Arbeitsjournal. Freitag, der 7. November 2008.

6.14 Uhr:
[Am Terrarium.]
Heute abend gibt es die Premiere >>>> hierzu. Ich bin überaus gespannt und werde Ihnen danach für Die Dschungel über >>>> diese Inszenierung schreiben, oder morgen zur Früharbeit. Muß heute noch zweimal meinen Mitschnitt der Probe durchhören, um nicht nur musikalisch zu empfinden, sondern auch zu verstehen. Wer es aber g a n z ernst meint, müßte die Partitur durchsehen und mit dem, was zu hören ist, vergleichen.

Daß ich mich momentan nicht an meine 4.30-Uhr-Disziplin halte, finde ich – ich dachte eben fliegend drüber nach – eigentlich in Ordnung; ich hatte die frühe strenge Zeit ja eingeführt, als ich mitten in einem Großprojekt steckte, das vorangetrieben werden mußte; das ist derzeit nicht der Fall, sieht man vielleicht von den BAMBERGER ELEGIEN ab, die nun zwar für das Frühjahr 2009 als Buch angekündigt sind; dennoch habe ich latent das Gefühl, sie beschäftigten mich möglicherweise noch auf Jahre. Mal sehen; die Datei der Vierten Fassung hab ich jetzt jedenfalls schon mal wieder geöffnet. Aber es steht eben auch >>>> ARGO an, dessen Erscheinen zum Herbst 2009 ich freilich ebenfalls für unwahrscheinlich halte; all diese Verzögerungen liegen diesmal an mir, nicht etwa an einem Verlag. Es ist aber auch ohnedies zu überlegen, ob ich die Serie von vier Buchveröffentlichungen in einem einzigen Jahr wiederholen oder mich nicht besser auf ein, höchstens zwei Bücher beschränke. Immerhin liegen die Essays noch zum Druck völlig bereit, nachdem tisch7 in die Knie gegangen ist, so daß das bereits unter Vertrag stehende Buch nicht erscheinen konnte (es wäre sonst mein fünftes in diesem Jahr gewesen). Dazu dann die Edel-Ausgabe von MEERE bei >>>> marebuch im großen Klappschuber mit den beiden anderen Ausgaben (Dielmann und >>>> Volltext) zum Frühjahr 2009 u n d die kleine, dann gewiß hübsch realisierte Arbeit für >>>> weissbooks, avisiertes Erscheinungsdatum: Herbst 2009. Wovon bisher freilich bislang nicht eine einzige Zeile dasteht. Aber selbst, wenn alledies im nächsten Jahr nicht klappte, wäre es okay; ich bin ja bei weitem nicht der einzige, der Publikationspausen macht – die ich schon wegen Der Dschungel de facto ohnedies nicht mache. Auch hier wäre zu handeln. Nach wie vor denke ich an eine Zusammenstellung sämtlicher bisheriger >>>> Paralipomena, an ihre Überarbeitung, Zuordnung usw. in einem Buch, das ich ebenfalls nach wie vor NEUE FRÖHLICHE WISSENSCHAFT nennen will. Überdies gibt es die Anfrage eines kleinen Verlages, ob ich nicht aus den bisherigen Stücken der >>>> Kleinen Theorie des Literarischen Bloggens ein Buch machen wolle. Dafür ist es mir, beim derzeitigen Stand dieses works in progress aber noch zu früh. Die Idee, Die Dschungel insgesamt in eine Buchform umzuarbeiten, habe ich hingegen ganz aufgegeben; weder meine Zeit noch auch die Masse an Text machten ein solches Buch überhaupt möglich. Besser wäre, sollte ich Die Dschungel denn eines Tages beenden, die Texte auf eine Daten-DVD zu brennen, deren Links weiterhin mit dem Netz korrespondieren können, und sie als sagen wir „Kybernetische Publikationsform“ dem Werk zu integrieren.
Ich vergesse gerade, daß auch noch etwas ganz anderes ansteht: nämlich meine Hörarbeiten. Nach wie vor hätte ich sie gerne als CD-Edition, entweder vereinzelt je bei passenden Verlagen oder gesamt in einem „Gesamtkarton“. (Ebenso denkbar wäre eine mp3-Ausgabe, eventuell übers Netz herunterladbar, das muß man sehen und mit der Marktlage in Balance bringen). Bis dahin jedenfalls: Wer von Ihnen Interesse an meinen Hörstücken hat (eine Aufstellung finden Sie >>>> dort), möge sich übers >>>> fiktionaere Kontaktformular bei mir melden; gegen eine Schutzgebühr von 15 Euro fertige ich Ihnen dann, urheberrechtlich ist das allerdings ein wenig problematisch, CD-Kopien an und schicke sie Ihnen zu. Es ist, Urheberrecht hin, Urheberrecht her, für meine Hör-Arbeiten keine angemessene Lebensform, wenn sie in den Archiven der Rundfunkanstalten auf (meine) Lebenszeit verschwinden.

