Arbeitsjournal. Sonntag, der 11. Mai 2008.

5.17 Uhr:
[Arbeitswohnung. Latte macchiato.
Arbeitswechsel. Die >>>> BAMBERGER ELEGIEN wieder vorgenommen; ich möchte sie jetzt in einem Rutsch revidieren (ein weiterer, letzter „Rutsch“ muß dann Anfang Juni folgen; danach geht das Buch an den Verlag). Außer der >>>> Kritik zu der Uraufführung von Harald Weiss’ „Vor dem Verstummen“ schrieb ich gestern nichts, übte aber längere Zeit am Cello, abends auch mit meinem Jungen zusammen. Ich hatte den Eindruck, daß mir zum ersten Mal schöne Töne gelängen, und ich fange an, kleinere Stücke, etwa den einfachen Purcell (Rigadoon), auswendig zu spielen. Jetzt sind auch die Orientierungsaufkleberchen an den Saiten gefallen. Und es funktioniert (bisher).
Abends Am Terrarium gemeinsam >>>> UND ALSO ES GESCHAH angehört; auf einer anderen, etwas einfacheren Anlage, die leider baßlastig ist, so daß die Ustvolskaja-Musiken besonders dort etwas untergingen, wo sie an der Grenze der Hörbarkeit einmontiert sind; jedenfalls verloren sie ihre durchsichtbare Faktur. Das war ein wenig schade, zumal ich nicht genau weiß, wo eventuell alleine ich noch etwas hörte, weil ich weiß. Wer am >>>> 22. zur Sendung nicht über eine sehr ausgewogene und im Raum gut positionierte Anlage verfügt, sollte deshalb Kopfhörer verwenden.

Bis acht wird heute gearbeitet, dann bis halb zehn am Cello geübt, dann geht’s zum Frühstück Ans Terrarium und später ziehen wir dann alle zu einem Judoturnier meines Jungen los. Unwahrscheinlich, daß ich danach noch etwas tun werde; ich nehme aber die Elegien mit.

Wegen der Vers-Auszählerei muß ich jetzt erst einmal wieder auf Musik zur Arbeit verzichten. Erster Cigarillo des heutigen Morgens. Ach so, ja: Ich habe spätabends angefangen, mit großem Genuß >>>> Ortega y Gasset zu lesen; sein Denken liegt mir sehr, anders denn doch als Keyserling, der einen seltsam klebrigen Ton manchmal hat in dieser sehr deutschen, ein bißchen turnerisch esoterischen Art von Lebensphilosophie. Ortega dagegen ist weltlich und, ja: sinnlich und nicht abstrakt. Im „Espectador“ beginnt sein Philosophieren mit einem männlichen Blick auf die Frauen in einer Tram und fügt der >>>> Diskussion über Schönheit eine ganz eigene Idee hinzu, die vom Einzelnen auf das Ganze geht und nicht umgekehrt ein Ganzes voraussetzt, von dem die Einzelnen abgezogen seien. Ich werde darauf an der entsprechenden Stelle zurückkommen.

10 thoughts on “Arbeitsjournal. Sonntag, der 11. Mai 2008.

  1. @ homme/automne; “männlicher Blick auf die Frauen”; zum Tage “A printed card means nothing except that you are too lazy to write to the woman who has done more for you than anyone in the world. And candy! You take a box to Mother—and then eat most of it yourself. A pretty sentiment!”

    (Anna Jarvis, “Erfinderin” des Muttertages)

    1. @femme100têtes. Ortega y Gasset. Frauenschönheit. Ich habe Ihnen die Stelle hier einmal per OCR gescannt:

