B.L.’s 3.2. – O Tiere!

21.15
Oben und ganz hinten links. So beschrieb ich mir mein Hinterzimmer heute. In dem ich mich verkrieche. Wo ich bin, was ich bin, sofern mir bewußt wird, was ich bin. Die Tür ist grundsätzlich geschlossen, es sei denn an Tagen, da ich sicher bin, daß sie nicht auftauchen wird. Auch vor Tieren ist es meistens sicher: Der Zugang zur Treppe kann durch eine Glastür geschlossen werden. Andererseits besteht Gefahr, daß die Katze oder der Kater auf dem Schreibtisch herumturnen, was eine Zeitlang sehr angenehm und schön zu erleben und zu beschreiben ist, aber dennoch den Fluß des Seins behindert. Das Schnurren ist mir nicht Bedingung. Weil es mich nicht selbst zum Schnurren bringt. Dies im sehr viel weiteren Sinne. Eher müßte es schon umgekehrt sein. Aber das erlebe ich nicht. An mir. Mit ihr. Das Verhältnis zwischen den Tieren ist fast schon Metapher unserer Beziehung. Der Hund und die Katze sind sich spinnefeind: Er jagt hinterher, sobald er sie sieht. Der junge Kater versucht immer, die Katze zu umschleichen und ihr nahe zu sein, besonders wenn’s ums Essen geht, oder darum, ihren Wegen draußen zu folgen. Sie reagiert aggressiv auf allzu große Nähe, faucht und fuchtelt mit den Vorderpranken. Der Kater macht sich nicht viel aus dem Hund, er geht einfach an ihm vorbei, und sobald der Hund zu nahe kommt, faucht er ihn an. Nur eine gewisse Distanz vermag den Hund zum Nachsetzen und Bellen zu veranlassen. Es gibt Momente, da stehe ich in der Küche: Katze und Kater schauen einander und mich an, draußen vor der gläsernen Küchentür steht der Hund und schaut mich an. Und ich stehe in der Mitte sozusagen und denke: O Tiere!

3 thoughts on “B.L.’s 3.2. – O Tiere!

  1. (@ BL). Diese Texte werden immer schöner. Und verlassen den Umstand, daß es Texte sind: sie werden zur ästhetischen Welt. Manchmal erinnern sie mich nunmehr an manches von Beckett.
    Danke dafür, daß Sie hier schreiben..

    1. Mittlerweile denke ich: Vielleicht hat es sich ja doch gelohnt, auf Ihr Angebot einzugehen, hier zu schreiben. Anfangs war’s schwierig, sich mit dem auseinanderzusetzen, was man so Alltag nennt. Was soll man beschreiben? Kann sein, daß ich nicht mehr den Alltag selbst beschreibe, sondern den Blick auf den Alltag. D.h., der Blick wählt dasjenige aus dem Alltag aus, was zur Interpretation meines jeweiligen Selbst behilflich ist. Ob’s an Beckett erinnert – na, ich weiß nicht… Hauptsache, es erinnert an Bruno Lampe.

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