B.L.’s 1.3. – Kaffeekantate

16.43
Wenn die Kaffeemaschine für Filterkaffee mit ihrem roten Lämpchen schon anzeigt, daß die Glaskanne bei näherem Hinsehen im Licht der Küche, das gleich nach dem Einschalten erst nur trübe ist, bis zu einem bestimmten Pegel sich dem Schwarz der Maschine anpaßt, wenn sie nach mir aufsteht, was in diesen Tagen meistens der Fall ist, dann muß ich oft erst mittags zum Kochen den Gashahn aufdrehen, denn dann hat sie darauf verzichtet, sich selbst einen Espresso auf der Gasflamme zuzubereiten, und es vorgezogen, den schon fertigen Kaffee zu trinken. Nichts geht mir über meinen Filterkaffee. Leider bekomme ich hier nicht so guten Kaffee wie in deutschen Landen und muß mich mit einer Marke begnügen, die „American Coffee“ heißt. Sicher, ich könnte mir auch den Kaffee speziell für den Filter in einer Kaffeerösterei malen lassen (also etwas grobkörniger), aber hier in der Nähe gibt’s keine, und außerdem würde es wohl auch mehr kosten. In Rom griff ich zuweilen auf diese Lösung des Problems zurück, aber geschmacklich war das auch nie mit einem frisch gemahlenen Kaffee von meinethalben Tchibo vergleichbar, den ich immer gern dauernd daran schnüffelnd nach Hause trug. Dem Espresso stehe ich nur noch sehr skeptisch gegenüber. Am liebsten noch irgendwo am Tresen, wenn ich meinetwegen in Orte aus dem von Rom kommenden Zug ausgestiegen bin, in dem ich oft einfach nur einpenne, um mir etwas Koffein zuzuführen und um etwas Zeit verstreichen zu lassen, weil irgendwo zwischen Orte Scalo und Orte die Durchfahrt unter einer Hochbrücke eng und durch eine Ampel geregelt wird, vor der sich besonders nach dem Eintreffen von Pendlerzügen aus Rom lange Autoschlangen bilden. Am liebsten dann noch ab und zu den Cappuccino mit einem Cornetto. Jedenfalls kann ich diese Lattemacchiato-Manie überhaupt nicht verstehen. Mit dem Filterkaffe – noch dazu bitter getrunken – läßt sich je nach Dosierung ein frühmorgendliches Herzflimmern erzeugen, dessen Wirkung der Berührung gleichkommt, die Michelangelo nur vage andeutet, wenn er Gottes und Adams Finger einander in gefährliche Nähe kommen läßt.
Die Leber indes beruhigte sich gestern ziemlich rasch, nachdem ich ihrem Zipperlein gestern einen Namen gegeben hatte…

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