      ÄSTHETIK IN DER STRASSENBAHN
      Estetica en el tranvia 1916

      Einem Spanier verbieten wollen, daß er beim Einsteigen in die Straßenbahn die mitfahrenden Frauen mit dem kritischen Blick eines Kenners mustert, das hieße, etwas Unmögliches verlangen. Es handelt sich hier um eine der am tiefsten eingewurzelten und eigentümlichsten Gewohnheiten unseres Volkes. Ausländern und auch einigen Einheimischen mag die aufdringliche, fast handgreifliche Art, wie der Spanier eine Frau betrachtet, unanständig vorkommen. In mir jedenfalls ruft sie starken Widerwillen hervor. Und doch glaube ich, daß diese Gewohnheit, sieht man von dem Aufdringlichen, Begehrlichen, Betastenden ab, einer der originellsten, schönsten und edelsten Züge unserer Rasse ist. Es ist damit wie mit den übrigen Äußerungen spanischer Spontaneität, so wie sie einem entgegentreten: unverfälscht und urtümlich, wildwüchsig und häßlich zugleich, haben sie etwas Barbarisches an sich. Würden sie aber sublimiert, würde das Erlesene vom Gewöhnlichen gesondert und würden die edlen Keime zur Entfaltung gebracht, so könnte ein recht originelles System von Umgangsformen daraus werden, würdig, mit jenen Typen von Lebensart in Wettbewerb zu treten, die den Namen gentleman oder homme de bonne compagnie erhalten haben. Künstler, Dichter und Weltleute haben die Aufgabe, das Rohmaterial dieser jahrhundertealten Bräuche dem chemischen Reinigungsprozeß der Reflexion zu unterziehen. Das hat beispielsweise Velazquez getan, und wenn man im Ausland sein Werk bewundert, so ist dies nicht zuletzt der wohlgelungenen Stilisierung zuzuschreiben, der er das spanische Gebaren unterworfen hat. Hermann Cohen sagte mir, er habe es sich bei keinem seiner Pariser Aufenthalte entgehen lassen, in der Synagoge das Gehabe der Juden spanischer Herkunft zu beobachten.
      Es ist im übrigen durchaus nicht meine Absicht, hier darzutun, welch edler Sinn sich hinter peinlich musternden spanischen Männerblicken verbergen mag. Das Thema wäre recht reizvoll, besonders für den Espectador, der lange Jahre unter dem Einflüsse Piatons, des Meisters der wissenschaftlichen Betrachtung, gestanden hat. Heute aber habe ich anderes vor. Ich fahre wieder in der Straßenbahn, und da, wie ich glaube, nichts Spanisches mir fremd ist, habe ich nun selbst einmal jenen oben beschriebenen Kennerblick angewandt. Ich habe mich aber bemüht, ihn von allem Aufdringlichen, Begehrlichen und quasi Handgreiflichen freizuhalten. Und es war mir nicht wenig überraschend, daß nur ganze drei Sekunden nötig waren, um die mitfahrenden acht oder neun Damen ästhetisch einzuordnen und ein Urteil über sie parat zu haben. Die hier ist sehr hübsch; die andere dort nicht ganz untadelig; die nebendran entschieden häßlich usw. Die Sprache hat nicht genug Ausdrücke, um sämtlichen Schattierungen, die das ästhetische Urteil im raschen Flug eines Blickes durcheilt, einen Namen geben zu können.
      Da die Fahrt längere Zeit dauerte und keine von den Damen geneigt war, mir zu irgendwelchen Hoffnungen Anlaß zu geben, blieb mir nichts anderes übrig, als zu meditieren, und zwar ausschließlich über meinen Blick und dessen selbsttätiges Urteil. Worin besteht denn eigentlich — fragte ich mich jener seelische Vorgang, den man das Eintaxieren weiblicher Schönheit nennen könnte? Ich habe durchaus nicht den Ehrgeiz, herauszubekommen, welcher verborgene Mechanismus im Bewußtsein diesen Akt ästhetischer Wertung hervorruft und steuert. Ich möchte einzig und allein beschreiben, was uns klar bewußt ist, wenn wir ihn vollziehen.
      Die antike Psychologie geht von der Voraussetzung aus, daß das Individuum ein Schönheitsideal a priori besitzt; in unserem Fall wäre das also ein weibliches Idealgesicht, mit dem das jeweils zur Betrachtung stehende Gesicht verglichen wird. Das ästhetische Werturteil bestünde dann ganz einfach darin, daß man Übereinstimmung oder Unterschied feststellte. Diese Theorie, die der platonischen Metaphysik entstammt, hat in der Ästhetik feste Wurzeln geschlagen und dorthin den ihr anhaftenden Irrtum mitgebracht. Wie bei Platon die Idee, so wird hier das Ideal zu einer Maßeinheit gemacht, die vor und neben dem Wirklichen existiert und die wir darauf anwenden.
      (.
      .
      .)

      Und Ortega kommt anderthalb Seiten weiter zu diesem Schluß:Auf eines aber möchten wir bei dieser Hypothese, die das Alleinideal in eine Vielheit von Idealen oder typischen Exemplaren auflöst, noch hinweisen: Was hat denn eigentlich zu solcher Auflösung Anlaß gegeben? Doch sicherlich die Beobachtung, daß wir beim Werten weiblicher Schönheit zwar das jeweilige Gesicht einem von uns zum Ausgangspunkt gewählten Idealschema unterwerfen, aber dem wirklichen Antlitz in diesem ästhetischen Prozeß doch immerhin eine Stimme zugestehen. Vielmehr ist es so: unser Ausgangspunkt ist gar nicht das Idealschema, sondern das jeweils gegebene wirkliche Gesicht, und dieses wählt unter unseren Modellgesichtern das in Frage kommende aus. So hilft das individuelle Wirkliche beim Finden unseres Urteils mit und verhält sich nicht, wie im vorigen Falle, passiv. Diese Beobachtung hat meines Erachtens ihre Richtigkeit, spiegelt einen tatsächlichen Bewußtseinsvorgang wider und ist keine hypothetische Konstruktion. Ja, die Art, wie ich hier in der Straßenbahn eine Frau anschaue, ist völlig verschieden von der eines Richters, dem es nur auf die Anwendung eines bereits festliegenden, konventionellen Gesetzes ankäme. Mir ist kein Gesetz bekannt, ich suche es vielmehr in dem vorübereilenden Gesicht. Mein Blick hat den Charakter eines Experiments schlechthin. An dem Antlitz, das ich da vor mir sehe, möchte ich kennenlernen, was Schönheit ist. Jedes weibliche Einzelwesen verheißt mir eine bisher unbekannte, völlig neue Anmut. Und hinter meinem Auge steht die nämliche Triebkraft wie bei einem, der eine Entdeckung, eine plötzliche Offenbarung erwartet.
      Unsere innere Verfassung, wenn wir eine Frau zum erstenmal anschauen, wäre dann wohl am besten mit der etwas frivolgalant wirkenden Wendung gekennzeichnet: Jede Frau ist hübsch, solange sie nicht das Gegenteil beweist. Und es wäre hinzuzufügen: sie ist von einer Schönheit, die wir nicht vorausberechnen können.

