Stocksteif.13.11. 2008. Paul Reichenbach lässt sich von Jünger und Gracian die Leviten lesen.


Švelnioji mano! apkabink mane
sušildyki, medėja baltos rankos
suvilgyk žievę aptakioj liepsnoj
ir aklą Dievą prie širdies prilenki
šventa giesme chantant dans la coupole.

meine Sanfte! umarme, wärme mich
meine weißen arme, sie verholzen
benetze die rinde in den flammen
zieh’ an dein herz den blinden Gott
selig chantant dans la coupole
(Vladas Braziūnas)

Seit Donnerstag vergangener Woche Bettruhe im Stufenbett. Auch keine günstige Lage, wie ich nach Tagen ohne wesentliche Besserung feststellen muss. Hexenschuss. Das hatte ich noch nie, dass ich nicht richtig sitzen und auch nicht entspannt liegen kann. Gehen kann ich. In seinen „Kaukasischen Aufzeichnungen“ notiert Ernst Jünger am 1. Januar 1943 drei Vorsätze für das kommende Jahr. Als ersten „Mäßig leben“, denn fast alle Schwierigkeiten in meinem Leben beruhten auf Verstößen gegen das Maß. Zweitens: „ Immer ein Auge für die Unglücklichen“. Dem Menschen ist die Neigung angeboren, das echte Unglück nicht wahrzunehmen, ja mehrmals das: er wendet die Augen von ihm ab. Das Mitleid hinkt nach. Endlich will ich das Sinnen auf individuelle Rettung verbannen im Wirbel der Katastrophen, die möglich sind. Es ist wichtiger, dass man sich würdig verhält. Wir sichern uns doch nur auf Oberflächenpunkten eines Ganzen, das uns verborgen ist, und gerade die Ausflucht, die wir ersinnen, kann uns umbringen.Der Logik des Extremen kann man nur mit der Tugend des Maßes entkommen, meint der Oberlehrer Gracian in mir. Dass manches Maß verloren zu gehen droht, wenn es sich durch „beständige Rücksichtnahme auf die weibliche Partnerrolle“ ausformt, ist mir in den letzten Tagen mehr als bewusst geworden. Den Liebeswiderfährnissen, der Psychologie der Geschlechter, ist nur mit “innerer Ordnung” zu begegnen. Das liest sich nicht nur hölzern, sondern ist es auch. Von einem Mann, der den Rücken nicht mehr beugen kann, ja offenbar nicht mehr beugen will, anderes zu erwarten, wäre nichts als maßlose Träumerei.

Bildquelle: >>>Otmar Alt, Der Hagestolz

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