wochenende… aus dem büro zu hause angekommen, brauchte ich einen kaffee und eine zigarette.


ich hatte den tag über keine zeit, eine zu rauchen, schwor mir ja mal, nicht im auto zu rauchen, tat es auf dem heimweg dann aber doch, was einfach nur gut tat. der stille ort, den ich mir in der firma für meine rauchpausen ausgesucht habe, garantiert mir ein kurzzeitiges in mein zwischen verschwinden können. es ist das flachdach der unteren etage, zu dem eine notausgangstür führt. eine vom wetter in den unterschiedlichsten farbzuständen gegerbt angegriffen bitumierte einzige fläche. ringsum rohes mauerwerk, ein geländer aus verzinktem eisen. links drei große sich aus dem boden erhebende lüftungsschächte, deren motorik immer anspringt und wieder ausgeht. den geruch des von der sonne aufgeheizten teers mag ich. es ist still dort… die erinnerungsschatten können an diesem ort nicht schützen, ich brauche solche orte. und… niemand weiß, wo ich bin. die kollegin registriert zwar: „sie waren aber eben nicht im büro.“ „ja.“ „wo waren sie denn?“ „um die ecke“, was ja nichtemal gelogen ist. sie ist dann immer höchst beleidigt, wenn ich ihr nicht wirklich sage, wo ich war.
mein pc ist immer noch nicht repariert. der techniker, der gestern da war, tauschte noch einmal board und festplatte aus, schloss den rechner an… die festplatte wurde immer noch nicht erkannt. ratlos schaute er mich an. „gut, dann resümieren wir… zwei mal wurde jetzt das board und die festplatte getauscht.“ „ja.“ „das boot-system sagt ihnen, daß das board da ist, und auch die festplatte.“ „ja.“ „die festplatte wird aber nicht erkannt.“ „ja.“ „dann kann es doch nur an der kommunikation zwischen board und festplatte liegen. könnte es vielleicht sein, daß ganz einfach nur das kabel, welches board und festplatte verbindet, kaputt ist?“ „wie soll ich das denn jetzt testen?“ „sie ziehen das kabel, welches sich zwischen board und festplatte befindet, raus, nehmen das kabel, welches vom board zum dvd-laufwerk führt und stecken es in die festplatte.“ während ich das sagte, lächelte ich wirklich sehr nett. er folgte meinem rat… und siehe da, jetzt wurde die festplatte auch erkannt. dann versuchte er, die festplatte wieder dahin zu stecken, wo sie hingehört. “das geht aber nicht, daß kabel ist zu kurz.“ „muß die festplatte denn die nächsten zwei, drei tage da stecken, wo sie hingehört?… stecken sie sie einfach dahin, wo platz ist, lassen sie den rechner offen, aber vor allen dingen… kommen sie wieder, um das kaputte kabel zu ersetzen.. ich brauch wohl nicht zu fragen, ob sie so etwas in ihrem köfferchen haben?“ seine antwort bestätigte mir meine frage. er kommt nächste woche noch einmal, um das defekte kabel zu tauschen. den rechner ließ ich dann systemseitig neu aufsetzen, und meine einstellungen wieder neu einrichten. ich bewerte diese ganze geschichte jetzt nicht mehr, täte ich das, bekäme es ein gewicht, welches zu tragen nicht notwendig wäre.
auch ließ ich der kollegin heute ihre eigene schwerlichkeit. soll sie glücklich damit werden. es rauschte einfach durch mein ohr: „was wollen sie mir eigentlich sagen frau xxxxx?“ damit setzte ich sie außer gefecht… der chef hatte allerdings mit ihr eine richtige auseinandersetzung, weil sie in seinem kalender rumgepfuscht hatte, ohne mir oder ihm etwas zu sagen. kommt zeit, kommt fahrrad… manches erledigt sich durch sich selbst.
morgen kommt sehr früh eine freundin. ihr geht es im augenblick nicht gut, weil sie mitten in ihrer scheidung steckt. vor dem hintergrund dessen, daß sie mal geliebt hat, geht ihr das ganze wirklich an die nieren. „weißt du was, du kommst morgen zu mir, ich hülle dich in eine rosa kuscheldecke, drück dir meinen teddy in den arm, und dann kannst du dich ausheulen, meinetwegen auch den ganzen tag. ich bekoch dich… ein pfund spagetti, mit rucola-pesto, getrockneten tomaten, ganz vielen mozarella-bambini, gerösteten pinienkernen und noch mehr parmesan, hinterher gibt’s ein pfund eis, dann ist dir zwar schlecht, aber dann kannst du wenigsten alles auskotzen.“ „ich kann nicht kotzen, was ich erst mal habe, gebe ich nicht wieder her.“ „ahja.. und genau da liegt der hund begraben.“ „so eine freundin wie dich hatte ich noch nie, überhaupt hatte ich noch nie eine richtige freundin.“ „ jetzt hast du mich am hals… du mußt allerdings damit rechnen, daß ich dir ab und zu in diesem stecken bleibe.“ „wie meinst du das?“ „manches, was ich sage, macht einfach nackt… es gibt nicht viele menschen, die sich in ihrer eigenen nacktheit ertragen können.“ „stimmt, ich kann mich auch nicht ertragen, ich bin zu fett… jeden tag wird es ein halbes pfund mehr.“ „gut, dann koch ich morgen nicht, dann mußt du hungern….“ „nein, morgen schaufele ich alles in mich hinein…“ „ja.. und übermorgen fängst du mit der diät an.“ „du bist gemein, aber dafür liebe ich dich.“ „wer mich liebt, kriegt auch spagetti und die rosa kuscheldecke.“
seit einem halben jahr frißt sie sich fett, sagt, daß sie im augenblick nichts dagegen tun kann. sie nimmt sich jeden morgen vor, es nicht zu tun… eine stunde später ist sie aber schon wieder am futtern. sie verurteilt und hasst sich dafür… was bestimmt gründe hat, die ihr noch verborgen sind. sie weint oft nur, wenn sie mich anruft. wenn man viele jahre den wurzeln einer ehe verhaftet war, muß man sich nach der trennung erst einmal wieder auf den eigenen boden stellen. das braucht zeit… vor allen dingen, sich dieses brauchen von zeit selbst zuzugestehen.
den sonntag werde ich mit sport und sauna verbringen… und lesen. der morgige tag wird sicherlich sehr intensiv, da brauch ich dann wieder meinen eigenen raum.