B.L.’s 29.1. – Ich bin nicht da

Ich habe heute von 5-12 Uhr in einer Tour tatsächlich konzentriert gearbeitet bzw. arbeiten und der Putzfrau den Zugang zu meinem Zimmer absolut verwehren müssen. Nun ist’s geschafft. Als ich dann irgendwann am Nachmittag allein hier saß (sie hatte heute Nachmittag in der Schule zu tun) und eine Bierflasche (Tenent’s) mir zuführte, hatte ich nach einigen Arbeitstelefonaten das Gefühl, jetzt müsse ich den automatischen Anrufbeantworter anstellen und dann beim Klingeln folgende Geste vollführen: aus der Hüfte den Unterarm mit der senkrecht zum Körper stehenden Hand nach oben schleudern. Also ganz anders als mit der waagerecht zum Körper stehenden Hand, die einem faschistischen und unHEILvollen Gruß entspräche. „Vattinne!“ sagt der Neapolitaner dazu, oder „Ma vva a ffa’ tte un bagno!“ der Römer. Immerhin gibt’s ja zahlreiche Kinobeispiele für solche Pseudo-Abwesenheiten mit einem Anrufbeantworter als Pseudo-Präsenz und somit projizierte Nähe. Jedenfalls – nach meinem Dafürhalten – ein romantischer Suizid: „Wie sie alle weinen werden, wenn ich nicht mehr sein werde.“ – Nein, das hat nichts mit —-> Paul Reichenbachs Eintrag zu tun, den ich nachvollziehen kann: —-> Beim vorletzten Berlin-Besuch verabschiedete ich mich vom Freund meines Freundes, der ebenfalls einen Hodenkrebs hatte. In Berlin hat er scheinbar nicht sterben wollen. Der Freund berichtete, er sei plötzlich abgereist nach Bamberg zu seiner Schwester und habe keine Nachrichten für ihn hinterlassen. Nicht mal die Adresse oder die Telefonnummer. Mag sein, er liegt nun auf einem Bamberger Friedhof. Obwohl, wie der Freund sagte, mit seiner Schwester hätte er sonst keinen Kontakt gehabt. Auch habe er immer in Berlin gewohnt. Möglich, daß er doch noch den Schoß der Familie suchte, um umsorgt und den Freund nicht weiter belastend zu sterben. (Im Grunde phantasiere ich Ähnliches: wenn ich daran denke, in mein Dorf zurückzukehren: Dort hätte ich zwei Schwestern).

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