Arbeitsjournal. Donnerstag, der 15. Mai 2008.

[Am Terrarium. Bei Couperin und Kaffee.]
So, nun bin ich für vier Tage alleinerziehender Vater dreier Kinder, meines Sohnes, sowie der Zwillingsbabies, die sich unterdessen nahe ans Kleinkind heranentwickelt haben. Ich werde wohl wenig zum Arbeiten kommen, es aber doch versuchen (heut morgen, Einbau eines Sonetts in den Hexameter der zweiten Elegie, ging das gerade so làlà voran), am Wohnzimmertisch; besonders die Kleinen sind immer ruhig, wenn sie Musik hören; zumindest mein übendes Cellospiel wird nicht leiden. Und morgen nachmittag sowie am Montag wird der leibliche Vater der Zwillinge die Kinder für je fünf Stunden holen; da werd ich dann drüben in der Arbeitswohnung das Nötigste erledigen können. Arbeitende Normalität tritt dann erst wieder ab Dienstag nächster Woche ein.

Die Diskussion um die >>>> BAMBERGER ELEGIEN ist wieder aufgelebt; ich hab es ja provoziert. Es ist immer ganz gut, wenn man einigermaßen vorherweiß, was auf einen zukommen wird. Daß diese Langgedichte nicht unbedingtes Gefallen finden werden, war mir aber klar, und zwar wohl von keiner politisch/moralischen Interessenseite. Mir ist das konservative Moment, das die Elegien vertreten, sehr bewußt; dieses fast-Religiöse in ihnen, Kunstreligiöse, meinetwegen; das ist aber ja tatsächlich das, woran ich glaube. Zugleich sind sie wenig pazifistisch und erst recht nicht genderkorrekt. Zumindest scheinen sie formal zu stehen; „Kurz, wenn der Text für Dich steht: dann darfst Du Dich nicht beirren lassen“, schrieb HS mir gestern nacht noch nach einer kleinen Reflektion über die Elegie und drückte vorher etwas aus, das auch SL schon aufgefallen ist (und noch früher LH bemerkte): daß die Form des Hexamters, wenn sie streng daherkommt, das Persönliche zurückdrängt und Weltsicht werden läßt. Mit HS’ens Worten: „. Der damals gefundene Ton, „Dein Ton“ sagte ich wohl so ähnlich, verläßt die engen Ufer der Regnitz, mündet schon in den Main, der in den Rhein, der in die Nordsee. Aber es mündet auch manchmal die Nordsee in die Regnitz zurück.“

Dann noch eine, diesmal sehr schöne, Mail aus Köln; die WDR-Redakteurin hat nun >>>> UND ALSO ES GESCHAH angehört. „Habe ein bißchen auf Risiko gespielt“, schreibt sie. „Und bedanke mich bei Ihnen, dass sich für mich das Spiel gelohnt hat. Musik, Geräusche, Stimmen, Sprechhaltung der Schauspieler – alles äußerst gelungen. Selbst wenn einem die Texte der Autorin fremd bleiben – achtet man ihre Haltung – und die haben Sie tatsächlich überzeugend inszeniert.“ Aber auch ein mir vertrautesVorausahnen: „Ihre Arbeit wird bestimmt nicht nur auf freudige Aufnahme stoßen.“ Dennoch: „ Aber mir gefällt sie sehr.“ Das wird jetzt jedenfalls meine Schauspieler, die Regieassistentin und auch den Toningenieur freuen, ohne die ich das Stück ganz sicher nicht so hinbekommen hätte, wie es nun daklingt und an dem dem heutigen Donnerstag folgenden Donnerstag ausgestrahlt werden wird: >>>> WDR3, 22. 5., 22 Uhr (ich selbst werd da allerdings wohl mit meinem Sohn im Kino sein, um mir den neuen Indiana Jones anzusehen; daß mir diese Mischung aus Gelehrtem, Partisan und Grabräuber vitalistisch gefällt, muß ich hier wohl kaum schreiben).

So, an die Zweite Elegie zurück.
Guten Morgen.
Und immer noch Couperin.

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