„guck mal, hier…. nee, dass glaub ich ja jetzt garnicht“
„hast du eins von deinem vater?“
„willst’e mal ein altes foto von deinem geschiedenen mann sehen?“
„bloß nicht, die butterglocke habe ich heute weggeschmissen“
„pimmelschilz…“
„nicht der pimmelschilz, die fußlodenbutzscheiste war’s“
„nein, die murmeln in der frisch gegossenen betondecke“
„nein, es war die tapete“
„die tapete war kindesmißhandlung“

der kleine bruder kam heute in die firma. die große schwester war nicht mehr dazu in der lage, nach hause zu fahren. er nahm sie in den arm, brachte sie zu seinem wagen, und nahm sie zu sich mit nach hause, wo wenig später auch die kleine schwester erschien. beide kleinen geschwister hielten den ganzen nachmittag und den ganzen abend die zusammengebrochene große schwester einfach nur abwechselnd in ihren armen. dann wurde gemeinsam gegessen, und geredet, mit dem entschluß, die begrifflichkeit „familie“ ohne den vater und die mutter neu zu definieren. eben brachte der kleine bruder die große schwester nach hause.

heute morgen klingelte an ihrem arbeitsplatz das telefon: „da ist ein herr xxxxx, er möchte zu frau xxxxx.“ „oh, dass kann ja nur mein bruder sein.“ sehr leise und merkwürdig ruhig kam die antwort: „das glaube ich eher nicht“. nach über 35 jahren stand einfach so mirnichts dirnichts der vater unten an der zentrale. sie weiß nur noch, dass sie die treppe runterging und dachte: „irgend etwas stimmt hier gerade nicht.“ die 10 minuten des folgenden gespräches hielt sie durch, der vater verließ das gebäude… und sie kollabierte, knallte mit dem kopf auf die steinfliesen. die ohnmacht rettete sie aus dem beginnenden flashback.

… “das ich als kleiner bruder es noch erlebe, dass ich die große schwester in den arm nehmen darf, früher konnte ich dich nicht in den arm nehmen, du hast für uns geschwister die ganzen jahre die verantwortung getragen, du hast uns vor den schularbeiten bekocht, hast uns gekleidet, für uns gesorgt, und trotzdem warst du nie wirklich da, ich habe dich immer gesucht.” “dafür gab es einen grund” “ja, ich weiß, wenn du nicht vorhanden warst, konnte er dir nichts tun.”