Bamberger Elegien (45). Elfte Elegie (2). Entwurf der Fortsetzung.

Offenlassen wollte ich die Tür zur Terrasse,
denn es klingt nichts mit geschlossenem Beckenboden,
schrieb eine Frau und schrieb übers Cello zwischen den Beinen:
wieder dacht’ ich Erde, dachte erneut an Empfängnis,
Zeugung, Geburten. Wie konnten wir des bleibenden Tieres
so vergessen, das dich, mein Junge, schuf? und wärest
ohne Geschlecht und Sekrete und ohne Gier nicht geworden?
wühlende, ü b e r t r e t e n d e, und nicht ohne der Löwin
Schreien, wenn er, den sie rollig windend lockte, gepackt hat
sie und, sich verbeißend in ihren Nacken, hineinstößt
g a n z sich, den Mann und die Gier und die Seele, und pipettiert
nichts, sondern g r ä b t in ihr und, aufbrüllend gleichfalls, verspritzt sich –
wer denn sieht das noch, sieht er Kinder? und tut so, als wäre
reine Zärtlichkeit ihr Ursprung und nicht auch immer
Schöpfungsgewalt? Ach, Macht und Ergebung, Hingabe – Wollust,
schleimige, riechende; daraus sind wir doch a u c h! und machen’s
hinterher klein und tun es ab, als ob es schände
Kinder und Menschsein, und vor jenen sei es besonders
heimlich zu halten. Anstatt daß wir sagten: Ja! so sind wir!
sind in den höchsten Momenten sinfonisches Finale,
laut und treibend, Spucke und Votze und wollen, fickend,
Schwanz sein, nichts weiter, peitschender Trieb, der zurücktreibt ins dunkle
Sais, dem wir die Schleimhäute heben, ohne daß wir –
– noch, daß wir’s wollten -, erkennen könnten, sondern wir fühlen’s.
Das ist genug. Man muß die Spermatozoen nicht sehen
und nicht das Ei, das sie ansaugt und eines, die stärkste, auswählt;
aber erinnernd zu a c h t e n ist’s und zu wollen, daß wir
d a h e r stammen und nicht aus Geist, der ganz weg ist, sind wir
ganz ineinander und trinken voneinander, als äßen
wir und kauten uns (manche tun’s auch; sie haben nicht Unrecht)
wie es das bleibende Tier macht mit einer Beute, die erst,
wird sie gerissen, aufsteht, aufersteht. Davon, immer,
singt Musik, daraus, immer, rührt die Kraft ihr.
Eine verwandelnde ist’s, Entichung in Ich, aus Opfer
Gabe schaffend, den linken entkleideten Fuß des Engels
auf dem Kadaver und schlägt mit den riesigen Flügeln
Windwogen, so sehr klingende, daß wir vor Glück erglühen,
wenn wir sie hören, und vor Scham, daß wir’s so lästern.
Weil es uns, scheint’s, das Eigene nimmt? Oder läßt es
etwas zu Nahes erinnern, das zu vergessen er uns
aufgab, der Geist? Hybride fürchtet er seine chemische
Wahrheit und muß sie verstecken vor sich und vor uns, die ihn haben.
Untertan solln wir machen, was uns übertan ist; deshalb
steinigen wir die Mutter übers Ende der Religionen,
abgeschlossenen, hinaus im profansten Sein noch.
Ist zwar längst der Vatergott in den weltlichen Kreislauf
ökonomisch verwest, doch nährt das protestantisch
diesen weiter, inkonkrete, minerale
Spurenelemente eines Geistes, deren
nährende Wirkung wirklich erst ihr Grab entfaltet,
das ins Unbewußte ausgehobne dieser
ganzen funktionalen Mehrwertskultur, der zivilen
marktorientierten repräsentativen Demokratien.

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