es gibt phasen….

…. in meinem leben, da reduzier ich alles, mindestens einmal im jahr, entweder im frühjahr, oder im herbst, auf seinen grund. ich schau mir genau an, was da so liegt und steht, sich in den schränken versteckt, brauche dieses gefühl der erneuerung, denn das tut es dann, sich erneuern. ich kenne menschen, die stellen sich im laufe der jahre ihre wohnung so zu, daß sie nicht merken, wie alles in seiner stagnation beginnt zu verstauben, inklusive des wohnungsbewohners. meine freundin hat einen riesengroßen kleiderschrank, die türen schließen kaum, aber sie zieht nicht ein viertel der ganzen sachen wirklich an. „na ja, es ist alles noch so gut erhalten, man kann das doch nicht wegschmeißen.“ „kann man doch.“ als sie vor einem halben jahr vor meinem kleinen kleiderschrank stand, schaute sie mich an: „das ist alles?… wo um himmels willen hast du die anderen sachen.“ „es gibt keine anderen sachen, das ist alles, was ich brauche.“ „das geht ja garnicht.“ „doch, ich liebe kartoffeln mit butter und salz.“ damals verstand sie diese/meine aussage noch nicht, heute schon.
das ich nicht ständig irgendwas kaufe, führt jetzt dazu, daß mich mein umzug gerade mal 300,– euro kosten wird. „die lampen bringen sie selbst wieder an?“ „ja, ich schraube auch selbst das bett und den schrank auseinander, bau das drüben auch selbst wieder auf.“ „na… solch einen umzug habe ich aber noch nie abgewickelt, keine kartons?“ „keine kartons, zumindest nicht für sie, für mich schon, weil ich die selbst packe, und auch rüberbringe“ „auch die bücher?“ „ja, der größte teil meiner bücher ist allerdings noch in kartons im keller, ich hatte den platz hier nicht.“ „warum sind sie dann hier eingezogen?“ „weil ich erst einmal nur etwas zum schlafen, essen und arbeiten brauchte, jetzt hab ich mich umgeschaut und eine schönere und größere wohnung gefunden, da gibt es dann auch mehr platz für die bücher.“ „den schönen weißen schrank da, wollen sie den nicht verkaufen?“ „um’s verrecken nicht, der ist aus frankreich.“ „schade eigentlich.“ „das er aus frankreich ist?“ „nöö, daß sie ihn nicht verkaufen wollen.“ „na ja, ich weiß zwar, daß sie auch entrümpeln… aber wie sie sehen, gibt es hier nichts zu entrümpeln.“ „stimmt, und ich möchte ihnen mal sagen, daß ich so etwas sehr selten sehe.“ „was sehen sie sehr selten.“ „hier gibt es nichts überflüssiges, es sieht nicht so aus, wie in vielen anderen wohnungen, ich sehe, daß die gegenstände hier leben, gebraucht werden.“ das gespräch mit ihm war ein gutes, und…. er sieht verdammt gut aus, dieser junge mann.
für morgen habe ich mir ein leckeres essen für meine freundin ausgedacht. für dieses hähnchenrezpt brauche ich meine konservierten zitronen, die, wie ich feststellte, als ich durch das glas schaute, alle waren. konservierte zitronen?… ja, geht ganz einfach. ein kilo biozitronen mit salz einreiben, und mit diesem salz, etwa ein kilo, kommt auf die menge zitronen an, zwölf stunden bedeckt, am besten schon in dem krug mit deckel, in dem sie aufbewahrt werden, ziehen lassen. nach diesen zwölf stunden mit wasser auffüllen, zehn eßlöffel essig dazugeben, damit sie nicht schwarz werden und noch ein paar lorbeerblätter dazwischen stecken. eine woche bei raumtemperatur mit geschlossenem deckel stehen lassen. ein teil dieser zitronen lege ich dann in olivenoel, die anderen trockne ich im backofen bei sehr niedriger temperatur über nacht auf dem backblech im ofen, einige davon schon in scheiben geschnitten, einige, die besonders kleinen, laß ich ganz. diese brauche ich immer