nachbarn…
„sie müssen aber ihre garage wieder schließen, wenn sie den hof mit dem wagen verlassen.“ „warum?“ „das zieht einbrecher an.“ „aber es ist doch garnichts drin in der garage.“ „ja, aber ich wohne da unten gleich.“ „das heißt, sie haben angst, daß auf grund meines offenstehenden garagentores die einbrecher angezogen werden, die bei ihnen einbrechen könnten.“ „ja.“ „gut… wenn sie angst davor haben, daß dergleichen deshalb passieren könnte, schließe ich das tor, aber sie lassen ihre garage ja auch ständig offenstehen, und die ist gleich neben meiner.“ „das ist etwas anderes.“ „wieso ist das etwas anderes?“ „sie sind mieterin der wohnung, ich bin eigentümerin.“ „gut, dann bringen sie doch das nächste mal bei der eigentümerversammlung ein, daß in die hausordnung aufgenommen wird, daß die garagentore beim verlassen des hofes mit dem auto grundsätzlich geschlossen werden müssen.“ „das ist eine gute idee.“ „das gilt dann aber auch für sie.“
„haben sie den großen blauen müllsack mit dem papier neben die papiertonne gestellt?… sie müssen die tonne auch wieder schließen, die nacht über hat es geregnet, das ganze papier in der tonne ist jetzt naß.“ „diesen blauen müllsack habe ich nicht neben die tonne gestellt, und den deckel schließe ich, wenn ich mal, was sehr selten vorkommt, papier in die tonne tue. ich bringe mein altpapier zum sammelplatz, weil diese kleine 240 liter tonne für sechs wohnparteien für vier wochen nicht aussreicht, noch fragen?“
„wissen sie eigentlich, daß sie ihre treppen putzen müssen?“ „ja.“ „man hört sie aber nie… und außerdem habe ich oben bei ihnen kontrolliert, es sieht alles sehr dunkel aus.“ „schon mal daran gedacht, daß ich da oben unter dem dachboden keine fenster im treppenhaus habe?… und soll ich vielleicht das nächste mal beim treppe putzen ständig mit dem wischer gegen die treppengeländer knallen, damit sie da unten im erdgeschoss bestätigt hören, daß ich die treppe auch putze?. am besten ganz früh morgens am sonntag so um 07.00 uhr, das sind doch ihre treppenputzzeiten, oder?“
ich glaub, ich habe mir einen stadtteil ausgesucht, der mir immer weniger gefällt. und das haus, in dem ich die wohnung gemietet habe… ist quadratisch. das haus, der garten, die garagen, der mülltonnenumbau, die tonnen selbst, die kellerräume, die balkone (bis auf meinen), die blumenkästen… entsprechend der allgemein definierten norm, sind alle aus dem gleichen material und haben die gleichen größen. selbst die seitensichtschutzwände und die balkonverkleidungen sind alle gleich. und ich habe den eindruck, daß bei einigen nachbarn die gehirnzellen analog der kleinkarierten strickjackenkaros genormt sind.
„sie haben ja gar keine fahne auf ihrem balkon.“ „ich werde auch keine aufhängen.“ „dann sind sie also nicht für deutschland?“ „das ist gerade ein ganz schmales brett, auf dem sie sich da bewegen. mir reicht es langsam, es geht sie nichts an, warum oder warum ich keine fahne aufhänge. es geht sie auch nichts an, ob ich für deutschland oder spanien bin. ich bräuchte ja noch nicht einmal den fernseher anzumachen, um den spielstand zu wissen, das genau sagt mir nämlich meine nachbarschaft.“ „wieso wurde ihnen denn eine weiße balkonverkleidung erlaubt, ist das mit der eigentümerversammlung abgesprochen?“ „sie sind doch mitglied der eigentümerversammlung, dann müssten sie wissen, daß mein vermieter diese balkonverkleidung mit der eigentümerversammlung und der verwaltung abgestimmt hat.“ „aber ihre sichtschutzwände, die müssen genauso aussehen wie die anderen.“ „wer sagt ihnen, daß ich sichtschutzwände an den seiten anbringen will.“ „aber dann kann man sie doch sehen, wenn sie auf dem balkon sitzen.“ „ja… und?, ich könnte allerdings eine deutschlandfahne davor hängen, dann müssen sie meinen anblick nicht ertragen.“
was ich nicht verstehen kann, ist die tatsache, daß sich jeder abschottet… seiner wege geht, und sein kleinkariertes leben lebt, und sich allein, wie in diesem fall durch den anblick meiner:einer auf dem balkon beeinträchtigt fühlt…. aber wenn fußball stattfindet, die menschen so etwas wie ein gemeinschaftsgefühl empfinden. ich wurde jahrelang mit dem thema konfrontiert. meine beiden brüder spielten fußball, die jeweils beiden söhne beider spielen auch. am schlimmsten verhalten sich die väter, ich sehe das bei meinem bruder, wie er seinen sohn unter druck setzt, was für den jungen ganz schlimm ist. da demütigen väter ihre söhne auf dem spielplatz in der öffentlichkeit, weil sie im spiel was verpatzt oder einen fehler gemacht haben, man kann sich grämen, wenn man so etwas mit ansehen muss. bei keiner anderen sportart setzen väter ihre söhne derart unter druck. auch das ist etwas, was mich in einer gelehrt beginnenden grundlage eines empfindens von gemeinschaft, immens stört. was mich am meisten betroffen macht, sind die reaktionen meines bruders an seinen sohn. wenn die jungenmannschaft gewinnt, heißt es “wir haben gewonnen”, wenn die jungenmannschaft verliert, entweder: “ihr habt verloren, du hast es versaut…” oder gar: “du hast verloren.” wenn die deutschen heute abend verlieren, wird sich niemand hinstellen und sagen: “wir haben verloren.”