Friedas Laise Laube. Entwurf des Anfangs.

An einer der hintersten, verwühltesten und nach wie vor kaum gecleanten Kanten Frankfurts trafen wir uns häufig bei Frieda Laise. Sie war – und ist es noch immer, berichtet mir Jürgen Lentes – eine Sensation. Denn ihrem eigenen Verlauten nach näherte sich die kleine, resolute Frau bereits 1983 seit über zwanzig Jahren den 60, blieb aber allezeit wie eine Vierzigjährige im Saft – eine zähflüssig Vierzigjährige, zugegeben, von dieser bindenden Art, die sämtlichen hostile mergers, von denen Gäste angefallen wurden, resolut zu wehren wußte, und zwar in vollkommener Stille und bevor es überhaupt den Begriff gab. Hatte der Alkohol lautstark Besitzansprüche an seinen Inhalator gestellt, bewegte sich die schlanke Frau wie eine Panzerhaubitze um den von Laub berankten Tresen herum auf den Befallenen zu, um dann, mit spontanem Vorstoß, den Inkubus vermittels einer gut plazierten Ohrfeige für den gesamten Rest des Abends hinwegzuexorzieren. Das knallte wie ein Schuß. Da wurden dann immer auch alle anderen Gäste von Friedas innerer Ruhe angesteckt, jedenfalls für fünf Minuten. Geflüstert wurde dann, Fremde saßen auch schon mal starr und blieben das, bis man sie unter mildem Zureden davoneskortierte. Aber nicht nur deshalb hatten wir unsere puerilen Dichtertreffen in dieses rändliche Westend gelegt, weil wir – Joachim Veil, Harry Oberländer, Bodo Kirchhoff und ich; eine Zeit lang war auch Iris Radisch und Begleitung dabei – darauf lauerten, ja ersehnten, daß ein Gast ausfällig wurde. Sondern – (…)

[Für ein von Jürgen Lentes vorbereitetes Bücherl über Frankfurter Äpfelweinkneipen.]

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