Paul Reichenbach Montag, der 26.November 2007. Venus & Maria.

Das Wochenende war, ganz im Gegensatz zu den Dschungeln, man konnte über das Verhalten mancher Kommentatoren nur den Kopf schütteln, harmonisch. Zwei Ausstellungen, die eine am Samstag – Henry Moore in den >>>Opelvillen in Rüsselsheim – und die andere im Frankfurter Städel – Lukas Cranach -.

Moore: Das sind Skulpturen, Landschaften ähnlich, die frühe mütterliche Kulturen ins Bewusstsein rufen, die der Mensch floh, um selbständig laufen lernen zu können. Der Bildhauer hebt mit seinen Arbeiten vorgeschichtliche Tiefen und zivilisatorische Anfänge ins Gedächtnis, deren Vorder- Hinter- und Abgründe er plastisch in eine Utopie der Harmonie verwandelt. Anregung dafür sind ihm vorgefundenes Material, Knochen und Steine, die am Wege liegen. Sein ästhetischer Blick nutzt Ablagerungen, biologische Strukturen, deren natürliche Formung durch Erosion und Verwitterungen, um den Menschen an einen Traum zu erinnern, der ihm einst im Mutterleib embryonale Realität war. Bei Moore zeigt sich Nächstenliebe in archaisch anmutenden Werken. Seine Fern und Tiefsicht ist keine Lossagung vom zentralen Gebot der 3 abrahamitischen Religionen. Im Gegenteil. – Erst einer ganzen Generation egoistischer Selbstverwirklicher in den 80-zigern wird dies gelingen. Denn statt sich um den unmittelbaren Nachbarn zu kümmern, kaschierte sie ihre egomanischen Bedürfnisse und Weltängste mit dem Mantel der Solidarität für die 3. Welt u.ä…. Heuchelei pur !! –
In den Rüsselsheimer Opelvillen bekommt der aufmerksame sensible Betrachter eine Ahnung davon, dass Bildhauerei, wenn sie diese Abstraktion wie bei Moore erreicht, einen unmittelbaren Bezug zu Klangwelten entwickelt, die wir bei >>>Orff, >>>Penderecki , >>>Avo Pärt oder >>>> in der Gebrochenheit eines Petterson entdecken können.
Sonntag dann Besuch bei Cranach. Zwei Bilder beeindruckten mich besonders, eines, das in gewisser Hinsicht Pauls litauische Krankheit parodiert und ein anderes, wo Cranach den Marienkult in amouröse Ursprünge übersetzt. Mein Verdacht bestätigte sich, dass Ezra Pound bei seinem vielschichtigen Vers …>>> Ich habe ihn von der Honigwabe essen gesehen…nicht nur an Jesus sondern auch an Amor dachte. Lukas Cranach hat, bereits Jahrhunderte vorher, in seinem Werk Pound bildhaft vorweg genommen. Dass sich hinter Maria Venus verborgen hält und umgekehrt, obwohl eine Binsenweisheit, erstaunt mich immer aufs Neue und umso mehr, weil im Kunstwerk die gewöhnliche Realität von Kausalzusammenhängen überwunden wird. Dieser Gedanke kam mir jetzt spontan. Auf seine innere Logik hin muss er noch abgeklopft werden.

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