B.L.’s 7.11./8.11. – Blue Pills

21.19
Gestern hatte ich ähnliche Probleme wie Paul Reichenbach, nur daß ich der Kopfschmerzen und Magenüberrumpelung nicht Herr zu werden vermochte und somit des TB-Motors verlustig ging. Mir war alles eins. Ich nehme an, es war der Döner, den sie zum Mittagessen aus der Provinzhauptstadt anschleppte (so ein Riesending, das ich Mühe hatte zu verdrücken), und der Billigwein, den ich im hiesigen Aldi erstanden hatte. Jedenfalls schaffte ich nur ein bißchen Salat und eine Scheibe Brot. Schon beim Anblick der Salatzubereitung wurde mir fast übel: Mayonnaise tat sie dran, Öl, Balsamessig. Mein Magen und mein Appetit versagte dann. Heute hat sie auch wieder übertrieben: Grünen Blumenkohl mit Béchamelsauce, Würstchen und Kastanien. Mir hätten die Kastanien gereicht. Andererseits ist etwas geschehen, was zwar wie selbstverständlich ablief, aber in diesem Jahr zum ersten Mal geschah. Es gibt um diese Zeit im Jahr draußen etwas ganz Bestimmtes zu tun, was ich bisher immer allein erledigt hatte. Diesmal gesellte sie sich dazu. Einen Moment lang war ich fast gerührt. Gestern schon hatte ich so merkwürdige Anwandlungen. Es zappelte in mir, als ich sie die neuen Büstenhalter auf den Küchentisch packen sah: Wonderbra. Aber unser Schweigen dauert schon zu lange, und es ist nicht das erste lange Schweigen in diesem Jahr. Also zappelt’s in mir vor sich hin. Und dann heute Abend im Radio die Rede von einem neuen Medikament, daß der Ejaculatio praecox Abhilfe schaffen soll. Mit Hinweis natürlich auch auf Viagra etc. Mir kommt es vor, als sei all dies dafür geschaffen, Leistungsfähigkeit schlechthin aufrechtzuhalten. Und Leistung dadurch auch in diesem Bereich erst wünschenswert erscheinen zu lassen, selbst da, wo dem Wunschvermögen erst nachgeholfen werden muß. Je nun, ich habe meine Methoden, es dennoch in die Wolken zu schaffen, aber es geht nicht im Bett. Rien à faire. Les jeux sont faits. Merkwürdig auch, daß gerade den Männern solche Medikamente entwickelt werden. Ach nein, ich bin kein Mann, der Sicherheiten gewährt. Mensch, dem dennoch Körper geworden, das ja. Es ist die reinste Geschäftemacherei mit diesen Medikamenten. Nichts weiter. Geschäftemacherei, die wie üblich keine Skrupel zuläßt, schon gar nicht hinsichtlich der Psyche in solchen Situationen: Das Postfach ist voll davon.

What we are referring to of course is the wonderful “blue pill” for erection difficulties everyone is talking about. We not only carry it, but we do at 1.56 cents each.

blue bill a blue moon
blue pill a blue toon
blue still ‘n blue soon
blue kills a blue noon

(kam an 12.51).

4 thoughts on “B.L.’s 7.11./8.11. – Blue Pills

    1. ach so. ist etwas verwirrend, da ich davon aus ging, dass in einem literarischen tagebuch der einsteller des blogs schon selbst rein schreibt. so ist es zumindest bei den meisten anderen schriftstellern, die im netz schreiben. na egal.

    2. @Korkheimer. Eine der Erklärungen, um ihre Irritation möglicherweise zu mildern. Und um anzureißen, um was es geht, finden Sie >>>> h i e r. Aus diesem kurzen Eintrag und dem Umstand, daß ich mein eigenes, lange minutiös geführtes Tagebuch >>>> eingestellt habe, haben sich immer weitergehende Überlegungen entwickelt, die sich eng an eine ästhetische Vorstellung schmiegen, die ich chorisch nenne und mit der ich selbst in meinen Romanen schon früh befaßt war.
      Die Idee, wenn sie denn weiterwachsen sollte, möchte v i e l e Tagebuchschreiber in einer Rubrik vereint finden, eine Art höchstpersönlicher Polyphonie. Doch bislang nahmen erst zwei Autoren den Handschuh auf.

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