      So gelangen wir zu der Einsicht, daß das Idealbild keineswegs für alle Einzelwesen das nämliche ist und daß es nicht den Charakter eines Typus haben kann. Eine jede Physiognomie bringt wie in einer mystischen Phosphoreszenz ihr ureigenes, einziges und aus’schließliches Ideal zum Aufleuchten. Wenn Raffael sagt, er male nicht, was er sehe, er male vielmehr „eine bestimmte Idee, die mir in den Sinn kommt” („una certa idea ehe mi viene in mente”), so soll man darunter nicht etwa die Idee Platons mit ihrer Ausschließung der unerschöpflichen Mannigfaltigkeit des Wirklichen verstehen. Nein, ein jedes Ding bringt bei seiner Entstehung sein unübertragbares Ideal mit.
      Auf diese Weise befreien wir die Ästhetik aus ihrem akademischen Kerker und ermuntern sie, die ganze Herrlichkeit der Welt zu erfassen.

      Laudata sii, Diversità
      delle creature, sirena
      del mondo.
      (Gepriesen seist du, Verschiedenheit der Geschöpfe, verlockender Reiz dieser Welt.)
      Dies ist der Blick eines Mannes, der sein Geschlecht nicht verbirgt, es also auch nicht abstrahiert. Daß Ähnliches wie das, was er erzählt, auch für Frauenblicke auf Männer gilt oder doch gelten kann, scheint mir selbstverständlich zu sein.

    2. @ homme/automne; Ortega als “Natur”forscher Ah. Ein interessanter Auszug, vielsagend. (Ich habe bislang nichts von Ortega gelesen, vielleicht aus Zufall, vielleicht weil er mir von den falschen Leuten empfohlen wurde…)
      Stilistisch schön und klar schreibt er, wenn er die abendländische Metaphysik samt Ablehnung des Besonderen mal eben in der Straßenbahn widerlegt.
      Aber ach: Er tut dies ausgerechnet am Objekt Frau. Klar, weder verbirgt er sein Geschlecht, noch abstrahiert er es. Aber sein Blick auf die Frauen nimmt eben ihnen jede Entscheidungsfreiheit, wie sie mit dem ihren umgehen wolle. Er objektiviert eben. — Keine Sorge, ich werde Ihnen jetzt nicht mit dem ewig zitierten “männlichen Blick” kommen, der ist zur Genüge ausgemacht, kritisiert und (von Männern) perpetuiert worden. — Außerdem wissen Sie auch so, was ich meine.

      “Mein Blick hat den Charakter eines Experiments schlechthin. An dem Antlitz, das ich da vor mir sehe, möchte ich kennenlernen, was Schönheit ist. Jedes weibliche Einzelwesen verheißt mir eine bisher unbekannte, völlig neue Anmut.”

      Das klingt ja sehr schön, Anmut und so. Aber er beschreibt schlicht selbst, wie sein Blick zum Seziermesser wird, während Einzelwesen (Achtung! Gattung!) vor ihm auf dem Operationstisch liegen. Ecco!
      Nun will ich Ihnen Ihren Ortega nicht verderben (den schätzen Sie ja sehr, wie ich per Suchfunktion erfahren habe), nur zu bedenken geben: heutige Auswüchse dessen, was auch dieser kleinen Tram-Szene zugrunde liegt, sind backlash-Monstren wie Sharon Stone (das haben Sie ja >>>> hier richtig beobachtet) oder die “kritischen” Voyeurismen eines >>>> Heinz Decker.

      Immerhin: Señor Ortega schließt mit einer “sirena del mondo”, die mir mit “Reiz” doch sehr schwach übersetzt zu sein scheint: Die Sirene der Welt ist gemeint, die Urahnin jener wahrsagenden Schönheiten (zumindest mit weiblichem Gesicht – wie im Text!), die so manchen Schiffer auf die Klippen gesungen und dann verspeist haben. Vielleicht hatte Ihr hombre ja auch nur Glück, daß er in der Straßenbahn saß und nicht von ihr überfahren wurde (was im Spanien der Zeit ja schon vorkam ^^ ).

