Mit Verspätung kommt der ICE-Sprinter in FFM an, ich bin fünf Minuten zu spät im Studio. Was kein Problem ist, da Hans Peter Schupp, Sprecher 3 im Stück, erst für nach Mittag dasein kann. Also beginnen wir anderen, nach kurzer Vorbesprechung.
Das Team: Birgitta Aßheuer, Heinrich Giskes, Uwe Koschel, Hans-Peter Schupp.
Doch die großen Studios im Hessischen Rundfunk waren auf Monate belegt; so hatten wir nur ein kleines bekommen, und aus Zeitgründen (für die Sprecher steht nur ein Tag zur Verfügung) wird nun die Aufnahme auf mono gefahren. Was ich überhaupt erst mittags mitbekomme. Der Techniker schimpft die ganze Zeit: „Wiese haben wir nicht Studio 6? Was könnte man aus diesem Text machen!“ Leukert zuckt mit den Schultern, er hat es versucht. Ich wiederum bleibe ohnedies unterdessen gelassen: Nicht selten haben einen unangenehme Umstände dazu gezwungen, sich eine ganz besondere Kunstform auszudenken; man braucht nicht „Finessen“ um gute Arbeit abzuliefern, man braucht auch kein Stereo.Technik: Helmut Schick. Redaktion: Bernd Leukert.
Weiterer Ärger zwischendurch: daß Hans-Peter Schupp, Sprecher 3, nur am Nachmittag konnte, zwei der anderen Sprecher aber nur für den Vormittag bestellt waren, obwohl es im Stück Parts gibt, wo alle zusammen sein und sprechen müssen. Ein Dispositionsproblem, vielleicht auch Mißverständnis. Aber jeder Sprecher will diesen Text sprechen, also löst sich alles; man kann und man bleibt halt übers Mittagessen hinaus. Nur hat das Verfahren den Nachteil, daß wir – ähnlich wie beim Film – nicht chronologisch nach Typoskript und Szene aufnehmen, sondern nach Sprecheranwesenheit, weshalb die eine Spur, auf der aufgenommen wird, später völlig umgeschnitten werden muß. Dafür haben wir keinen Techniker mehr, sondern daran werden am zweiten Produktionstag Leukert und ich alleine sitzen. Und weil es dafür kein Studio gibt, überspielen wir nunmehr (und tun es bis in die Nacht) die aufgenommenen Sprecherszenen in unsere Laptops, um morgen die Aufnahme sauberzuschneiden.
Durch die module Arbeitsweise, und weil alle Musik noch fehlt, klingen die Texte bislang recht trocken, man weiß nicht recht, worauf es hinausläuft; der auch hier verwendete Hexameter hat Reiz, ja, aber steht noch im Raum wie eine teils sinnlose, teils so durchsichtige Säule, daß man sie eigentlich für einen Irrtum hält.