt’s doch am anderen Menschen, der einem den Dreck vor Augen hält?

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