B.L.’s 11.5. – Güterteilungswahn

21.27
Schon seit heute morgen steht der Anrichtetisch in der Küche mit all den Dingen randvoll, von denen sie meint, daß sie mir zustünden. Dann noch die abwägende Liste: à la „ich Geschirrspüler, du Waschmaschine“. Die Waschmaschine habe ich schon mal durchgestrichen, sie hätte eh nicht ins Bad gepaßt. Beim Abendessen drückte sie wieder auf die emotionale Taste: Die Neffen, daß sie in gewissem Sinne traurig sei. Und alle Erörterungen über Vorgehensweisen bringen mir nach meiner Antwort, die meinetwegen auch noch weiteres umspannt im selben Zusammenhang, die Gegenantwort ein: „Davon war doch aber gar nicht die Rede.“ Oder es klingelt das Telefon, während ich hier anfange zu schreiben. Sicher ihre Schwester, denke ich, also lasse ich es bimmeln. Sie indes um diese Zeit Staub wischend. „Geh mal bitte ans Telefon.“ Natürlich ihre Schwester. Ich war ziemlich unwirsch. Also Tür auf und sagen, es sei die Schwester. Jetzt spricht sie nebenan, und ich höre natürlich alles durch die Tür. — Ich liebe das Unnütze, das Sinnlose. Heute sah ich in einer der Verkaufshallen (Secondhand) im ternaner Industriegebiet eine (quadratische) Holzsäule. Wie auf dem Schild stand, sind es zwei, also eine über die andere gestellt. Wahrscheinlich dienten sie einst dazu, um darauf Blumenvasen aufzustellen. Der untere Teil hatte einen größeren Umfang als der obere, so daß sie beide sich nach oben verjüngend recht stattlich über zwei Meter hinausragten. Als ich dann noch in der neuen Wohnung war, um den gekauften Badezimmerspiegel anzubringen (mit abgerundeten Ecken: und da ich nicht daran gedacht hatte, nach der Aufhängemodalität zu fragen, stand ich dann da mit dem Spiel, der zwei Dübel vorsieht, während die im Bad vorhandene Schraube solitär ist, so daß ich ihn nur an einer Seite aufhänge und er nun diagonal überm Waschbecken mein Gesicht wiedergibt. Gut, dann soll er halt so hängen bleiben!), stellte ich mir in Gedanken diese Holzsäule ins Wohnzimmer. Sie reizt mich ungemein. Ob als Bildsäule umfunktioniert oder sonstwas. Preis 165 Euro. Und was mich auch reizt, ist das völlig Unpraktische daran. Dem phallischen Stellenwert wird natürlich auch Rechnung getragen. Auch für den Kamin habe ich schon Vorstellungen, wie er umfunktioniert werden könnte. Überhaupt: Die Dinge anders benutzen, als wofür sie bestimmt sind. Die Worte anders benutzen, als wofür sie bestimmt sind.

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