Arbeitsjournal. Sonnabend, der 5. Mai 2007.

6.54 Uhr:
[Arbeitswohnung. Reger, Suiten für Cello solo.]
Hab mich gestern in dem Versuch verfahren, ein Gedicht zu schreiben, das „Giacinto Scelsi hören“ heißt; ich will es dennoch schreiben, muß nur erst mal aus diesem ins Fehl führenden Ansatz wieder heraus. Auch AMNION (Stromboli) verknotet sich gerade, da muß inneres Kopf-zurecht-Rucken erfolgen. Unterschwellig beschäftigt mich der Döblinpreis, also das „Wettlesen“ am nächsten Samstag im >>>> LCB, wobei es mich irritiert, daß ich („noch“ sagte die Geliebte gestern >>>> im Pratergarten {Bild} ) überhaupt nicht nervös bin. Die Veranstaltung ist nicht öffentlich, sondern etwa 50 Leute aus dem Literaturbetrieb (Lektoren, Journalisten, Agenten) seien geladen, die die vorgetragenen Texte jeweils diskutieren, bevor um 18 Uhr die Jury ihre Entscheidung fällt. Woher immer er`s haben mag, >>>> Lotree hat gestern die Kandidatenliste veröffentlicht; also muß auch ich nicht länger hinterm Berg halten. Ins Endspiel gekommen sind (nach den einzelnen Namen googlen Sie bitte selbst):

Jenny Erpenbeck, Patricia Görg, ANH,
Michael Kumpfmüller, Bruno Preisendörfer und Norbert Zähringer.


In dieser Reihenfolge wird auch gelesen werden; drei tun`s vormittags, drei nachmittags. Ich hätte gern, daß >>>> Dielmann dabei ist, der sich der gesamten ANDERSWELT-Trilogie ja nun annehmen wird; er weiß aber noch nicht, ob er die Reise schafft. Dafür kommt Frank Niederländer von >>>> tisch7; außerdem wird, für den Berlin Verlag, Delf Schmidt da sein, was mich besonders beruhigt. Und meine Familie will mitkommen, incl. Babysitterin für die Zwillinge. Mir ist das, gerade nach den feuilletonistischen Schlammschlachten um >>>> MEERE, sehr wichtig; die Idee kam aber von der Geliebten selbst, nicht von mir. Ich bin drüber so dankbar wie erleichtert, hätte es aber gut verstanden, wenn sie sich einem öffentlichen Auftreten noch nicht aussetzen wollte. Es werden ja sehr viele von denen zugegen sein, die mich öffentlich angegriffen haben, bzw. moralisch niedermachen wollten. Und sowieso hängt mir der vorgebliche Macho an; da kann es nicht schaden, als der Familienvater in Erscheinung zu treten, der ich eben a u c h und gerne bin. Was ich aus dem 1000seiter allerdings lesen, w a s ich in 25 Minuten Lesezeit vorstellen soll, bereitet mir etwas Bauchschmerzen. NULLGRUND, das sich von Geschlossenheit, Kraft und Umfang eignete, möchte ich n i c h t lesen, weil ich weiß, wie sehr dieser Text polarisiert; ich-als-Person polarisiere schon genug. Der Roman-selbst ist aber gerade so geladen mit ineinander verschränkten, eng gewobenen Szenen, in denen überdies die Personage in ihren Identitäten miteinander verschliffen ist, daß sich in der zur Verfügung stehenden Zeit eigentlich gar nichts Repräsentatives vortragen läßt. Das h a b ich nun von meinem ästhetischen Ansatz und seiner Durchführung… Übrigens hab ich gar kein ausgedrucktes Typoskript mehr hier; ich werd am Montag zum Senat radeln, um das Exemplar abzuholen, das ich für >>>> das mir abermals abschlägig beschiedene Berliner Literaturstipendium eingereicht hatte.

[Claus-Steffen Mahnkopf, Illuminations du brouillard I.]


Weiterer Geld-Ärger. >>>> Strato hat für den hiesigen DSL-Anschluß bei einer mir gewogenen Leserin mehr Geld und mehrmals abgebucht, als aus den Rechnungen hervorgeht; das muß dringend geklärt werden. Außerdem ist noch das Geld aufzutreiben, das die für Dienstag angedrohte Stromsperre abwendet. Im übrigen geht’s mir aber, von der Zahnarztgeschichte abgesehen, gut. Denn literarisch läuft es besser als seit Jahren. Daß sich für MEERE eine Lösung gefunden hat, dürfte dabei, im Hintergrund, eine große Rolle spielen. Übrigens hat mir >>>> Schöffling, der ohne vorherige Benachrichtigung >>>> das New-York-Buch verramscht hat und mir nun mitteilt, es sei jetzt bei ihm vergriffen, nach meiner schriftlichen Aufforderung die Rechte daran zurückgegeben. Da müßte nun ebenfalls gehandelt werden. Aber, wie für einiges andere, ist dafür erst einmal abzuwarten, wie der nächste Samstag ausgehen wird. Er könnte vieles wenden.

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