Paul Reichenbachs Donnerstag, der 25.Oktober 2007. Ach, Litauen…

Ach, Litauen, ach Litauen…
So beginnt seltsamerweise Weise das polnische Nationalepos “Pan Tadeusz”
von >>>Adam Mickiewicz. Romantik pur. Und wenn ich nicht betroffen wäre, würde ich vermutlich Kitsch zu solchen Zeilen, wie folgenden, sagen:

Der Fremde stand am Fenster und sann und schaute lange –

Der Blumen süßer Duft umspielt ihm Brust und Wange,

Und bis zum Veilchenstrauch neigt er das Antlitz nieder,

Die Augen suchen umher – und bleiben haften wieder,

Dort an den Spuren haften von jenen Füßchen klein –

Er schaut’ und sann: weß mochten wohl die Füßchen sein?

Zufällig blickt er auf – und sieh’, auf der Planke stand

Ein junges Mädchen, gekleidet in ein weiß Gewand,

Das von der Brust hinab den schlanken Leib umfloß –

Der Schwanenhals, die Arme blieben frei und bloß.

So pflegt ein lithauisch Mädchen des Morgens nur zu geh’n,

So wird’s von eines Mannes Augen nie geseh’n.

Mindesten zweimal werde ich die nächste Woche aushäusig sein.
Montag, ein Muss, die >>>Peter-Kurzeck-Lesung >und am Dienstag, den 30 Oktober liest der >>>itauische Lyriker Antanas A. Jonynas Gedichte. Leider kann R. nicht dabei sein. Sie ist in Wilna und kommt wer-weiß-wann zurück. Die Beziehung oder besser die gegenseitige Zuneigung, das, was ich einmal als litauische Krankheit bezeichnete, ist inniger geworden, seit dem R. aus beruflichen Gründen zwischen Wilna und Frankfurt in einem unregelmäßigen Zyklus hin und her pendelt. Es vergeht kein Tag ohne, dass wir mailen oder per sms uns freuen. Die Worte nivellieren scheinbar den gewaltigen Altersunterschied, den ich, wenn ich von ihr lese, sie höre oder sehe, nicht mehr wahrnehme. Sicher, da ist bei mir ein Erfahrungs-und Wissensvorsprung, der einfach nicht zu leugnen ist. In ihrer Gegenwart schraubt er sich auf ein Maß zurück, das dem “Haut an Haut”, der Empfindung, niemals Konkurrenz sein kann. Unlängst, wir waren am Flughafen in Hahn, sie flog zurück, flüsterte sie mir ins Ohr: „ Ich muss nicht alles verstehen, dafür kannst du vieles an mir nicht begreifen. Ich kann aber und will alles fühlen“. Und Du auch, das macht uns aus,setzte sie hinzu. Mir wurde ganz schwummrig.

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