Arbeitsjournal. Sonnabend, der 22. November 2008. Oldenburg. Berlin.

6.41 Uhr:
[Hotel Altera.]
Noch keinen Kaffee gehabt, ich geh gleich mal runter, um mir einen zu besorgen („einen zu holen“ hätt’ ich fast geschrieben grad – und bemerkte zu meiner Seriosität die Konnotation). Lag um drei im Bett, um halber sieben bin ich auf, rechnen Sie sich selbst aus, weshalb meine Augen dicke sind. Nee, falsch! Nix Alkohol, ich bin ja stur in meinen Vorhaben. Ramadan. Aber von halb drei bis drei, ich gebe es zu, hab ich bei DSF Körper angeschaut, die Poker spielten und, wenn sie verloren, sich entkleiden mußten, wobei sie so taten, als hätten sie’s gedurft. Mach ich immer, einsam in Hotels: Betten von 90 cm Breite. Außerdem gab es ganz zum Schluß, also zu meinem, ich ging ja früher vom Festival weg, eine an sich schöne Frau, Löwinnengebiß mit werbungsartigen Rückleuchteffekten, die leider furchtbar schlecht sang, als sie sang. Da wird man Asket, glauben Sie mir. Allora: Gleich will ich die Fotos auf den Computer ziehen, die ich gestern schoß; zwar hatte ich parallel mitdokumentieren wollen, das ging aber nicht, weil ich in die Veranstaltungen selbst mit eingebunden war, außer in die mit der falschsingenden Frau (falsch von der Liebe singen, übrigens, ist doppelt abturnend); und bei den Kollegen wollte ich zuhören, deren einer, als ich ging, als DJ auflegte, aber allein, ganz allein, nahezu, vor der Tanzfläche, während die Leute vor die Bühne 2 geströmt waren, wo die falsche Löwin sang (Publikum kann sowas von genügsam sein…: Da war dann viel Tristesse hier und dort, >>>> Mefistofele hat ganz recht.)

Ich gehe jetzt den Kaffee holen.

6.59 Uhr:
Latte macchiato. Das Unternehmen, das den >>>> Hotellift wartet, heißt Osma. Jedesmal, fällt mein Blick auf das Nickelschildchen, las und lese ich Osama.

7.46 Uhr:
>>>> Erledigt.10.12 Uhr:
[RE Oldenburg-Bremen.]
Durch ziemlich hohen Schnee, der aber schon Matsch wird, zum Bahnhof gestapft; hab einen Zug früher genommen, so daß ich in Bremen eine halbe Stunde Aufenthalt haben werde. Mir ist danach; ich habe in Bremen acht Jahre lang gelebt und die Stadt seit bestimmt acht Jahren nicht mehr gesehen. Will nur auf den Bahnhofsvorplatz treten, zum Überseemuseum schauen, nach links dann schauen, wo es zu meinem Freund Rainer B. Schossig geht, den ich auch acht Jahre lang nicht mehr gesehen habe. Einmal spielte ich kurz mit dem Gedanken, in Bremen dreivier Stunden zu bleiben und bei ihm vorbeizuschauen; aber das würde mir den Tag dann zerreißen; ich will ja unbedingt noch ans Cello. Und die BAMBERGER ELEGIEN werde ich wieder vornehmen; es ist das nächste Buchprojekt , das fertig werden soll – möglichst zur Leipziger Buchmesse.

11.12 Uhr:
[ICE Bremen-Hannover.]
Die Regoonalbahn brauchte länger, als ich dachte, eben, weil es eine Regionalbahn und nicht ein-expreß war; das hatte ich nicht bedacht. So blieben, um zu schauen, fünf Minuten. Aber da fiel mir dann mein alter Deutschlehrer Martin-Korol ein, dem ich ziemlich viel verdanke, der jetzt aus Estnien wieder zurück und pensioniert ist, wie er mir neulich schrieb, und der mich fragte, ob ich meine alten Manuskripte zurückhaben wolle, die sich noch bei ihm befänden; er müsse dringend ausmisten. Ich habe ganz vergessen, darauf zu antworten. Jetzt hätte ich ihn anrufen können: Martin, ich bin hier. Ich unterließ es, so schnell flog mich der Gedanke an und flog durch mich hindurch wie an mir vorüber.

12.43 Uhr:
[IC Hannover-Berlin.]
Schneechaos bei der Bahn. Der Abschluß-ICE soll mit 35 Minuten Verspätung ankommen; also hüpfte ich in einen IC, der seinerseits 65 Minuten Verspätung hatte; ich hatte keine Lust, noch länger in der böigen Kälte auf dem hannöverschen Hauptbahnhof herumzustehen (nahm zur Ablenkung den Kampf mit einem Automaten auf, es ging um Zwiebelchips; ich gewann auch sie und ihn). Jedenfalls ist es ein bißchen ungewiß, wann ich ankommen werde. Aber es ist warm drinnen, und eine Steckdose hat der Intercity auch.

3 thoughts on “Arbeitsjournal. Sonnabend, der 22. November 2008. Oldenburg. Berlin.

  1. …osama… …beruhigend zu hören, daß auch Sie Buchstaben einbauen wo sie nicht hin gehören… wenn auch nur im Geiste…

  2. buchstaben, stabenbuch, abwärts, aufwärts, auf sich wirken lassen, fragen: was ist, antworten: ist was. solange er nicht schindler liest. liest er?

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