Die Dschungel. Anderswelt.

Das Jahr pulst seinem Ende entgegen. Statt ruhig auszuatmen verlangen diese Tage eine Anspannung, die ihre Autorität vom Tod des Kalenders bezieht. Der Kopf weiß zwar, dass Zeit ewig ist und Jahreswechsel nur Zäsuren kosmologischen Kreislaufs sind, aber das Gefühl meldet, bedingt durch das allgemeine Gehaste im Büro, auf den Strassen und in den Supermärkten, eine zuckende, sich aufbäumende Agonie, die ihres Sieges sicher scheint. Noch ahnt sie nicht, dass ihrem liebsten Ziel, dem Exitus, an Silvester ein Schnippchen geschlagen und mit einem furiosen Ätsch am letzten Tag entgegen getreten werden wird. Der Witz des Ewigen liegt in seiner immerwährenden Dauer. Nur leider bringt er mich zur Zeit nicht zum Lachen. Irgendwie geht mir die Luft aus, wo ich doch gerade jetzt verstärkt Atem holen muss. Von IHR noch kein Zeichen, dass SIE meinen Geburtstagsgruß erhalten hat. Vielleicht hat die Post das Päckchen verschlammt? Am 11. 12. schickte ich es ab. Vielleicht habe ich sie verletzt als ich von meiner litauischen Amour fou schrieb, deren Folgen im neuen Jahr krähend und quietschend, hoffe ich, zu bewundern sein werden. Sei es wie es sei. Im Moment schaue ich fast jede Stunde in mein privates E-Mail Konto. Und finde nichts. Da hilft auch nicht Karl Lagerfelds Satz gestern Abend im Fernsehen: Der Sinn des Lebens besteht im Leben selbst. . Kinderlose Frauen, die Erfahrung bleibt mir nicht erspart, fürchte ich, sind besonders eifersüchtig, wenn die Natur sie an ihr Defizit erinnert. Auch und vor allem deshalb, wenn dieses Defizit gewollt und selbst herbeigeführt worden ist. Der Sinn des Lebens, das kann solch postmodernen Modenarziss wie Lagerfeld nicht einfallen, ist die Weitergabe von Leben. Dafür sind wir gemacht. Und wer sich dem entzieht, muss sich mit seinem Minus arrangieren. Den meisten, und das ist für sie tröstlich, gelingts. Im Mai 2008 wird für R. und Paul Weihnachten sein… Vor ihnen liegen, auch wenn es blasphemisch klingt, 5 Monate Advent