An >>>> Fritzpunkt.
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Wien
UND ALSO ES GESCHAH. Näherungen an Marianne Fritz. WDR 3, 22. Mai, 22 Uhr.
Sehr verehrte Damen,
sehr geehrte Herren,
am 22. Mai wird der WDR 3 um 22 Uhr mein Hörstück UND ALSO ES GESCHAH ausstrahlen. Falls Ihnen möglich, wär’s fein, Sie kommunizierten das ein bisserl herum.
Es grüßt aus Berlin nach Wien:
ANH
www.albannikolaiherbst.de
NACHTRAG (am 10.5.):Nun ist auch diese Produktion im Kasten; es war ja im Vorfeld eine schwierige Geburt, bis ich also einen Produktionstermin bekam; 3 ½ Jahre (!!!) hat das gedauert – die Produktion selbst aber gehört sicher zu den gezieltesten, bei der ich je Regie geführt habe; es gab rein gar kein Suchen und kaum mal ein Ausprobieren; alles stand, nachdem ich ein paar Tage vor dem und am letzten Wochenende selbst die Ustvolskaja-Musiken, und daß es n u r solche würden, festgelegt und geschnitten hatte, imgrunde schon fest: wir mußten nur noch ausführen, sauberschneiden; da war das Ohr des Toningenieurs Meinetsberger maßgeblich. Neben der Interpretationsleistung meiner Sprecher, selbstverständlich; ich selbst hatte ein bißchen was zu dirigieren, das war es dann aber auch schon… gut gut, ein wenig „Inspiration“ war s c h o n vonnöten, aber die ergibt sich immer aus der Kenntnis und der Erfahrung. Es ging diesmal vor allem um – Sorgfalt; sie war es, worauf wir unsere Zeit verwenden mußten. Maßgeblich war zu Marianne Fritzens Dichtung, dem Klang dieser Dichtung, vor allem Ustvolskajas Musik. Weshalb ich zu einem leisen Schrecken meiner Regieassistentin, die ganz hervorragend gearbeitet hat, mit einem on fait des WDRs brach, – verwendete Musik nämlich nur dann zu nennen, wenn sie eigens für ein Stück komponiert wurde, und es ansonsten bei der genauen GEMA-Meldung zu belassen. Es so zu halten, widerstrebte mir sehr; daß mein Hörstück jetzt diese Kraft entfaltet, liegt zu ganz großen Teilen an der Musik; also gehört sie an besonders herausgehobener Stelle auch genannt. Ich hab ja sogar noch ins Stück selbst eine Passage hinzugeschrieben, die sich auf die Musik bezieht; einen Brief Leukerts zitiert, in dem er sich für Ustvlskaja ausspricht. Es wäre absolut unlauter, eine solche Kondition zu verschweigen. Meine Arbeit beschränkte sich rein auf die Montage, ich mußte die Musiken genau kennen (manchmal geht es nur um Zehntelsekunden), um ihnen die richtigen Einsätze unter, zu und nach den Textpassagen zuordnen und sie genau, auf die Viertelnote, plazieren zu können. Und ich mußte, das ist aber, meine ich, für einen Regisseur ganz selbstverständlich, mein Team von meinem Typoskript überzeugen, und zwar nicht, indem ich bequassel und argumentiere, sondern indem ich zeige, indem ich sinnlich erfahrbar mache. Für die Arbeit mit den Sprechern, die ja unsichtbare Schauspieler, nämlich solche sind, die ihre, bzw. die Präsenz der Dichtung, rein in die Stimme legen und über die Stimme kommunizieren müssen, kann es auch nichts schaden, wenn man als Regisseur vorzumachen, sogar vorzus p r e c h e n versteht. Das muß und kann nicht die Klasse der dann lebendig werdenden Interpretation haben, aber deren Aura schon einmal vorwegzitieren.Gut, ich bin zufrieden. Alles weitere werden wir sehen. Die Sendung wird am 22. Mai um 22 Uhr vom WDR ausgestrahlt werden. Ich werd sie in Der Dschungel einzwei Tage vorher noch eigens annoncieren und auch den Link auf den „Teaser“ legen, den der WDR als Hörprobe >>>> auf seine Website stellen will.
