Arbeitsjournal. Donnerstag, der 20. September 2007.

5.12 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
So, Endspurt an der Dreizehnten; ich hab sogar gestern frühnachts, doch noch, etwas daran herumgeschrieben; wenn man bedenkt, daß mich momentan eine dreiviertel Seite fast einen Tag kostet, dann s i n d zweidrei Zeilen sogar etwas. Es ist diese Mischung aus im-Rhythmus-bleiben, die richtigen (sich ihm fügenden) Formulierungen, ja mitunter nur einzelne Wörter suchen, und gleichzeitig der Kampf um den Ausdruck: also das, was ich eigentlich sagen will, herauszuziehen, was immer noch unter der Oberfläche verborgen ist – was diese Arbeit so mühsam macht. Dazu kommt, ich dachte gestern darüber die ganze Zeit parallel nach, daß ich zwar in den Elegien ein Hohelied der Vaterverantwortung und des Vaterwillens, eines liebenden, singe, zugleich mich meine finanzielle Situation aber außerstand setzt, dieser Verantwortung, diesem Verantwortungsbewußtsein und -willen in einer Weise nachzukommen, wie sie mir nicht nur vorschwebt, sondern dringend angeraten ist; etwa für die musikalische Ausbildung zu sorgen, aber zugleich zu wissen, daß ich eigentlich gar kein Geld für Instrumentalunterricht habe, für sportliche Förderungen habe usw. Da muß ich, weil ich dem Jungen das n a t ü r l i c h zukommen lasse, immer auf eine Weise herumtricksen (für ihn finanzielle Förderer finden usw.), deren kreativer, bzw. widerständiger und Hindernisse psychisch verdrängender Aufwand imgrunde dem Nachgehen eines Jobs völlig entspricht – mal davon abgesehen, daß ich zum Beispiel von den Job-Centers ganz sicher als unvermittelbar eingestuft würde, allein schon aus Altersgründen. Was wiederum etwas sehr Komisches hat. Und Hartz IV, je nun, das stellte ja nun erst recht keine Mittel für den Jungen bereit. Bei alledem läuft die intensive, intensiveste literarische Arbeit – nicht mehr echolos wie in früheren Jahren, aber doch unentgeltet für weite Strecken; meine Bücher verkaufen sich ja objektiv schlecht, etwa so wie Lyrik-Bände – deren Ansprüchen sie aber auch entspricht. Ich habe Prosa ja immer als Dichtung aufgefaßt, nicht als formlose Erzählerei.
Nein, kein Wort zum Donnerstag, ich brech das mal ab; es wird Schwadronieren.
Und setz mich an die Elegie.

Ach ja, ich werde den Titel >>>> dieses Gedichtes für den Titel des nächsten Gedichtbandes nehmen, der freilich – wahrscheinlich – erst nach den BAMBERGER ELEGIEN wird herauskommen können:






Alban Nikolai Herbst

DER ENGEL ORDNUNGEN.

Gedichte.





Schön, das.

6.15 Uhr:
Anruf von der Geliebten, die krank geworden ist. Grippe, harmlos, doch heftig. Ich pack hier das Nötigste zusammen und radel rüber, um zu helfen und dort dann zu arbeiten, soweit das geht.

[Kommentator(in) >>>> sturznest hat in letzter Zeit die Angewohnheit, zu kommentieren und wieder zu löschen und wieder zu kommentieren und sofort wieder abermals zu löschen – heut früh sollte wohl >>>> darauf aufmerksam gemacht werden. Da sich sturznest offenbar nicht entscheiden kann, nehm ich die Entscheidung in meine eigene Hand.]

9.03 Uhr:
[Am Terrarium.]
Alles schläft hier jetzt, außer mir. Ich habe die Dreizehnte fertig, auch schon ein erstes Mal die Versmaße überprüft (laut lesend metronomisch mitgezählt) und in die Ausdruck-Datei übertragen. Gleich werd ich den Schluß der XIII. in Die Dschungel stellen.
Nächster Schritt: Das >>>> REQUIEM AUF ALLAN PETTERSSON in die Arbeitsdatei kopieren, also meine eigenen lyrischen Texte dazu, und überarbeiten, denn ich möchte dieses Requiem, das ja ziemlich zeitgleich mit den Elegien entstanden ist und ähnlich in der Form, als Anhang den BAMBERGER ELEGIEN beigeben. Hier müssen die Hexameter allerdings n i c h t streng sein.
Ist das getan, ich denke mal, am Wochenende, kommt auch das in die Ausdrucksdatei, und diese wird dann kopiert und die Kopie als Grundlage für die Dritte Fassung gespeichert, an welche ich mich nach einer Pause von vielleicht zwei Wochen, zum „Abhängen“ des Textfleischs, setzen werde.

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