26.3.08 19:02 – Mi – 11°C – ein riesige Eisfläche (415 km²) löste sich von der Antarktis

So losgelassen auch ich von irgendwelchen Vorerhitzern und Gasbrennern und Rauchgasschiebern und Sperrventilen, fast schon raffiniert, aber auch nur über die Verwandtschaft mit dem Wort „Raffinerie“: Atmosphärische Destillation. Um 10 am Vormittag war ich fertig. Seitdem löse ich mich von der Antarktis, ohne jedoch vorerst signifikant zu schmelzen. Der Körper sendet Müdigkeitssignale, aber so recht schlafen wollte er nicht am frühen Nachmittag. In den Sinn kam mir bei all der Erschöpftheit das dem „gegen“ synonyme „wider“: die Widerwärtigkeit der Gegenwärtigkeit. „Was soll mir Außenwelt? Hier gehts um Innenschau.“ (Grünbein, Vom Schnee). Stimmt, die Welt berührt mich nur insofern, als sie mir erscheint vor meinen Sinnen bzw. als sie meinen Sinnen im Nachvollziehen einer Wider-/Gegenwärtigkeit als ein bereits Gelebtes und Gedachtes sich bemerkbar macht. Nachricht selbst ist nie Erfahrung. Das, was ein anderer für sich nachvollzieht – sofern er’s tut -, bedarf der eigenen Nachvollziehung. Und die wenigsten reflektieren wirklich, was sie sagen/schreiben. Was ich versuche: den engen Kreis zu füllen, der mich umzirkelt. Selbst da bin ich schon betrogen, wenn sich der Berg mal zeigt, mal nicht zeigt – ganz unabhängig von mir. Der Gesichtskreis entzieht sich meinem Einfluß. Und wenn ich beschließe (weil ich’s der Vorräte halber beschließen kann), zu Haus’ zu bleiben, dann ist das Weite eine Angelegenheit des Innen und nicht des Außen. Draußen bellt lediglich ein Hund, kein Islam, kein Berlusconi. All das vermittelt nur der Bildschirm. Und schon macht sich eine Meinung breit. Dem eine Schein-Meinung entgegengehalten wird. Und sei’s dadurch, daß man sich das Nacktfoto von Carla Bruni dann eben doch anschaut. Alles in allem heute: ein großes Veto gegen alle Gegenwärtigkeit! – Postkarte aus Venedig: „Hallo Onkel. Wie geht’s Dir? Mir geht’s gut. In Venedig waren sehr viele Deutsche und ganz wenige Kinder.“

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