Arbeitsjournal. Donnerstag, der 12. Juni 2008. Berlin/Frankfurtmain/Heidelberg.

5.33 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Ich muß um 8.10 Uhr an der S-Bahn sein, mit der geht’s über Jungfernheide zum ICE ab Spandau. Mittags steig ich in Frankfurtmain aus, treffe, erst Do, dann >>>> Dielmann, reise um halb fünf nachmittags nach Heidelberg weiter und treff mich dann dort mit Freunden und Seminaristen; abends wird Kühlmann dazustoßen. Wir werden sicher über den >>>> Heidelberg-Komplex sprechen, der mich gestern abend, nach einer weiteren Mail von der Uni, dann doch wieder Bauchweh gekostet hat. Meine Haltung ist aber kämpferisch, und aus diesem Grund veröffentliche ich zu alldem erst einmal nichts Weiteres. Bitte sehen Sie mir das nach, aber ich will zum einen bestimmten Menschen nicht schaden, nur um hier meiner publizistischen Vollständigkeit zu genügen; zum anderen gibt es strategische Gründe, die mir der Profi ganz oben auf die Bedenken gelegt hat. Tatsache ist, daß es sich bei Helmuth Kiesel um einen der grundlegenden Kenner der literarischen Moderne seit, sagen wir, den Fünfzigern handelt; das wird ihm, ist mein Eindruck nach meinen Recherchen, ganz zu recht nachgesagt. Wenn ich mich jetzt auch mit ihm anlegte, wäre das zwar typisch für mich, aber auch ein mal wieder g a n z ungeschickt. Nur: Ist Geschicklichkeit Sache des Poeten? Die Frage ist des weiteren, was überhaupt gewonnen werden kann und ob das lohnt. Dabei steht für mich vor allem im Blick, ob es meinem Werk hilft oder ihm eher schadet. Das muß man sehen.

Mit derlei Korrespondenz und Herumdenken verging gestern der Tag; in der Arbeit weitergekommen bin ich nenneswerterweise nicht. Immerhin kam ich ein wenig ans Cello.
Jetzt ist mich zu rasieren, zu duschen, die Kleidung zu wechseln, zu packen, noch etwas für die Fahnen des Buches meiner Heidelberger Vorlesungen auszudrucken, die Graphen sind immer noch zu zeichnen, was aber keinen großen Aufwand bedeutet oder bedeuten sollte. Ich werde, obwohl ich ja nur zwei Nächte wegsein werde, den großen Rucksack mitnehmen, einfach um bei Dielmann gleich meine Belegexemplare von >>>> MEERE einpacken und ohne sonderliche Mühen mitnehmen zu können. Das Cello bleibt hier; für morgen früh in der Uni hab ich genug Arbeit im Laptop dabei, ich fände wahrscheinlich auch gar keinen Proberaum. Und nach dem Seminar muß ich eh gleich nach Hausach weiter, um dort abends die öffentliche Gedenklesung für meine Mutter aus dem Tristram Shandy durchzuführen; ich habe das von ihr vorbereitete Buch hier und werde mich ganz nach ihrem dramaturgischen Kalkül richten. Sie hat die Seiten kurz nach ihrem Krankheitsausbruch und bevor die Krankheit dann schwer und schließlich tödlich wurde, selbst noch vorbereitet.

Mit sehr gemischten Gefühlen: Guten Morgen

9.11 Uhr:
So, im Zug.

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