Arbeitsjournal. Mittwoch, der 13. August 2008.

4.50 Uhr:
[Arbeitswohnung. Sinopoli, Lous-Salomé-Suite.]
Zeit strömt, man merkt’s gar nicht, wie man mitgeströmt wird; aber eben war doch noch Januar… Gestern meine letzten definitiv letzten 50 Euro geholt; so kann ich mir immerhin nachher ein Brot kaufen. Woher nun aber neues Geld kommen soll, keine Ahnung. Doch, Kinkerkram: die beiden Rezensionen, das ergibt zusammen 400 Euro, die aber auch nicht vor September eintrudeln werden. Der Internet-Zugang ist allerdings nicht gefährdet, da die Kosten für >>>> moobicent ja von eines anderen Konto abgebucht werden. Und die nächste Arbeitswohnungsmiete ist wegen bereits verkaufter >>>> Autographen-Exemplare der AEOLIA gesichert. (Wegen Bindefehlern hat >>>> Jesse übrigens Exemplare zurückgefordert, da muß nachgebessert werden, hörte ich; mein eigenes, bisher einziges Exemplar weist solche Fehler n i c h t auf).

Bis etwas nach 24 Uhr mit dem Profi und Lavantes auf der hohen Dachterrasse gesessen, Champagner und einen sehr trockenen spanischen Rotwein getrunken und über halb Berlin geschaut. Auf einem Nebenbalkon wuchs ein riesiger Cannabis. Lavantes konnte nicht anders, als seine Kletterkünste unter Show zu stellen, obwohl wir sehr auf ihn einredeten, das doch sein zu lassen. Allein, es saß auch noch eine Frau dabei, eine tiefschwarze, blutjunge, tiefkatholische Polin mit noch tieferkatholischem Decolletée an tiefschwarzem Kleid, das n icht unpassend war, weil es so schwül war, das aber den katholischgelenkigen Spanier blind für alle Gefahren machte. Jedenfalls überschwang er, einem Menschenaff’ gleich, das Geländer und spazierte balanzierend, also mit ausgestreckten Armen, über den dünnen Grat aus Dachpfannen zum Nachbarn hin. Wo er pflückte. Dann kehrte er sogar noch schneller, als er hinüberwar, zu großem Holà zurück, legte Grazyna den rechten Zeigefinger quer unters Kinn, das er anhob, gab der Erschreckten einen Kuß, der auf unvergleichliche Weise katholisch und keusch war, und schob ihr mit der anderen Hand wie eine Hostie ein oder zwei Cannabisblätter in den Mund, den er mit einem weiteren keuschen Kuß versiegelte. „Nun kauen, Señhorita, gut kauen. Denn das ist mein Leib“, sagte er. Und setzte sich wieder. Weil ich nicht mehr rauche und der Profi froh war, daß er darum nicht immer zum Rauchen angestiftet wird, hatte er den Spanier gebeten, auf seine geliebten Cigarillos zu verzichten. Daß er dem folgte, machte den Spanier nervös. Ich bin mir sicher, er hat allein deshalb nicht die nun dauerkauende und immer verklärter schauende Polin in die letzte Verklärung geführt.

Guten Morgen. Hab in der Arbeitswohnung übernachtet und fange gleich wieder mit den Gedichten an.

7.18 Uhr:
[Respighi, Belfagor.]

Frisches Brot.

11.45 Uhr:
Mit den Lektoratsvorschlägen soweit fertiggeworden. Ein >>>> weiteres Gedicht „nebenbei“ geschrieben, eine Lektoratsüberlegung will ich später noch in Der Dschungel einstellen, zusammen mit meiner (bisherigen) Lösung, so daß Sie einen Eindruck gewinnen, wie genau die Arbeit mit Dielmann ist. Zwischendurch am Cello gewesen, an das ich gleich noch einmal gehe, bevor ich mich dann zu Mittag schlafen lege. Meine Müdigkeitsanfälle hab ich immer noch, aber nicht mehr so heftig wie in den letzten drei Tagen, so daß ich mich jetzt einmal diszipliniere.
Manuaela Reichart hat wegen meiner Eigner-Rezension und, vor allem, wegen des >>>> Bier-Textchens zurückgeschrieben und ist ganz entzückt. Na fein. Lavantes und der Profi, denen ich das Geschichtchen gestern nacht noch vorlas, waren ebenfalls hoch amüsiert. Wobei Lavantes mir nahelegte, daß ich Ihnen sagen möchte, es sei durchaus nicht >>>> d e r Knotscher gemeint, sondern nur >>>> e i n Knotscher. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das stimmt.

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