Die Dschungel. Anderswelt.

Die Heizung habe ich wegen der Sonne erst spät eingeschaltet. Da die Wohnung nach Süden ausgerichtet ist, bleibt die Temperatur am Nachmittag erträglich und so zwischen 18-19°C. Beim Lüften gibt’s dann allerdings einen kleinen Absturz. Denn, wie gesagt, es war keine pralle Sonne, sondern eine etwas opake Helligkeit. Weitsicht gab es jedenfalls nicht. Und wieder nicht nach Terni gekommen. Heute wegen der Arbeit. Und morgen wohl auch nicht, denn wie ich im Internet (über die Seite von >>> „La Repubblica“ – mein einziger, aber mir völlig ausreichender End-of-the-World-News-Nabel zur Welt), scheint hierzulande ein LKW-Streik ausgebrochen zu sein (na doch, gestern merkte ich es im Supermarkt: es fehlte an frischem Obst und Gemüse), und nunmehr seien schon 80% der Tankstellen ohne Benzin. Auch deshalb besorgte ich mir heute alles im Dorf und zu Fuß. Von ferne grüßte mich im das Weite wieder herstellenden Abenddämmer dabei eine hauchdünne Mondsichel. Und ich merke gerade, wo ich in mich hineinhöre, daß tatsächlich die LKWs abwesend sind: sonst donnert es ab und zu durchs Dorf auf der mir sogar zum Teil sichtbaren Durchgangsstraße. Es donnert also nicht. Nennen wir’s also „quiete“. Obwohl daß auch schon als solches definiert werden kann: einer Nachricht aufsitzen. Denn sonst registriere ich ja selbst das Durchfahren eines LKW zwar schon, aber es stört mich auch nicht. Das ist genauso mit all den Mord-/Totschlags-/Vergewaltigungs-Nachrichten. Plötzlich herrscht nur noch Gewalt in der Welt. Aber keiner wundert sich, daß beim normalen Gang durch die Straßen nirgends Blut fließt. Hauptsache, das Steak ist blutig. Das aber führt mich indirekt zu den „Marmor-Klippen“ zurück: die Unterwanderung der althergebrachten Ordnung durch die rohe Gewalt. Aber als Quasi-Naturereignis. Hier führt mein Bogen, den ich ziehe, in eine Leere, die in mir ist. Und von der ich nicht weiß, wie tief sie reicht.