    3. @femme100têtes. “Reiz” ist ganz sicher nicht das umfassende Wort (die Übersetzung, wohlgemerkt aus den Fünfzigern, stammt von Ulrich Weber); es gibt den Sirenen aber erst einmal wieder dasjenige Sinnliche zurück, das verstehen läßt, weshalb sie überhaupt so verderblich für die Männer waren (waren?) – der Süße wegen nämlich, dem die Wirkung des Giftes erst f o l g t. Und die Anrufung der Sirene holt ja genau das herein, was Sie als ein Ausgeliefertsein der Frau in den Männerblick kritisieren; tatsächlich liefert aber dieser Blick sich aus. Das ist eben die Kehrseite. Es gäbe keine Obsession mehr, schon gar keine erotische, w ä re ein solcher Blick nicht – sie würde “ersetzt” durch einen zivilisierten Geschlechtspragmatismus – sofern es überhaupt gutgeht und nicht eine derzeit als Hybridmorphung affimierte gegenseitige Geschlechtsentdifferenz Platz in der Seele nimmt – mit dem schließlichen Egebnis, tatsächlich, bevorzugter Retortenschwangerschaften, deren Produkten (das wären sie) dann Väter u n d Mütter fehlten, vor allem, wenn sich dann auch noch die ausgetragenen Gene a priori modifizieren ließen. Was ja ansteht.
      Insofern bin ich, trotz aller Übergriffigkeit, froh über den männlichen Blick (wie über den weiblichen auch, dessen durchaus nicht unähnliche Manifestationen sie in ähnlich grober Form auf jeder Damentoilette an den Wänden finden können). Ortega sieht das, glaub ich, schon richtig: Inwieweit es erträglich oder sogar angenehm ist, hängt von dem Formniveau solcher Blicke ab und davon, selbstverständlich, ob Mann oder Frau den Blicken >>>> genügen. Am etwaigen Ungenügen haben aber b e i d e Geschlechter ihr Risiko – und ihr Schicksal – zu tragen.

      Bei >>>> Decker stört mich die Anrufung “kritisch”. Wozu das, außer um einen erotisch korrekten Vorschein zu erwecken, der das Äquivalent politischer Correctness ist? Und es stört mich das Ornamentale, in dem das Geschlechtliche nicht nur verschwindet, sondern geradezu kalligraphisch rein wird – reingewaschen wird. Sexualität ist sekretisch. Sie in einen “reinen” Eros hinaufzuvergeistigen, verkitscht sie. Dies wäre m e i n Einwand gegen die hinter dem Link anzuschauenden Abbildungen.

      (“Aber sein Blick auf die Frauen nimmt eben ihnen jede Entscheidungsfreiheit, wie sie mit dem ihren umgehen wolle. Er objektiviert eben.”
      Nein, er subjektiviert, bzw. schließt als Subjekt.
      “Aber er beschreibt schlicht selbst, wie sein Blick zum Seziermesser wird, während Einzelwesen (Achtung! Gattung!) vor ihm auf dem Operationstisch liegen.”
      Das ist einzelnen Blicken e i g e n, unabhängig davon, ob im Focus eine Frau sitzt oder ein anderer Mann; das gilt selbst für die Eigenwahrnehmung im Spiegel.
      “den schätzen Sie ja sehr”
      Das läßt sich s o noch nicht sagen, da ich gerade erst angefangen habe, ihn zu lesen. Aber ich habe da so einen Instinkt… und gelernt, meinem Instinkt erst einmal – und erst einmal i m m e r – zu vertrauen.)

    4. @ homme/automne; das Risiko der Geschlechter Ich bezweifle, daß Ortegas Blick in der Straßenbahn sich ausliefert, das würde dem von ihm selbst ja berufenen spanischen Machismo ganz zuwiderlaufen.
      Auch scheinen mir das checking-out eines im Zweifel oft eher chauvinistischen männlichen Einzelwesens einerseits, eine Gesellschaft von in-vitro-gezüchteten Neutren andererseits nicht die ausschließlichen Alternativen zu sein. Ich würde gegen beides vehement opponieren, die Unterschiedlichkeit des “sex” ausdrücklich verteidigen, aber zugleich komponenten des “gender”, die gesellschaftlich konform anerzogen und scheinbar(!) “natürlich” sind, angreifen.

      Entscheidender Punkt ist doch das “Genügen” im Blick des anderen, jenem Blick, der das Eigene zum Anderen (ja!) objektiviert! Sie sehen da aus Ihrer Perspektive blauäugig eine Gleichverteilung des Risikos zwischen den Geschlechtern. Frauen “müssen” diesem Blick in Hundertstelsekunden genügen, Männer könne sich da herauslavieren; denken Sie an all die häßlichen Kerle, von d’Annunzio über Benn bis Sartre, die ihr Ungenügen durch -tja, Geist, Charme, ich-weiß-nicht-was- wettmachen konnten; und dann suchen Sie nach vergleichbar häßlichen Frauen in der Weltgeschichte… Daher kommt ja der Drang zur “genügenden” Uniformierung bei Frauen, auf den readAn >>>> hier hingewiesen (leider wieder ohne Echo) hat: Maximierung der Wahrscheinlichkeit zu genügen, ganz rational. Welch langweilige Dresscodes dabei herauskommen, steht auf einem anderen Blatt.

