„wie aber auf der Erdkugel überall
oben ist, so ist auch die Form allen Lebens
GEGENWART…“ (Arthur Schopenhauer)
In einem Brief an Harriett Monroe schreibt Ezra Pound Sprache ist aus konkreten Dingen gemacht. Ich arbeite seit vergangenem Wochenende endlich wieder am Text. Bis auf gestern, wo es galt den Angriff des Büros auf mein Gedächtnis, dessen einzelne Saferzellen bereits vor Furcht zitterten, abzuwehren. “Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.” Für 3 Stunden fällt nach diesem Überfall das System aus. Nirgendwo hat mehr , ich weiß nicht aus welchem Grund, ein PC funktioniert. Erst am Nachmittag haben es die Administratoren geschafft an den Gang vormittäglicher Ereignisse anzuknüpfen. Aber da hatte ich den Erinnerungssafe längst, es gibt ja Brenner und CDs, an einen anderen Ort verbracht. Nicht auszudenken, was geschehen hätte können, wäre der Einbruch gelungen. Die Lektion wird lange in mir nachhallen. Lage und Dinge haben sich geändert.
Im Inneren des „postmodernen Kristallpalastes“(Sloterdijk) ist der „Verwöhnungsaufzug“ demontiert worden, dass gilt nicht nur für unser Büro. Und ob, um im Bild zu bleiben, ich mich jemals wieder ans Treppen steigen gewöhnen werde, steht in den Sternen. Ich hatte mich allzu abgenabelt von hiesiger Bürokratenwelt, das gebe ich unumwunden zu, und fühlte mich dabei, ringsum umgeben vom Meer der Worte, deren konkrete Dinge mich nun eingeholt haben, relativ wohl. Am 3. April 1787 notiert Goethe in seinem Tagebuch der „Italienischen Reise“: „Hat man sich ringsum vom Meere umgeben gesehen, so hat man keinen Begriff von Welt und seinem Verhältnis zur Welt.“ Dies ist der letzte TB – Eintrag, den ich am Vormittag schreibe. Morgen und in Zukunft werde ich den Abend vorziehen, der Sicherheitsvorteil liegt auf der Hand.
>>>>> Bildquelle: Martin Kippenberger, Untitled Medium oil on canvas 78.7 x 94.5 in. / 200 x 240 cm.