Senkrecht zum Papier hältst du
eine Rauchschwade der Frühe, ein stiller Baum über dem

Grab


Nun erwacht im Schlafzimmer der Himmel
Mädchen widerstehen dem ungebärdigen Lichthalm
Ein Walnußbaum des Tages zerstört den Beweis des Hirns
Die Jahreszeiten, der Weingeist stundet Migräne
Auf dem prächtigen Tisch des Meeres die Gabel fest im

Griff führt die Welt ihr Augen zum Mund

Es ist ein unvollendetes Gedicht, senkrecht
zum Papier, von einem Epitaph entworfen
vom Fluß auf der Schwelle überschwemmt
Das Blut ist zur starrfüßigen Leiter genagelt
und ins Gedränge gestellt zum Erwerb eines Lasters
Wieder bewahrt ein Morgen die Kühle einer Uhr
Senkrecht auf der Straße mit dem Wort zerschellend:
Das ist kein letztes Mal, du mußt aufs Papier fallen

Yang Lian, “Der Ruhepunkt des Meeres” aus dem chinesischen von Wolfgang Kubin übertragen. Edition Solitude, S. 26

… → es gibt keine barmherzigen gedichte… (…)