Guten Morgen.

8.30 Uhr:
[Arbeitswohnung. Latte macchiato & Cigarillo. Birtwistle, The Io Passion.]
Mit meinem Jungen zur Schule gefahren, weil wir erst heut früh erfuhren, daß er einen Mathetest schreibt, und er bei der letzten Klassenarbeit eine Aufgabenstellung nicht verstanden hat, die sich nirgends in seinen Heften und Schulbüchern fand. Ein pfiffiges Kerlchen bist Du, Sohn: „Das haben wir gehabt, als ich mit euch zur Omi gefahren bin.“ Na jà. Das wollt’ ich dann doch auch noch anderswo her so hören und hörte es selbstverständlich nicht. Dennoch sei keinerlei Grund, daß ich mir um die Noten (die Kinder bekommen jetzt, in der vierten Klasse, Noten zum ersten Mal) Sorgen machte; ich bange ein bißchen wegen des Übergangs zum Gymnasium, den ich für Dich gegen das Berliner Modell durchsetzen will, das den Übergang erst zur 7. Klasse vorsieht. Was ich für groben bildungsideologischen Unfug halte. Okay. Jedenfalls entdeckst Du auf der kleinen Radfahrt zur Schule eine Affiche: >>>> „Schulstreik am 12. 11.! Alle Schüler sind aufgerufen!“ Das war dann Anlaß, mit den Viertklässlern eine Diskussion anzuzetteln, vor dem noch abgeschlossenen Klassenraum; alle warteten wir auf die Lehrerin. „Schulstreik ist doch klasse!“ sagt M., ein sonst heller Bursche mit viel Witz; andere Kinder stimmen ein. Ich: „Ah ja? Ist euch eigentlich klar, daß ihr etwas lernen dürft, und daß das in vielen anderen Ländern n i c h t der Fall ist? Weshalb lernt ihr denn? Doch wohl, weil ihr die Chance haben wollt, später einmal nicht nur nicht hungern zu müssen, sondern auch einen Beruf ergreifen zun können, den ihr gern macht, ja den ihr l i e b t. Oder?“ Da geht ein kurzes Zaudern durch fast alle. „Also wenn ihr das bestreikt, dann ist das, als ob ihr sagtet: Wenn ich das&das nicht bekomme, dann hacke ich mir eine Hand ab. Würdet ihr das tun?“ „Nee!!!!“ „Na also. Das täte ja auch weh, oder?“ „Klar täte das weh, so blöd sind wir nicht.“ „Ah ja? aber findet den Schulstreik klasse… und hinterher tut euch ein ganzes Leben lang weh, daß ihr diese Chance vertan habt… findet ihr das besser?“ Um korrekt zu bleiben, erkläre ich noch, daß es etwas anderes ist, wenn die L e h r e r streiken, weil sie bessere Arbeitsbedingungen haben wollen. „Der Druck, den sie da ausüben, ist aber einer, der zu euren Lasten geht. Und weil die Eltern das nicht wollen, stellen sie sich dann hinter die Streikenden. Das ist die Idee, und sie ist klug. Für euch aber ist das alles einfach nur scheiße.“ In dem Moment, pünktlich, kann man sagen, kommt die Lehrerin hinzu, bestätigt, daß es diesen Schulstreik seitens der Lehrerschaft wohl geben werde. „Na“, sag ich zu den Kindern, „dann würde ich aber protestieren an eurer Stelle g e g e n den Schulstreik. Damit ihr eure Ausbildung b e k o m m t und nicht etwa wegen dämlicher Streiks n i c h t bekommt.“ Und so weiter. Ich werd dazu gleich noch ein Notat auf der Hauptseite Der Dschungel formulieren. Jetzt hör ich erst einmal meine Aufnahme durch, während ich sie auf Datei konvertiere. Und muß nach Post schauen. Und beug mich in mein Exposé (obwohl mich grad wieder die Lust gepackt hat, an die BAMBERGER ELEGIEN zu gehen). In einer Dreiviertelstunde ist aber erst mal das Cello dran.

17 Uhr:
Meine referrers erzählen mir von heute 123 Zugriffen allein durch http://Google.com – was ist passiert?

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