… der fussel auf dem wollfaden hat überlebt, trotzdem ist seit 03.30 uhr die nacht vorbei. erst entschloss ich mich dazu noch liegenbleiben zu wollen, aber wenn das hirn derart munter ist, braucht es futter, also lernte ich englisch. in der früh kann ich am besten lernen, das war schon immer so. gestern abend rief meine schwester noch einmal an, ihr lag noch ein erleben der letzten woche auf der zunge. sie hatte eine freundin zu ihrer gerichtsverhandlung begleitet, diese wurde vor einem jahr von einem kollegen vergewaltigt. völlig wütend war sie, meine schwester: „ich musste mich so was von zusammenreißen, die ganze verhandlung war von dem grundtenor des ihre unschuld beweisen müssens begleitet, was meinst du, wie oft ich mir auf die zunge beißen musste. wieso muss ein opfer eines verbrechens beweisen, dass es nicht selbst schuld an dem ist, was passierte.“ „weißt du, dafür gibt es eine ganz einfach erklärung, das bildnis eines bei einem verbrechen geschädigten menschen kratzt an dem glauben der eigenen unverwundbarkeit, deshalb muss, wie du es ausdrückst, ein „opfer“ seine unschuld beweisen. es passt nicht in das erlernte menschsein des menschen, dass es eben diese unverwundbarkeit nicht gibt, verwundbarkeit darf nicht sein, und genau diese tatsache nutzt ein jeder pflichtverteidiger.“ „daran dachte ich natürlich nicht, in solch einer gerichtsverhandlung werde auch ich von meinen emotionen bestimmt.“ „und wie hoch ist die gefängnisstrafe ausgefallen?“ „da werde ich schon wieder wütend. es ist ein kollege von ihr, er bot ihr an, sie abends nach der arbeit nach hause zu fahren. er ist familienvater von zwei kleinen kindern.“ „ist klar, da ist die ausgesprochene höhe der strafe noch sehr hoch ausgefallen.“ „wie bitte?“ „ja, meistens kriegen die nicht mehr als 1 ½ jahre, berücksichtigend wirkt, dass er vater von zwei kleinen kindern ist, und die tatsache, dass deine freundin zu ihm ins auto gestiegen ist.“ „aber sie ist danach gleich zur polizei gegangen, bzw. sie wurde gefunden, sie konnte ja garnicht mehr gehen, er hatte sie schwer verletzt.“ „spielt keine rolle, ihr wird angelastet, dass sie sich damit einverstanden erklärte, sich von ihm nach hause fahren zu lassen, wenn dann hinterher aussage gegen aussage steht, sind das einfach schlechte karten.“ „aber sie war verletzt, und sie haben sein sperma in ihrer vagina festgestellt.“ „gut, dann wird ihre aussage noch von beweisen untermauert, aber fakt ist einfach, dass er ein familienvater von zwei kleinen kindern ist, dann wollen die diesen kindern den vater nicht entziehen, wenn seine frau dann trotzdem ihre liebe zu ihm erklärt, die familie zusammenhält, und er bein und stein schwört, es nicht wieder zu tun, und sich auch noch entschuldigt, dann kriegt er keine hohe strafe.“ „aber der hat bei ihr zuhause abends angerufen, sie bedroht… wenn sie aussagt, dass er sie umbringen will.“ „hat sie das angeführt, konnte sie das beweisen?“ „nein“ „siehst du, da war deine freundin nicht clever genug, sie hätte diese gespräche mitschneiden sollen.“ „was hättest du eigentlich in einem solchen falle getan?“ „das darfst du mich nicht fragen, dass weißt du.“ „ich frag dich aber.“ „heute kann ich sagen, dass ich diesem kollegen bei einem nur ansatzweisen versuch die fresse polierte, oder aber wenn ich in diesem geschehen keine chance hätte und überleben wollte, später dafür sorgte, dass er eine richtige abreibung, aber eine ganz richtige, bekäme, solche leute kann man bezahlen.“ „ja, ich weiß, du hast da jemanden, der das für dich tun würde.“ „ja, aber ohne bezahlung, weil ich ihm damals das leben rettete und nicht wusste wem ich da sein leben rettete, ich rede sonst nicht darüber, du weißt das.“ „es gut, wenn man so jemanden hat.“ „ja“ „weißt du, über das thema der eigen geglaubten unverwundbarkeit muss ich jetzt eine weile nachdenken.“