      Was Dacker angeht, bin ich ganz Ihrer Meinung; daher die quotation marks um “kritisch”: Hier soll eine, sagen wir, künstlerische Produktion gezeigt werden, die kritisch sein will, aber verkrampften Voyeurismus nur perpetueirt oder aber durch die Kälte eines Fliesenbodens Sexualität “einfriert”. Das kann der Weg nicht sein.

      Daß jeder Blick seziert, ist doch eine Schutzbehauptung von Ihnen zu Gunsten Ortegas: Sie wissen selbst, wie viele Blicke es, je nach Zielpunkt, je nach Grad der Verschleierung(!) gibt, denen keine kühle Schärfe, aber wohl Intensität zukommt!

      Interessant übrigens, wie gut Sie sich mit den Wänden in Damentoiletten auskennen! Chacun à son gout de lecture!

    5. @femme100têtes Ich bezweifle, daß Ortegas Blick in der Straßenbahn sich ausliefert, das würde dem von ihm selbst ja berufenen spanischen Machismo ganz zuwiderlaufen.Haben Sie eine Ahnung, mit welch vernichtender Arroganz Frauen zurückgucken können – nicht nur Abwehr, nein voller Breitseite Verachtung inklusive!komponenten des “gender”, die gesellschaftlich konform anerzogen und scheinbar(!) “natürlich” sind, angreifenDa stünd ich sofort auf Ihrer Seite – nur daß die Meinungen darüber, w a s anerzogen und was natürlich sei, selbst unter Frauen schroff divergieren. Meine Geschlechter- (oder, wenn Sie wollen, “gender”-)Position dazu läßt sich durch ein Wort >>>> Melusine Walsers bündig umfassen: “Machtspiele gehören ins Bett” – und n u r dahin.Entscheidender Punkt ist doch das “Genügen” im Blick des anderen, jenem Blick, der das Eigene zum Anderen (ja!) objektiviert! Sie sehen da aus Ihrer Perspektive blauäugig eine Gleichverteilung des Risikos zwischen den Geschlechtern.Das ist nicht blauäugig. Was meinen Sie, wie viele Jungens und werdende Männer unter Hemmungen leiden, weil sie verpickelt, leptosom oder nochwas sind; am schlimmsten ist’s, wenn man zum Erröten neigt wie damals ich. Ich weiß sehr gut, wie man von Mädchen und werdenden Frauen dann verlacht wird. Ich habe das nie, wirklich nie vergessen. Frauen sind Raubtiere, man sollte das von keinem Tisch herunterwischen. Domestizierte Raubtiere gibt es darunter freilich zuhauf, aber die gibt es mehr noch unter den Männern (daher deren Neigung zur Männerbündlerei: gemeinsam sind wir stark usw; am heftigsten mit dem Ausfluß im Christentum: Was meinen Sie wohl, weshalb “die” Männer Frauen so ungern in Führungspositionen lassen – ganz sicher nicht, weil sie sich besonders stark vorkommen).Frauen “müssen” diesem Blick in Hundertstelsekunden genügen, Männer könne sich da herauslavieren; denken Sie an all die häßlichen Kerle, von d’Annunzio über Benn bis Sartre, die ihr Ungenügen durch -tja, Geist, Charme, ich-weiß-nicht-was- wettmachen konnten;Sie vergessen ein wenig, daß Frauen gerade eine Neigung zu solchen Männern an den Tag legen, – aber eben nur dann, wenn sich mit solchen Männern entweder Geist oder Macht oder Geld oder alles drei zusammen verbindet. Das geht fast als Konstante durch. Und, mal Hand auf die linke Brust: Wie viele Männer kennen Sie denn, die Geist mit Häßlichkeit verbinden? Unterm Strich sind es arg wenige, selbst im weltgeschichtlichen Maßstab.und dann suchen Sie nach vergleichbar häßlichen Frauen in der Weltgeschichte…Wieland war in solch eine mehr als verliebt. Man konnte auch Hildegard Knef nicht grad eine Schönheit nennen. Es fällt dabei sogar auf, daß eine ganze Reihe sehr gutaussehender Männer mit ausgesprochen häßlichen Frauen zusammen waren und sind. Ich glaube, die Dinge sind kompliziert.
      Andererseits, ja, als erstes schaue auch ich auf Schönheit, und kein Geist der Welt kann mich bei einer Frau längerfristig erregen, wenn nicht Körper dazukommt. Das ist so, ich streite das überhaupt nicht ab. Was soll ich jetzt tun? Schuldgefühle entwickeln?Daher kommt ja der Drang zur “genügenden” Uniformierung bei Frauen, auf den readAn >>>> hier hingewiesen (leider wieder ohne Echo) hat: Maximierung der Wahrscheinlichkeit zu genügen, ganz rational.Ein von der Modeindustrie genutzter Frauenirrtum. Kleidung maximiert nur, was schon da ist. Ich hab manchmal den Eindruck, Mode (bzw. Uniformierung, wie Sie es nennen) dient mehr dem Konkurrenzdruck, den sich Frauen untereinander machen; es ist nicht zuletzt ein weiblicher Machtkampf, der in der Mode ausgetragen wird. Glauben Sie im Ernst, ich will ein Kleidungsstück vögeln, geschweige, ein Kleidungsstück machte mich verliebt oder gar obsessiv?oder aber durch die Kälte eines Fliesenbodens Sexualität “einfriert”.Das finde ich ausgesprochen treffend formuliert! Insofern ist Decker auch alles andere als ein Voyeur, sondern er desinfiziert Sexualität. Von Erotik kann bei diesem Dekorativen sowieso keine Rede sein.Sie wissen selbst, wie viele Blicke es, je nach Zielpunkt, je nach Grad der Verschleierung(!) gibt, denen keine kühle Schärfe, aber wohl Intensität zukommt!Aber ja, nur daß Ortega es, so blickend, von Anfang an gar nicht auf eine Eroberung anlegt, sondern auf eine Aussage, die sich aus einem Blickexperiment ergeben könnte. Und zugleich, in seiner Conclusio, sehr klarmacht, daß er letztlich über Projektionen spricht. Sexuell, gar erotisch, hatte er bei dieser Tramfahrt ja gar keine Ambition.Interessant übrigens, wie gut Sie sich mit den Wänden in Damentoiletten auskennen! Chacun à son gout de lecture!Ich bin ein ziemlich neugieriger Mann und habe außerdem nie recht verstanden, weshalb vor den Damentoiletten die Damen immer brav in endlosen Schlangen stehen, anstatt die naheliegende Herrentoilette zu benutzen. Man möchte meinen, die hätten noch nie einen Mann pinkeln gesehen, und selbst würden sie ja allenfalls gehört. Umgekehrt ist nicht einzusehen, weshalb man(n), drückt es s e h r, und die Herrentoilette ist erst einen Stock höher, mit verkniffnem Harnrohr diesen ganzen Umweg tun soll.

