gestern abend…

…. legte ich mich um 18:30 uhr ins bett, nicht auf das bett, sondern in das bett, wollte eigentlich nur ein halbes stündchen schlafen, daraus wurden dann 10 stunden am stück. obwohl es draußen ziemlich warm und auch schwül war, fror ich. die kollegin plapperte ohne unterlaß. ich schloss die tür mehrere male, was sie ignorierte, jedes mal war die tür nach spätestens zwei minuten wieder offen. irgendwann langte es mir, durch die offene tür rief ich laut hinüber: „frau xxxx, wenn sie ihr gespräch mit sich selbst beendet haben, sagen sie mir bitte bescheid?“ sie kam um die ecke: „ich rede mit mir selbst?, das krieg ich garnicht mit.“ „sie nicht, aber ich.“ da schloss sie freiwillig die tür. sie merkt tatsächlich nicht, dass sie ihre eigene arbeit ständig kommentiert. selbst wenn sie nur ein papier in eine mappe heften muss: „wo ist denn jetzt mein locher, der stand doch grad noch hier… jetzt muss das aber in die mappe, mist, die ist ja auch schon wieder voll. mach ich das jetzt?… nein, ich lass das jetzt, ich packe es in die ablage, obwohl, zeit hätte ich ja jetzt… nein, da ist anderes erst wichtiger, sonst schaffe ich das heute nicht, hab eh schon so viele überstunden, weiß noch garnicht, wie ich die wegkriegen soll, gibt sowieso wieder ärger mit der personalabteilung, die haben doch einen sockenschuß, sollen sie mich doch meine arbeit machen lassen, aber ich weiß, meinem chef ist das auch egal, wieviel stunden ich hier arbeite, nichts zählt wirklich, auch nicht die jahre, die ich hier bin.“ am morgen brachte sie mir meinen kaffee an den schreibtisch, was ich umgekehrt auch regelmäßig tue. fast 45 minuten lang erzählte sie in eins durch, wie sie ihr wochenende verbracht hatte, es war garnicht notwendig, dass ich etwas sagte, machte nebenbei meine arbeit, was sie garnicht registrierte, sie stand an den schrank gelehnt, schaute zum fenster raus und redete, ganz zum schluß sah sie mich an: „und?.. wie geht es ihnen?“ „es ist alles in ordnung, alles im grünen bereich.“ „das ist ja schön“, machte auf ihren absätzen kehrt, und ging. kurze zeit später ging das wieder los: „ich hab doch beim it-service angerufen, wieso melden die sich nicht… das ist doch ungehörig, aber die sind wahrscheinlich auch nur überlastet, kriegen ja auch immer nur auf die schultern gepackt, niemand fragt danach, wie die das schaffen sollen……. (…)“
sie hat ein einziges chaos auf ihrem schreibtisch, aber am nachmittag schloss sie dann freiwillig die tür, telefonierte fast zwei stunden mit ihrer enkeltochter und ihrer mutter. das sind jedes mal gespräche nach süddeutschland, über den firmenapparat. diese zwei stunden blieb die arbeit auf ihrem schreibtisch liegen. danach kam ihr chef aus einem meeting zurück, mit fliegenden fahnen arbeitete sie ihre stapel ab.
gestern mittag fragte ich sie, ob sie nicht für einen moment mit auf das kleine zwischendach kommen wolle: „ein bißchen in die sonne setzen, sie scheint grad so schön.“ „nein, das tue ich nicht, es ist verboten. dr. xxxx hat immer gesagt, dass wir das nicht dürfen.“ „dr. xxxx ist nicht mehr hier, verbote sind dazu da, auch mal übertreten zu werden.“ „nein, da gibt es vorschriften, sicherheitsvorschriften, wir dürfen das nicht.“ ich glaub, sie kommt mit meiner art ab und an wirklich nicht klar, sie findet es entsetzlich, wenn ich gegen vorschriften jedweder art handele.
und ich finde es so sehr traurig, wenn sich jemand auf seinen eingefahrenen zustand so einläßt, irgendwann ist dann nur noch stagnation. diese form scheint derart fest zu werden, dass man es nicht mehr schafft, von allein da wieder rauszukommen. deswegen versuche ich, so gut wie möglich damit umzugehen. aber es kostet energie, ich muss richtig aufpassen, dass sie mich nicht mit runterzieht.
auch die umstellung von sommer auf herbst merke ich in meinem körper sehr. auch deshalb bin ich so müde, die richtung der körpereigenen energie kehrt sich um. der sommer geht von innen nach außen, der herbst aber von außen nach innen, der winter dann von innen nach unten. lebensmittel, aus der jeweiligen jahreszeit können da gut wirken. vorgestern habe ich mir eine leckere sauerkrautsuppe gekocht, ich brauchte etwas anständig schweres, nichts leichtes.