Arbeitsjournal. Freitag, der 9. Mai 2008.

5.12 Uhr:
[Arbeitswohnung. Wolf-Ferrari, Cellokonzert. Latte macchiato.]
WAS NOCH WAR außer >>>> UND ALSO ES GESCHAH: Nun ist endlich >>>> die neue Buchausgabe von MEERE da. Der Einband, sehr weit ausklappbar, ist überaus schön geworden, find ich, weniger die Titelseite, deren Schriftbild mit zu groß und grob ist, schon weil es keine Serifen hat; dafür ist der Satz wieder ansprechend, locker; m i t Serifen, selbstverständlich. Das angenehm Konservative, das die alte Ausgabe von >>>> marebuch hatte, fehlt allerdings auch hier. Es wirkt nach einem, um es so zu sagen, jungen Buch. Ich hänge aber, w e n n schon Buch, dann sehr an gediegenem Bild und mag auch typographische Spielereien nicht mehr (richtig mochte ich sie nie).Vier Exemplare kamen an, von denen sich die Regieassistentin und der Toningenieur jeder gleich eines nehmen mochten; man sagt dann nicht nein. Also hab ich erstmal nur noch zwei und werd mir von >>>> Dielmann noch ein paar nachschicken lassen. Wer von Ihnen das umstrittene Buch, das ganz sicher zu meinen besten Arbeiten gehört, nun haben möchte, möge es sich über den Buchhandel besorgen (ISBN 978-3-86638-004-2), über >>>> amazon (sowie es da denn greifbar sein wird) oder >>>> über den Verlag direkt. Ich werde morgen ein eigenes Annoncement des Buches für Die Dschungel schreiben.Dann rief mich nachmittags Ulrich Schreiber übers Mobilchen >>>> im Studio an, der Gründer und Leiter des >>>> Internationalen Literaturfestivals Berlin, und lud mich zu zweidrei Veranstaltungen ein, zu einer Lesung im Rahmen Berliner Autoren – was ich etwas absurd finde, weil ich zwar ein Autor bin, der in Berlin lebt, aber deshalb eben noch lange nicht ein Berliner Autor: das sähen die Berliner Kulturumgetriebenen ganz sicher ähnlich -, dann zur Moderation eines Tischgespräches mit >>>> Krasnohorkai und Sigurdardóttir und schließlich, eventuell, zu einer Veranstaltung über Literarisches Webloggen; ich schlug ihm vor, unbedingt >>>> auch Rainald Goetz einzuladen. Und schließlich abends eine Mail der WDR-Redakteurin, die für mein Marianne-Fritz-Hörstück verantwortlich zeichnet und sich ein bißchen Sorgen zu machen scheint:war eine Woche in Israel, um dort eine Ausgabe unserer Büchersendung zu produzieren, habe mich deshalb nicht mehr vor Ihrer Produktion gemeldet. Verfolge aber das Geschehen in Gedanken – und hoffe, es geht alles gut.
Würde Sie gerne morgen anrufen, um zu hören, ob alles in Ordnung ist (bin allerdings von 11.30 Uhr – ca 13.00 Uhr in einer Sitzung). Versuche es einfach auf Ihrer Handynummer.
Ich habe so zurückgeschrieben, um 23.49 Uhr:…machen Sie sich keine Sorgen; es besteht nicht der geringste Grund. Eher im Gegenteil: Ich denke mal, wenn Sie unsere Arbeit abhören werden nächste Woche, werd ich sofort einen neuen Auftrag bekommen… es sei denn, Sie kommen gegen solche Stimmen nicht durch, die sich ermangels Talents auf Hausverträge berufen.
Ich freu mich auf Ihren Anruf. N a c h 13 Uhr ist’s am besten, da wir ab zehn den Feinschnitt abhören und vielleicht noch die eine und/oder andere Justierung anbringen werden: gegen 14 Uhr werden wir endgültig mischen, ab 15 Uhr die CD brennen. Es kann sich alles um eine Stunde nach hinten verschieben, das ist aber unwahrscheinlich.
Übrigens: die Schimanski ist großartig, die sollten Sie sehr oft einsetzen; das ist einhellig die Meinung des Toningenieurs und die meine. Von dem ganzen Team, auch von dem Studio, läßt sich nur schwärmen.
Herzlich
ANH
P.S.: Ich möchte sehr gerne mein kleines Borges-Stück inszenieren, die drei alten Männer, die alle drei Borges selbst sind, an Borges’ Grab in Genf. Das Stückerl dauert genau 30 Hör-Minuten und paßt also in keine Sendemaske. Aber ich hätte Otto Mellies, Dieter Mann und Otto Sander, die das Ding sprechen wollen.
P.P.S.: Man sollte jede Form von Sendemaske stören.
Da hatte ich aber bereits eine Flasche Wein intus, sonst wär mir das PS’erl nicht so aus den Tasten gehüpft, nicht das erste und schon gar nicht das zweite.
Wiederum aus Heidelberg kam das Angebot für ein vierteljährliches Wohnstipendium an; das wäre aber s e h r wenig Geld, so daß ich das ziemlich genau rechnend Zuhause absprechen muß; es ist nicht genug Luft für mehrere Heimfahrten drin, die wegen der Babies aber nötig wären. Außerdem darf in den zur Verfügung gestellten Räumen nicht geraucht werden, was ich sehr als Arbeitshindernis auffassen würde; es darf da auch nicht gekocht werden (wohl aus Gründen des Denkmalschutzes – es handelt sich um eine Burg), und auch für die Familie wäre kein Platz; sonst ließe sich solch ein Aufenthalt ja für die Sommerferien ins Auge fassen.

5.57 Uhr:
[Wolf-Ferrari, Sinfonia brevis.]
Es ist eine angenehme Morgenmusik, ich nehme bewußt mal von Ustvolskaja Abstand, um mein Ohr nicht schon vor/auszurichten. Wenn heute der Fünfte Produktionstag beginnt, wollen wir gleich zu Anfang das Hörstück einmal durchhören, und ich möchte meine Ohren dann unvorbelastet wissen und möglich „wie neu“ hören. Danach geht es an den letzten Schliff, dann an die Mischung für die Sende-CD usw. Darüber erzähl ich dann heute abend mehr. Der nächste Arbeitsgang wird ab morgen wieder den BAMBERGER ELEGIEN gelten; außerdem werd ich in Bielefeld anrufen, um mal zu erfahren, wann denn nun mit den ersten Exemplaren der AEOLIA/Stromboli-Bücher zu rechnen ist. Ich fürchte, daß es auch bei dieser Buchproduktion wieder einmal am Geld hängt. Und in der nächsten Woche ist wohl mit den Fahnen der >>>> Manutius-Ausgabe meiner >>>> Heidelberger Vorlesungen zu rechnen.

Die Idee, für >>>> das Borges-Stück auch Otto Sander hinzuzunehmen, stammt übrigens vom Profi, der jetzt bereits am Flughafen sein wird, um mit Pynchon auf die Azoren zu fliegen. Als ich ihm, dies noch nachgetragen, von Arndts Brief erzählte und daß der immer noch ungeöffnet hier zwischen der anderen ungeöffneten Post liegt, schüttelte er nur den Kopf.

7.23 Uhr:
[Wolf-Ferrari, Violinkonzert zur und nach der Dusche.]
Von UF:…und streich doch oben bei meere raus, daß es eine deiner besten arbeiten ist. es ist zwar eine unzweifelhafte wahrheit, aber aus deinem munde klingt sie ein wenig angeeitelt…Ich b i n eitel. Ja und?
Und? Und: – jetzt ans Cello bis gegen neun.

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