    6. @ homme/automne: Blickkontakt… …Fehlanzeige. Zumindest habe ich von einem solchen in Ihrer gescannten Passage nichts gelesen. Vielmehr:

      “Da die Fahrt längere Zeit dauerte und keine von den Damen geneigt war, mir zu irgendwelchen Hoffnungen Anlaß zu geben,..”

      Schön lakonisch, aber steckt darin nicht die “erotische Ambition” Ortegas, die Sie abstreiten? Erst als diese scheitert, wendet er sich der philosophischen Re-Flexion auf sein Blicken und die Schönheit zu! Fließend von Projektion zu Sublimation!

      Nein, Schuldgefühle brauchen Sie keine zu entwickeln, aber Sie können sehen, daß Ihr in Richtung Schönheit gepolter Blick auf die Frauen eben zu dem Ihnen “Anerzogenen” gehört: Gesellschaftlich sanktioniert ist die Beurteilung von Frauen über äußere Schönheit, in weit höherem Maße als die von Männern (ganz unabhängig davon, wann welche teens Probleme in ihrer Pubertät haben oder nicht), doch hat beides (in meinen Augen) in den letzten Jahren stark zugenommen. Schauen Sie sich nur an, wie sich viele Mädchen ab ca. 13 Jahren anziehen. (– und sollten Sie mal nach Schottland kommen: da gibt’s erst was zu blicken!)

      Es spielt auch keine Rolle, ob Sie persönlich ein Kleidungsstück vögeln wollen oder nicht, jedem seinen Fetisch, sondern Frauen wird -wiederum- “anerzogen”, daß sie mittels Kleidung, oftmals gesundheitsschädlichem outfit “gewinnen” können. Natürlich herrscht da ein Machtkmapf unter den Frauen, aber Konkurrenz worum denn? — Um das Genügen im männlichen Blick. Darüber funktioniert eine ganze Industrie, nämlich die der Mode, über die, wenn ich mich richtig erinnere, >>>> walhalladada schon einmal eine Diskussion angeregt hat.

      Ebenso “Anerzogenes” wird übrigens an dem Toiletten-Verhalten deutlich, das Sie als Neugieriger anzweifeln. Sie könnten Ihre Neugier auf mancher (öffentlichen) Toilette in Finnland befriedigen, in denen im Wortsinn ungenierte Gruppen”sitzungen” unter Menschen stattfinden (eben Menschen und nicht “primär” Frauen oder “primär” Männern).

      Und:

      “Was meinen Sie wohl, weshalb “die” Männer Frauen so ungern in Führungspositionen lassen – ganz sicher nicht, weil sie sich besonders stark vorkommen).”

      Vielleicht nicht weil, aber ganz sicher indem sie das tun. Damit sind sie emotional und faktisch die Stärkeren. Stichwort: Einkommensgleichheit? Solange Sie Frauen als Raubtiere betrachten(!), wird Ihrem Blicken immer die Konnotation des domestizieren-müssens anhaften. Indem Sie scheinbar Frauen Stärke zusprechen, pflanzen Sie doch nur das Modell eines notwendigen männlichem Bollwerks gegenüber der “weiblichen Wildnis” fort: “Herr” und Hündin… Ein wenig mehr Reflexion bei aller subjektiven Betroffenheit aus errötenden Jugendtagen hätte ich von Ihnen schon erwartet!

