25.1.08 18:50 – Fr – 20,7°C – ein aufgeräumter Himmel

„Laß es einfach fließen…“ sagte meine Traumbraut, und ich weiß jetzt schon gar nicht mehr, ob das in der Nacht war, kurz bevor ich verwundert für ein Weilchen aufwachte, oder vorm definitiven Aufstehen, in das sich das Bewußtsein sehr langsam erst noch hineinprojizieren mußte, bzw. vorm definitiven Blick auf die Uhr. Natürlich lag dem Satz eine Vergeblichkeit zugrunde. Aber wahrscheinlich hielt ich nur recht banale Bedürfnisse zurück, bei denen solche Vergeblichkeit geboten war. Demnach müßte es mitten in der Nacht gewesen sein. Dennoch hat das Deutungssieb – wie Siebe wohl tun (dieser Ausdruck kommt mir bekannt vor) – Löcher. Die ich jetzt aber nicht stopfe. Auch die vergangenen Tage werde ich schwerlich stopfen können, in denen ich aus Rücksicht nicht anwesend war in Die Dschungel. Für den 22. hatte ich schon etwas vorgeschrieben; Schlußsatz: „Also bis auf den Zigaretten-Gang war ich heute nicht draußen. Vielleicht ja die Reise nach innen wieder angetreten.“ Tatsächlich war ich nicht allzuviel unterwegs in diesen Tagen. Das Lektüre-Programm ist auch wieder aufgenommen. Vor allem ist zu lesen, was sich im Lauf des letzten Jahres an Neuem gestapelt hat. Nichts Neues dürfte ich derzeit kaufen, hab’ aber dennoch schon die vier Bände Gramsci bestellt. Morgen folgen die restlichen Bände der Republik, die mir noch fehlen, und deren letzte Nummer im Januar erschienen ist. Denn damit ist nun Sense nach Nettelbecks Abtritt vom Leben. So jedenfalls >>> hier. — So kann man immer schön projizieren und den Tag an sich vergessen, den ich hier am Schreibtisch verbracht habe. Aber eben doch: verbracht. Und nicht nur sitzend. Da wird höhnisch gelacht (Schiller über Hölderlins Sophokles-Übersetzung), da wird Herrn Dreyer eine Reflexion über die nicht festzuhaltende Schönheit zunächst in den Mund gelegt, dann wieder negiert („König Dame Bube“), es wird gestöhnt vor lauter Nicht-Liebe über dem 300seitigen Rom-Führer, der ein viertes Mal durchzulesen ist, nachdem ich ihn im letzten Sommer übersetzt hatte, das Klicken mit der Mouse: Post von Paul? von T.? Dann dieses Wort bei Moritz: „Pausilypo“ und erfahren, daß dieses heutige Posillipo mit seinem neapolitanischen Doppel-L nichts anderes bedeutet als „Sanssouci“. Unglaublich. Wie die mir einst negierte Trauer, über die ich hatte nachdenken wollen. Aber da schieben sich zu viele Kulissen dazwischen, und die entsprechenden Schieber unterstehen einem andern Herrn, als mir.

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