>>>> DIE PRODUKTION.
VIERTER PRODUKTIONSTAG <<<<
Von Fritzpunkt/An Fritzpunkt (2) <<<<
@ homme/automne; MF Nun will ich mich aber doch für Und also es geschah bedanken, das ich vor nun schon fast einer Woche reisend in NRW hören konnte:
Vielen Dank, Sie werden darin gerecht.
Faszinierend war: An einer Stelle meinte ich, im Klang-Hintergrund, innerhalb der Musik, Passagen aus dem Hohenlied rezitiert zu hören. Ein sehr befremdlicher Eindruck, zumal er sich zugleich mit den Weibern der “Schlangenszene” einstellte. Aber ich vermute, das war das Stück von Ustvolskaja, von der ich auch bei dieser Gelegenheit zum erstenmal (etwas) gehört habe.
Daß Sie offenbar ein Verständnis für MF aufbringen können, söhnt mich aus. Denn eigentlich hatte mir ihre gönnerhafte Schlußvolte >>>> hier die Lust genommen. Da hätte ich sie glatt den Fangarmen der Mantis religiosa ausliefern mögen…
Aber dann dieses Stück, in dem MF immer
präsentist, indem sie eben schweigt, wie etwa die große Mutter schwiege, wollte Mann sie zu ihrer Schöpfung befragen. Das wurde ihr gerecht.@femme100têtes. Dank Ihnen. Es mag das Hohelied auch sein in dem Stück, ich weiß es aber nicht, weil ich kein Russisch kann. Ich hatte einen Freund angerufen, d e r ‘s kann, der war aber nicht da. So hatte ich versucht, weitgehend Musikstellen auszuklammern, die Textvertonungen sind; das ging aber nicht in jedem Fall, und bei den wenigen Momenten, in denen man den Gesang hören kann, kam er meinem Instinkt sehr passend vor. Das Risiko ist, völlig danebenzuliegen, doch schrieb ich ja schon verschiedentlich, daß ich meinem Instinkt mehr vertraue als meinem Verstand.
Was die Unstimmigkeit anbelangt, von der Sie schreiben, meine „gönnerhafte Volte“, so tut es mir leid, daß Sie sie als gönnerhaft empfinden. Das ist sie nicht. Sie wurde allerdings >>>> in der mir manchmal eigenen ironischen Art formuliert, die imgrunde ein Liebesausdruck und sowieso von ganz anderen mir eigenen Ausdrucksformen permanent konterkariert wird („Die Wahrheit ist die, dass ich schon während der Paarung mit dem Fressen anfange“). Es ist einfach sinnvoll, weil angemessen, die Äußerungen in Der Dschungel insgesamt wie speziell die meinen immer mit je anderen Äußerungen in eine Beziehung zu setzen; nur das wird der Spannung gerecht, in der ich persönlich wie denkerisch permanent stehe; ich bin ja keine harmonische Person, für Harmonie – ein anderes Wort, ein sentimentales, für Entropie – wird nach meinem Tod genug Zeit sein, wenn sich der Körper austariert und zerfällt. Wiederum mag ich mich nicht ständig in Ich-Positionen aufspalten, so daß man – und ich auch selber – jede dann immer beruhigend identifiziern kann; ich tu das bisweilen ganz gerne, übersichtshalber und aus erzählerischen Gründen, aber eben nicht immer.
Noch einmal zu dem Fritz-Stück, das gewissermaßen auch ein Ustvolskaja-Stück ist: Meine Funkarbeiten sind meist für den Kopfhörer inszeniert, das heißt, nur darin, da ich die Musiken bisweilen nah an der Grenze zur Hörbarkeit einspielen lasse, ist wirklich alles auch zu vernehmen. Oder man verfügt über eine High-end-Anlage.
Im übrigen freue ich mich sehr, Sie wieder hier zu lesen; ich habe Sie vermißt. Deshalb: Wenn Ihnen Marianne Fritz half, über Ihr Mißgefühl mir gegenüber hinwegzuschreiten, so hat sich Frau Fritz selber auf eine sehr schöne Weise bei mir posthum bedankt.
Und also es geschah 8 <<<<