Paul Reichenbachs Montag, der 25. Juni 2007. Zurück. Die Natur suchte ihr Recht.

DAS GELÄCHTER IST GÖTTLICHER,
UND ES IST SOGAR UNFASSBARER
ALS DIE TRÄNEN.
Georges Batailles

>>>Ihr Lachen, als wir durch die Gassen von Petit France streiften, Hand in Hand, überall Musik, es war als würde Strassbourg an diesem Tag das Leben feiern, ging mir durch und durch. Ich hatte beruflich in Europas Parlamentsstadt zu tun und als sie davon erfuhr, wollte sie mit. Und da waren wir dann für 3 Tage und zwei Nächte und taten uns gut. Am Denkmal des Jungen Goethe nahmen wir Abschied. Wissend, dass diese Tage nicht wiederholbar sind umarmte sich da ein ältliches Paar, stand wie Philemon und Baucis beieinander, es regnete erbarmungslos, nein, keine Tränen! Das Wasser fiel wie flüssige Seile, die vom Straßenbelag jäh zerrissen wurden, aus dunklen, massigen Wolken, zerfloss und zerfaserte im Kopfsteinpflaster und Asphalt. Schon zwei Tage zuvor hatte ich ein ähnliches Schauspiel zu Haus erlebt. Das Wasser stand, wo mein Auto parkte, 50 cm hoch in der Strasse. Gummistiefel waren die einzige Rettung, um einigermaßen trocken ins Fahrzeug zu kommen. Die Natur rächt sich. Nein, das ist falsch. Die Natur nimmt sich ihr Recht, der Gedanke scheint mir besser, und kümmert sich einen Dreck darum, ob wir sie entfesseln halfen. Sie ist, wenn sie will frei, und es ist nur der Einbildung geschuldet, wir würden sie begrenzen oder wesentlich beeinflussen können. Ich weiß die Naturwissenschaft sagt was anderes. Sie spricht von Klimakatastrophe. Von Erderwärmung. Mag alles sein, aber in dem Moment, wo ich sie direkt erlebe, bei Überschwemmungen oder Gewittern aller Art, wird mir klar, wie unabhängig sie von uns ist. Und wie sie uns beherrscht, verrieten die übermüdeten Gesichter zweier Menschen, die sich, „Willkommen und Abschied“ im Kopf, ohne sich nach einander umzusehen, trennten. So wie die Natur sie zusammenbrachte, so liefen sie auch auseinander, schnell und ohne Rücksicht, in des Wortes wahrer Bedeutung. Einzig Ihr Gelächter, das Stakkato des Regens auf meinem Schirm, wird mir im Gedächtnis bleiben. „Das Gelächter führt uns auf jenen Weg, wo das Prinzip eines Verbotes, das Prinzip notwendigen, unvermeidlichen Anstands sich in verständnislose Heuchelei verwandelt, in ein Unverständnis dessen, was auf dem Spiele steht. Die vom Spott begleitete, äußerste Zügellosigkeit geht Hand in Hand mit der Weigerung, die Wahrheit der Erotik ernst – ich meine: t r a g i s c h – zu nehmen. (Bataille)“
Ernste Tage im Elsass. Nur ganz so still, wie die von Clichy, waren sie nicht.

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