Paul Reichenbachs Montag, der 29. Oktober 2007. La recherche de la réalité.

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So lautet der Untertitel eines Kapitels in Carl Schmitts Schrift Politische Romantik, lange vor seinem Sündenfall geschrieben, die ich mir gestern nach der Lektüre von Mosebachs Büchner-Preisrede aus den Regalen fischte. Aber weder vom Revolutionär Büchner, noch vom Reaktionär Schmitt, oder von Martin Mosebach, dieser einzigartige literarisch-politische arbiter elegantiarum deutscher Zunge, soll heute die Rede sein. Der Verführung die 3 Namen essayistisch in einen Zusammenhang zu bringen muss ich leider aus Zeitgründen widerstehen. Auf meiner „Agenda der Freiheit“ steht (d.h: endlich ohne Zeitdruck schreiben können) dieses Trio, ebenso wie das Gesamtwerk von Alban Nikolai Herbst, ganz oben.
„Alle Zufälle unseres Lebens sind Materialien, aus denen wir machen können, was wir wollen.“ (Novalis)
Die Suche nach der Wirklichkeit, um ein Erlebnis des vergangenen Wochenendes zu schildern, verwandelte sich in einen Einbruch der Realität in die Welt meiner Fiktionen. Die Gegenwart ist ja nichts anderes, schreibt Carl Schmitt, als die punktuelle Grenze zwischen Vergangenheit und Zukunft.…. sie ist aber auch der Ausgangspunkt für eine Linie ins Unendliche, die nach jeder beliebigen Richtung gehen kann. Am Freitag zeigte ihr Vektor in die Vergangenheit. Ich war in meine kleine Sauna gefahren, um den Stress der vergangenen Woche auszuschwitzen und traf dort auf eine Person, die bei mir nur noch als Fiktion und dementsprechend in Tagebuchnotizen verdichtet existiert. >>>Die Malerin, 22 Jahre hatten wir uns nicht gesehen, ich erkannte sie sofort, schwitzte zufällig am gleichen Tag, zur gleichen Stunde und in der selben Sauna, wie ich. Als ich sie ansprach, schien mir, wollte sie erst wegducken und mir aus dem Wege gehen, um sich dann doch für ein Lächeln und ein „Du bist es? zu entscheiden. Ich war ähnlich verlegen wie sie und überfiel sie 15 Minuten lang mit einem Schwall biographischer Begebnisse der letzten 2 Jahrzehnte, was ich im Nachhinein sehr bedauere. Besser wäre es gewesen, meine ich, taktvoller, an Gemeinsamkeiten zu erinnern. Oder sie zu fragen, wie es ihr denn gehe, was sie mache… usw.? Den Mantel allerdings, ihr Geburtstagsgeschenk, da bin ich sicher, wollte ich nicht erwähnen. Diese Geschichte hätte sie aus Gründen des Selbstschutzes garantiert für Fiktion gehalten. Und wenn ich ehrlich bin, weiß auch ich nicht mehr, was einst Realität gewesen … Die Töchter der Erinnerung komprimieren Ereignisse und produzieren ein Ich, das sich im fiktionalen Raum als Geist aus der Flasche erweist, und, ganz Dschinn eben, sich über den Wolken der Wirklichkeit dehnt. Und so wird alles, was einem geschah oder geschieht, „erstes Glied in einer unendlichen Reihe, Anfang eines unendlichen Romans. “ (Novalis)

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