Arbeitsjournal. Dienstag, der 2. Januar 2006. Berlin. Bamberg.

6.31 Uhr:
[Berlin. Küchentisch.]
Nun haben wir uns gestern entschlossen, daß der Junge und ich heute doch schon mal für zwei Tage nach Bamberg fahren, allein damit er auch noch etwas von seinen Ferien hat und dort etwas herumstromern kann. Und ich m u ß mich dort sehen lassen, sowieso; schwierig wird ja alles erst in den nächsten zwei Wochen, wenn wieder Schule sein wird und ich hier in Berlin übernehmen muß und will, was die Geliebte derzeit wegen der Frühchen nicht tun kann. Es i s t schon alles etwas schwierig, weil der Junge natürlich merkt, daß sich ihm die gewohnte, immer sehr sehr innige mütterliche Aufmerksamkeit wegen der Babies entzieht und er zwar tapfer ist, aber eben d o c h leidet. Und wie mein Psychoanalytiker immer sagte: „Sie können nicht beides sein, Vater u n d Mutter, Sie können nur Vater sein.“ Das ist wahr, und es stimmt heute mehr als damals, ist mein Gefühl. Der Bub reagiert nur erwachsen und klagt nicht, da er bald sieben Jahre älter ist als seine neuen Geschwister; fühlen aber tut er anders. Da möchte ich sanft abfedern, so gut ich kann.Doch ich muß auch die Arbeit wieder ‚anziehen’, namentlich an der Überarbeitung >>>> ARGOs; am 15. Januar ist Einsendeschluß für den Döblin-Preis; das will ich – und ist die Chance, ihn zu bekommen, auch noch so gering – auf keinen Fall versäumen. Ähnliches gilt für das Berlin-Stipendium mit Einsendeschluß vom 31. Januar. Ich werde mich während der Zugfahrt wieder dranmachen und den Jungen in der Zeit die >>>> Lederstrumpf-Erzählungen schauen lassen. Unser ICE geht um 11.03 Uhr ab Südkreuz, kurz nach 10 Uhr müssen wir aus dem Haus. Dann bleibt für den Burschen noch der ganze Nachmittag zum Stromern, und ich selbst werde mit Volldampf weiterkorrigieren, wahrscheinlich auch schon in den Teilen I bis III die bisherigen Korrekturen übertragen, um abends einem Freund die erste Sendung zu mailen, die er in seiner Firma ausdrucken lassen kann und dann zurückschicken will: für zweimal 900 TS-Seiten Kopien hab ich einfach nicht das Geld. Da wird man in den Juries dann aber schauen, wenn ich denen diese Riesenpacken ARGO vorbeibring…
Mit nichts bin ich über diese Rauhnächte weitergekommen, nicht mit ARGO, nicht mit den Elegien, nicht mit den Gedichten, die ich im Kopf hatte. Bei dem Geburtsgedicht kam ich bislang über den schon e i n m a l so genannten neoexpressionistischen Müll nicht hinaus. Und, wie gesagt, ich darf mich jetzt nicht mehr von ARGO ablenken lassen … ah, d o c h, d a s noch!: Ich muß die mir von >>>> Dielmann zugemailten Fahnen der >>>> Liebesgedichte checken und ihnen dringend die Imprimatur erteilen, damit das Bändchen zum angekündigten Termin fertig wird. Wenn ich Sie, Leser, noch einmal auf die >>>> Vorzugsausgabe aufmerksam machen darf? – Ah, und diese neue Tastatur erleichtert das Schreiben ungemein!

15.38 Uhr:
[Villa Concordia Bamberg. Händel, Alcina.]
Angekommen. Allerdings während der Fahrt so gut wie nicht gearbeitet, da wir, kaum daß der Zug betreten war, einen Klassenkameraden Adrians und dessen Mutter trafen und uns mit den beiden bis Bamberg unterhielten; bzw. die Buben spielten. Nun ist der meine bereits in die Bamberger Freiheit hinausgestromert, glücklich, sich wieder so ungebunden bewegen zu können, und ich konsolidier mich erst einmal ein wenig, schaue nach Post, schau ins Sekretariat usw. Ich fürchte, auch dieser Tag wird ‚arbeitstechnisch’ verunglücken, zumal heute abend >>>> Gerald Zschorschs Ausstellungseröffnung stattfindet. Und wie typisch! ‚Natürlich’ ist sie auf >>>> der Homepage der Villa Concordia Bamberg noch n i c h t verzeichnet… Ah je! Aber tröstlich, ach, dieses >>>> “Un Momento di Contento”.

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