für ein persisches rindfleischgericht. das hühnchen für morgen bereite ich in einen tongefäß zu, welches einen nach oben zugespitzten deckel mit einer mulde hat, die während des kochens immer wieder mit wasser gefüllt wird, was für eine kühlung des deckels sorgt. dieser hat zusätzlich im oberen drittel seitlich eine kleine öffnung, aus der der im innen kondensierende dampf austreten kann, welcher dann an dem deckel wieder herabläuft, was auch wieder kühlt. der so entstehende kreislauf sorgt für eine sehr schonende garung. ich brauch ein in stücke zerteiltes hühnchen, 2 von den konservierten zitronen, 100 g schwarze oliven ohne stein, 3 kleine gehackte zwiebeln, ein wenig ingwer, einen teelöffel safran, ein bund glatte petersilie, frischen koriander, zusätzlich den saft von zwei frischen zitronen, salz, groben, schwarzen pfeffer, und einen eßlöffel butter. die hühnchenteile werden in dem olivenoel und der butter angebraten, danach die gehackten zwiebeln, die petersilie, den ingwer, safran, salz und pfeffer dran, die konservierten zitronen in scheiben geschnitten und drei kleine gläschen wasser dazu, deckel drauf und eine stunde bei nicht zu großer hitze im backofen schmoren lassen. zum schluß die oliven dazu geben, noch einen augenblick ziehen lassen, und dann rauf auf den tisch. dadurch, daß der deckel wirklich nicht abgenommen wird, bildet sich eine wunderbar leckere soße, wozu persischer reis hervorragend paßt, womit ich die art der zubereitung meine, nämlich den, mit der leckeren kruste. den reis an sich kaufe ich hier in dem kleinen türkischen geschäft. ob ich gern koche? ja, ich koche sehr gern, freue mich immer, wenn ich mir selbst die zeit zur verfügung stelle, für gäste, aber auch nur für mich zu kochen. essen hält leib und seele zusammen, und in gesellschaft sowieso.
meinen keller habe ich heute aussortiert, möchte wetten, daß morgen früh fast nichts mehr von dem, was ich an die straße stellte, noch da ist. vorhin schaute ich mal aus dem fenster, die schuhregale waren schon weg, auch der spiegel, und das küchengitter. mein alter notenständer aus holz steht nicht dort, habe mir überlegt, daß ich diesen, weil ich ihn in der höhe verstellen, wie eine staffelei nutzen kann.
achja… alle meine orchideen bekommen gleichzeitig neue blütentriebe. unglaublich, das sah ich so noch nie. selbst die kleine, die ich völlig krank damals aus dem studio mitnahm, weil sie jemand einfach zurückgelassen hatte, hat sich jetzt, nach zwei jahren, dazu entschlossen, auch blühen zu wollen. in der neuen wohnung werde ich sie alle zusammen in eine große schale pflanzen, und, weil es im dortigen wohnzimmer keine fensterbänke, weil keine fenster, sondern nur terrassentüren gibt, auf den boden stellen. ich muß mir allerdings noch überlegen, wo ich sie hinstelle, weil sie ja keine direkte sonne dürfen. vielleicht pflanze ich noch ein flachwachsendes farngewächs mit in die schale, orchideen mögen so etwas ja.
mein kind hat sich immer noch nicht gemeldet.

nachtrag:


beschlagene bus- äh…. fensterscheiben. witziges gefühl. ich such immer den bus, und denk: “bin ich nun drin, oder ist er draußen”, was die straßenlaterne nicht daran hindert, diese szene zu beleuchten. witziger weise bildet sich immer dieser rand, wenn die scheiben von außen beschlagen. ich habe so etwas noch nie gesehen, kenne das auch nicht von anderen wohnungen. hier herrscht allerdings auch anderes wetter. ich krieg diese wohnung aber auch nicht richtig warm, die wände nehmen die wärme nicht an.

in der dunkelheit des nächtigen morgens…