Männerphantasien. montgelas: Freitag, der 9. Februar 2007.

Wir Neuen lösten uns aus dem Schatten des zweiten Gliedes, einer nach dem anderen, traten in den Lichtschein vor die Fahne, deren Tuch wir umspannten mit klammernden Griff, einer nach dem anderen. Schließlich stand auch ich vor Der Fahne und rief die Worte des Gelöbnisses, von nun an Deutschland zu dienen und niemanden sonst. Der Audax drückte meine Hand und sagte Kamerad zu mir wie zu all den anderen, die nun mit der Kraft von tausend Teufeln über das Feuer sprangen, immer wieder, bis das Feuer erlosch und wir müde heimmarschierten, im Ohr den Klang des Gelöbnisses: wer auf diese Fahne schwört, hat nichts mehr, was ihm selbst gehört. Auf dem Rockaufschlag trug ich, wie Bob, die kleine Raute, von deren rotem Grund sich silbern das Edelweiß abhob, das Zeichen des Bundes Oberland.
Fremd mutet uns heute dieses Szenario an, das der Schriftsteller >>>Bodo Uhse 1935 in seinen Erinnerungen: Söldner und Soldat schildert. Uhse lebte damals bereits im Exil. Ähnlich wie >>>Richard Scheringer, heute längst vergessen, konvertierte er Ende der zwanziger Jahre vom Nationalsozialismus zum Kommunismus. 1936 finden wir Uhse an der Seite von Malreaux, Hemingway u.v.a. als Offizier in den Internationalen Brigaden vor den Toren Madrids. Aus dem jungen Antirepublikaner der Weimarer Republik war ein Verteidiger der Spanischen Republik geworden. Zurück zur Vergatterung des 17 jährigen Uhse zum Freikorpssöldner. Männlich sein, seinen Körper stählen, einer Gruppe anzugehören, und ihren Riten sich mit Lust unterwerfen, eine Waffe besitzen, für seine Ideale sterben, “mannhafte” Abenteuer suchen, diese Leidenschaften teilte der junge Bodo Uhse damals mit vielen seiner Generation. Männerbündisch, man glaubt es kaum, geht es auch heute wieder zu, denkt man an >>>Totenkopfspiele dt. Soldaten in Afghanistan.

Es ist Klaus Theweleit zu danken, systematisch die „männlichen Träume“untersucht und entzaubert zu haben. Sein Werk „Männerphantasien“ war für mich prägend, wenn ich auch nicht alle Schlussfolgerungen unterschreiben würde.

K l a u s T h e w e l e i t wurde am 7.Februar 65 Jahre alt.


Nachträgliche, Herzliche Glückwünsche und eine schöne Feier heute in der Bockenheimer.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .