11. Juli 2008.

Mein Junge hatte „lange Lesenacht“: die Drittklässler trafen sich alle mit Schlafsack und ihrem Lieblingsbuch in ihrem Hortraum, wo sie ganz sicher jetzt noch schlafen, unter der Aufsicht ihrer 63jährigen Lehrerin, die eine Vorleserin für den Abend engagiert hat; nachdem die vorgelesen hat, geht es in die Schlafsäcke, und jeder darf in seinem mitgebrachten Buch so lange lesen, wie er möchte; oder die Kinder dürfen die Nacht hindurch schwatzen. Ein paar Kinder hatten Zelte im Hortraum aufgebaut, in dem die schwülwarme Sommerluft sowieso schon zum Schneiden dick stand.
Als mein Junge mich sah, rief er laut „Papa! Papa!“ und kam angerannt und mir in die Arme gesprungen; es hätte mich fast umgeworfen. „Ich denke, du kommst erst heute spät nachts..?“ „Ich war früher da und bin gleich hierher, um dir noch eine schöne Nacht zu wünschen.“ Er ließ erst gar nicht mehr los, dann, auflachend, rief er: „Ich muß dir was zeigen! Mein Schlafsack ist eine Rutschbahn!“ Nahm Anlaufe und ließ sich auf dem Schlafsack ein Viertel durch den Raum schliddern. Ich sprach noch ein paar Minuten mit der Lehrerin, die ich sehr schätze, dann zog ich wieder ab.

Starke Melancholie, als ich in Berlin angekommen war; die Begegnung mit dem Jungen tat sie kurz beiseite; aber sie drückte sich wieder vor, als ich das Schul- und Hortgebäude verließ. Und hielt über den Abend. Allerdings hat sie sich über Nacht hinfortgeschlafen.