      PS.: Ist Ihnen aufgefallen, daß ich gender-Begriffe, sprich Mann und Frau, so gut wie nie mit dem bestimmten Artikel versehen? Nicht grundlos.

    7. @femme100têtes. Jäger und gejagte Jäger. immer die Konnotation des domestizieren-müssensAber nein… domestiziert wäre eine Frau für mich langweilig, und warum soll ich mir Langeweile antun? Mir ist es s c h o n um den Kampf getan. Und Raubtiere gehören zu den schönsten, elegantesten Wesen, die wir kennen, zu den intelligentesten übrigens auch. Eine harmonische Welt wäre nicht meine, ich würde verprimeln. Insofern bin ich gern Jäger – auch daher kommt dieses Blicken: Fluchtdistanzen abschätzen. Unsere Triebe sind sehr viel weniger sozial, als wahrgehabt werden soll.BollwerksSicher a u c h nicht, das wäre mir zu starr, und es wäre auch nichts, das sich einer Wildnis erfolgreich entgegensetzen, bzw. mit der sie sich bezwingen ließe ließe (ich verwende “bezwingen” hier ganz bewußt, weil alle Penetration auch Gewalt ist, ein Eindringen nämlich – das “Bollwerk” ist hier mehr auf der Seite der Frauen; schöner ist noch das galante Wort der Eroberung.)bei aller subjektiven Betroffenheit aus errötenden JugendtagenMerken Sie selber den Spott? Der kann durchaus traumatisieren. Im übrigen ist es ganz gut, wenn ich Ihnen erzähle, daß ich völlig vaterlos, nur von Frauen erzogen, aufgewachsen bin. Meinen Vater, der weich war, anders als meine Mutter, die extrem hart und energisch war, lernte ich erst mit 17 kennen.Schauen Sie sich nur an, wie sich viele Mädchen ab ca. 13 Jahren anziehen.Schauen Sie sich mal an, wie sich die Jungs anziehen… da gibt eine Marke die nächste… ich denke mal, d a s fällt unter Geschlechterkapitalismus. Im übrigen finde ich das alles überhaupt keinen Vergleich zu den 50ern und 60er Jahren.“Da die Fahrt längere Zeit dauerte und keine von den Damen geneigt war, mir zu irgendwelchen Hoffnungen Anlaß zu geben”Das ist eine ausgesprochen selbstironische Bemerkung, nicht frei von Eitelkeit, zumal Ortega ein sich stilisierender Mann war, was man >>>> hier ganz gut sieht.Subjektive Betroffenheit Ein anderes Wort, das anders wertet, lautet: Erfahrung. Übrigens halte ich meinen Blick auf Frauen auch aus anderen als den genannten Gründen n i c h t für anerzogen, sondern für genetisch programmiert. Wogegen ich mich deshalb nicht wehre, weil er mir erstens gefällt, und zweitens gefällt er den Frauen auch – und die Frauen, denen er nicht gefällt, waren nie die, die m i r gefielen. Da ich weder eine Spur Masochismus noch asketische Neigungen habe, sehe ich keinen Grund, ihn zu ändern.

      Was die gesellschaftliche Stellung der Frau anbelangt, so rennen Sie bei mir völlig offene Türen ein; gleiche Bezahlung halte ich für geradezu banal selbstverständlich und Männer, die sie Frauen verwehren, für – schwach.

    8. @ homme/automne; diese Hemingway-Stellung der Jagd auf Groß- und Kleinwild steht Ihnen sicherlich gut, hindert Sie etwa am Erröten, und kommt ebenso sicher gut bei “den” Frauen an.

      “domestiziert wäre eine Frau für mich langweilig”

      Das sei Ihnen zugestanden, ich habe auch nicht behauptet, dass Sie persönlich auf “Heimchen”* fixiert seien, sondern habe kommentiert, was Ihre Sprache, die Worte, welche Ihre Blicke begleiten, transportiert. Damit hängt die gesamte Metaphorik von Jagd zusammen: Der Jäger, der seinem Wild überlegen ist, bis er seinerseits zum Gejagten oder Getriebenen wird: Der Mann als Ahab, dessen Holzbein obsessiv an anderer Körperstelle sitzt. Nun gut.

      Es gibt eine Geschichte von T.C. Boyle, “Big Game”, aus dem Band >>>> Without a Hero (vielleicht kennen Sie sie): Deutlich an Hemingway angeleht, erzählt er eine Geschichte während einer Großwildjagd, die freilich nicht mehr in Afrikas Savanne, sondern in einem speziell dafür eingerichteten komerziellen “Wildpark” im mittleren Westen, stattfindet: Eingezäunte, abgängige, rachitische Elefanten, Springböcke und Giraffen, die im Zweifel dem inepten Jäger zugetrieben werden. (Die story ist nett, mit einem Dreh am Ende; lesenswert.)
      In diesem metaphorischen Rahmen findet Ihre “Jagd” heutzutage meist statt: Nur daß die jungen oder auch alten Frauen ihre Treiber in sich tragen (Das ist es, was die Dreizehnjährigen zu Schau tragen, anders als in den 1960ern, und vermutlich auch 50ern, aber die habe ich noch nicht erlebt), daß die Gesellschaft den Zaun bildet. Und im Ernst: Was machen große weiße Jäger wie Sie, wenn Sie Ihre “Beute” nicht gerade erlegt, aber gezähmt haben? — Sie verlieren das Interesse an ihr und stecken sie bestenfalls in den Zoo! (Oftmals haben sich Ihre Geschlechts”genossen” darin seit dem 19. Jahrhundert nicht verändert.)

