4.3.08 19:19 – Di – 21,1°C – bläulich flatternd ein Wind

So fand ich’s heute geschrieben, so sagte er’s damals, an einem Heiligabend am Küchentisch in O.’s Dorf am Fucino (Betonung auf dem u) zwischen Avezzano und Celano mit dem sprechenden Namen Paterno, ihr Padre Padrone, mein Schwiegervater einst, der Kommandierende, Fluchende, Alles Bestimmende, mit dem Finger auf den Grund der Weinflasche zeigend, mich dabei anschauend: „Biß hieher / und nicht weiter“ (Simplicissimus). Um dann weiterlesend in den Anmerkungen erfahrend, der Einsiedel sei nach der Vita des hl. Onuphrius gebildet. Ha! Und wieder war ich zwischen Avezzano und Celano, diesmal hoch oben über dem Dorf mit Blick über diese weite flache Ebene des ehemaligen Sees (trockengelegt im 19. Jahrhundert von den Grafen Torlonia, aber schon die Römer hatten’s versucht), dem einst zweitgrößten Mittelitaliens gleich nach dem Trasimeno, nach dem meine Straße hier benannt. Nun ja, der Dorfheilige, dem dort oben eine Kapelle gewidmet, drum herum ein Riesenplatz, asphaltiert natürlich. Ein Treppchen führt zu einer Quelle innerhalb einer zementierten Klause, wo sich gelegentlich jemand die mitgebrachten Flaschen füllte. Die in den Büchern sich verwurzelnde Vita, die ihre Blätter beim Lesen treibt, als dürften sie nie welken. Bzw. sie welken wohl schon, solange sie nicht gegenwärtig. Werden sie es, treiben sie und schlagen aus wie einst beim Singen in der Schule die Bäume im Mai. Als wären’s Pferde, deren Husten in der Kirche einst für etwas Unwahrscheinliches stand. Überhaupt ein Leben außerhalb der Zeit. Hie Erläuterungen zum Tarifvertrag im Tertiärbereich und da ein Text über den ersten schwarzen amerikanischen Freimaurer Prince Hall, begleitet von der Bücher-Dreieinigkeit meiner aleatorischen „Pflicht“-Lektüre (derzeit Celan, Grimmelshausen, Tuti-Nameh). Wer da nun Vater, Sohn und Heiliger Geist ist, vermag ich nicht zu entscheiden. Hinzu kommt derzeit der Jolly Kafka, aber erst, nachdem ich mich von aller Pflicht freigesprochen. Ich nickte dann sogar ein bei den ‚Aeroplanen von Brescia’, als ich mich unbedingt vom Übersetzen abwenden mußte, weil ich nicht mehr die Finger bewegen mochte, die mir auch gar nicht mehr recht gehorchten. Aber man sage nicht, daß sei keine Gegenwart. Ein Satz, der wieder fast nach einer Pseudo-Rechtfertigung riecht, und zwar gegenüber dem, was mir im 22jährigen Eheversuch widerfahren, nämlich der Vorwurf, den Wolken mich zu begeben, den Gespinsten. Dabei komme ich erst jetzt – wenn man’s denn so definieren will – dazu. – Nun gut, ich war im Supermarkt heute, kaufte auch eine Schachtel Zigaretten. Auch darüber habe ich mich wieder geärgert, daß meine Schwester keine Bücherpakete mehr schickt, obwohl ich ihr das Geld dafür dagelassen bei meinem Besuch. Es scheint, nur auf Ärger ist in diesem Leben Verlaß.

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