B.L.’s 31.7. – Anstandswauwau

20.52
Korrespondenz. Schöne Korrespondenz. Plädoyierend, eingehend, assoziierend. Frauen. Zuhören. Und im Nachempfinden des Zuhörens ein Zuhören entstehen lassen. Nur Paul macht eine Ausnahme als Mann. So lange schon schrieb er nicht, mir schon länger nicht als im Tagebuch hier: „… und außerdem liege ich seit gestern im bett, sommergrippe…“. Schrieb er auf meine besorgte Anfrage. Morgen sei er wieder auf Sendung, wie er’s nannte. Und es ist so schmerzlich nicht da, dieses Korrespondieren, sobald ich sie am Telefon höre. Diese ihre steife Vorschrift neulich (weshalb wir da am Telefon stritten, weil ich’s außer Acht gelassen), doch wenigstens zu fragen, wie’s geht. Ja nun, wie soll’s mir gehen: ich mach’ mir grad’ ’ne Stulle und ansonsten hab’ ich eben erst aufgehört zu arbeiten. Was soll man schon antworten auf die Frage: Wie geht’s? sobald sie zur Anstandsformel wird, und sobald die Antwort nicht wirklich das aussagt, was tatsächlich ist. Ihre Antworten sind dann natürlich auch so stereotyp wie die Frage selbst. Also was soll’s? Die Form allein gibt keinen Inhalt her. Noch gestern abend hatte ich damit zu kämpfen: ich legte mich um zehn ins Bett, denn der Arbeit wär’s zugute gekommen, allein die Phantasie spann Fäden, die mich da wie vor einem Gericht sahen, der vorsitzende Richter natürlich sie. Samstag hat sie Geburtstag. Anrufen werde ich. Das ja. Aber ob und wenn ja, wann ich zu dieser meiner Idee zurückkomme, mit ihr einmal im Monat Essen zu gehen, das weiß ich jetzt nicht. Die letzten aus der Luft ihres Bildes von mir gegriffenen Vorwürfe über mein angebliches Verhalten, das gar keines ist, haben mir vorerst die Lust dazu genommen.

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