      “Übrigens halte ich meinen Blick auf Frauen auch aus anderen als den genannten Gründen n i c h t für anerzogen, sondern für genetisch programmiert.”

      Ja, ist das nicht bequem? Der moderne Mann verschiebt seinen Vater-Gott, gemäß der “Herren”-Wissenschaft Genetik-Theorie, in die Erbanlagen; ein deistisches Moment letztlich des internalisierten Gottes als einfache Letztbegründung. Machen Sie es sich nicht so einfach! Reflektieren Sie Ihren Blick (wörtlich!)! Und versuchen Sie vielleicht einen anderen: Wer weiß, welche Erfahrungen Ihrer Neugier noch blühen… (ganz ohne Masochismus oder Askese)?

      “und die Frauen, denen er nicht gefällt, waren nie die, die m i r gefielen.”

      Wirklich nicht? Schade. Vielleicht würde ich Sie noch mehr mögen, wenn es anders wäre.

      Und schließlich: Ja, die gute alte Lehre vom gewaltsamen Eindringen beim Sex. Jahrzehntelang das rote Tuch feministischer Phallokratie-Kritik! >>>> Hier können Sie mal eine witzige Inversion dieser Lehre aus Zeiten des Spätkapitalismus lesen, wenn Sie die Zeit finden.

      *Sind Heimchen nicht entomologisch nahe mit Gottesanbeterinnen verwandt?

    9. @femme100têtes. – Gottesanbeterinnen. Gerade d i e sind ja nun gefährlich… also insektisch betrachtet. Dann wär ich, wenn ich starke Frauen bevorzuge, also auf der sicheren Seite, und die Heimchen-Männlein liefen ins Risiko?

      Aber im Ernst, an Hemingway hatte ich, als ich meine Antwort schrieb, momentlang auch kurz denken müssen… was mir gar nicht gefiel. Göttinseidank ist er nicht der einzige Jäger, und Ahab wiederum, nun, der steht auf dem Holzbein (wenn er nicht drauf humpelt), und dafür zieh ich denn doch meine Füße jeder Metaphorik vor. Interessant übrigens, daß der, jedenfalls für mich, beste Roman Hemingways, “Fiesta”, die Geschichte eines impotenten Mannes erzählt. Im übrigen zählt er nicht zu den Autoren, die irgend einen Einfluß auf mich hatten; da gibt es andere, Aragon, Niebelschütz, Kipling, Borges… (wenige Frauen, das gebe ich zu: Christa Reinig, Marianne Fritz, las ich jung war: Mary Shelley, aber dann fang ich schon nachzudenken an; für die Theorie gilt etwas anderes, spannenderweise).

      “Schade”: Na ja, schauen haben Sie mich ja noch nicht gesehen. Ich taxiere wirklich nicht ständig, nur immer mal kurz. Außerdem, wirklich, ich bin ein gebundener Mann! Lacht.

      “Reflektieren Sie Ihren Blick”: daß ich Ihr “wörtlich” tatsächlich oft anwende, sagt mir ein hohes Maß an Eitelkeit nach. Was letzten Grundes ein Irrtum ist, aber auf der Oberfläche schlagend stimmt.

      “Genetik”: Das hat für mich sehr sehr wenig mit Autorität, geschweige einem Vatergott zu tun; ich ziehe eh Göttinnen und vor allem das elbische Mischvolk der europäischen Mythologien vor. Nur erklärt sie mir manches, oder scheint es doch zu erklären. Und in der Tat fände ich es vonnöten, daß sich dieser Haufe verunsicherter Männer mal der eigenen Identität stellt und sie auch zugibt. Diese halbgare Femophilie, die für Frauenrechte eintritt, aber nicht zugibt, wie gerne man, und mit welcher Lust, Voyeur am weiblichen Körper ist, geht mir reichlich auf die Nerven, dieses uneingestandene Machotum, das man, wie’s gesprochen wird, ausschreiben sollte: Matsch-o-tum. Anstelle, daß man(n) sich hinstellt und z u g i b t: Ja, ich werde vom weiblichen K ö r p e r (sexuell) erregt, nicht vom weiblichen Geist. Hinwiederum hält der weibliche Geist manch geistige Erregung parat, siehe meine Bemerkung zur Theorie, aber das steht nicht auf einem Geschlechtsblatt, sondern im ziemlich hinreißend redigierten Journal des spekulativen Denkens, und auch das Bundesgesetzblatt für die empirischen Disziplinen hat stolz manche Beiträgerin zu verzeichnen. Imgrunde ist es banal, weil selbstverständlich, daß dem so ist, denn Gehirne haben die Mädels wie die Jungs.

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