B.L.’s 4.5. – Soracte

19.01
Keine Zeile habe ich bisher gelesen. Den Vormittag mit Terminologie-Recherchen vertan im Zusammenhang mit der Herstellung von Schals und Strohhüten. Und Menüs für die Website eines Reiseveranstalters übersetzt, die teils auf Englisch, teils auf Babelfish-Deutsch waren. Also zuweilen ein Ratespiel. Von der Post dann strömendem Mairegen ein Paket meiner Schwester abgeholt: ich hatte zwei Republik-Bände (darunter die in der Republik auch erschienenen „Tiere sehen dich an“ von Hans Wollschläger (auch wenn ich schon die Haffmanns-Ausgabe gelesen habe (eine dritte gibt es nun gebunden bei Wallstein (und daneben auch im —> Internet )))) über amazon-Anbieter bestellt, die aber nicht nach Italien verschicken (das Warum ist mir schleierhaft, die Versandkosten werden doch sowieso berechnet), also gab ich Adresse meiner Schwester an. Das Allerliebste an dem Paket waren dann gar nicht mal die Bücher, sondern das Pfund Filterkaffee (Melitta Café Auslese Spitzenqualität) und die beiden großen Marzipan-Eier von Niederegger: Hach! und Hm! und Lecker! Das hat mich wirklich sehr gefreut. Diese deutschen Eß-Synapsen scheinen tatsächlich mit Gedächtnis begabt zu sein: das geht bei mir von den Kartoffeln über geräucherte Heringe (andere findet man hier nicht, und man muß aufpassen, das sie nicht zu arg gesalzen sind) bis hin zum strammen Max (natürlich mit reichlich Ketchup). Wobei mir noch aus der Kindheit Begriffe wie Kunsthonig mit Bienenhonig einfallen und mir vor Augen fast der schwarze Rübensirup materialisiert. Man könnte da so weiter gehen mit Schnecken, Amerikanern, Hanuta und Brausepulver sowie dem verhaßten Gänseklein. – Heute ergab sich außerdem die mittlerweile rare Gelegenheit, für zwei das Mittagessen zuzubereiten. Wo wir schon beim Thema Essen sind. – Das ich aber jetzt verlasse. Unter spitzen Bemerkungen („Bald hörst du’s nicht mehr.“) in Bezug auf mein mittlerweile höchstempfindlich gewordenes Trommelfell, sobald der Hund seine Ungeduld lauthals herausbellt (kläffen ist das nicht mehr), verließ ich dann Haus und Grundstück, um erstmal zum Friseur zu fahren, dann die (mir zum Mitnehmen beim Umzug angedachte) Steppdecke zur Reinigung zu bringen, auf der der Kater neulich seine Bedürfnisse hinterlassen hat, und schließlich die dritte Visite in der neuen Wohnung zu machen, um zu scheiden, wie ich mit den Regalen und dem Schreibtisch umgehen soll. Die Lösung habe ich heute gefunden. Arbeitszimmer bleibt das helle, was ich gestern schon als „Arbeitszimmer“ bezeichnet habe. Der Schreibtisch wird so ausgerichtet sein, daß ich den alten vorspringenden Ortskern und den heute gut sichtbaren Monte Soratte (Soracte bei —> Horaz, und von —> Heyse gibt’s ein Sonett, in dem er, der Berg, vorkommt) im Auge habe. Auf den Fotos, die ich vorgestern machte, ist er im Dunst nicht zu sehen, und heute hatte ich den Fotoapparat nicht dabei. Ich werde das nachreichen. Es ist ein vis-à-vis der Solitären, da auch der Soratte völlig isoliert (ich sollte besser sagen: für sich) in der flacheren Landschaft um ihn herum steht. Unter solchen Umständen können die Wände meinetwegen warten. Ich werde sie peu à peu streichen, nachdem ich den elenden Löchern Stuck ums Maul geschmiert habe. Und heute lief auch das Wasser endlich. Nur fand ich nicht den Gaszähler, dessen Angabe ich aber nächsten Dienstag unbedingt brauche, um auch warmes Wasser zu haben.

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