Wohnungsputzendes-Letzthand-anlegen-Journal. Donnerstag, der 4. Dezember 2008.

5.13 Uhr:
[Am Terrarium.]
Meine Güte, war ich geschafft gestern abend, hing wie ein Schluck Spucke rum und ging dann schon um elf ins Bett, schlief tief tief tief, stand eben um Viertel vor fünf Uhr auf. Ich bin fast fertig geworden mit der Räume- und Säuberei; nur noch der Boden ist zu wischen, alles andre ist gerichtet und riecht wie ein Krankenhaus (meine Hände riechen wie gechlortes Schwimmbadwasser und schmerzen und sind rissig; Domestos hat sein eigenes dazugeätzt). Jedenfalls sind jetzt sämtliche Bücher auf Regale gekommen, sogar die noch unarchivierten rund einhundert CDs, die sich auf dem Equipment-Board neben dem Schreibtisch türmten, haben ihrer Platz gefunden (das wird später mal wieder eine zusätzliche Arbeit: sie alle zu archivieren; m u ß ich aber, weil sonst nichts wiederzufinden ist bei den Massen an Musiken, die sich bei mir gesammelt haben). Und kistenweise habe ich alte Korrespondenz, sogar noch aus meinen Frankfurtmainer Zeiten stammend und wohinein ich seit gewiß zehn Jahren nicht mehr schaute, zur Altpapiertonne geschleppt, und alles, was angestoßen war oder sonstwie nicht mehr oder nur halb funktionierte, entsorgt. Nun kann ich mich wieder der Arbeit zuwenden: heute noch nicht richtig, okay, nicht wegen der Wischerei, sondern weil ich Cellounterricht habe um zehn und nachmittags mit meinem Jungen noch mal zum Zahnarzt und zwischendurch nun endlich die Post öffnen muß, die ich seit rund vier Wochen mal wieder ungeöffnet gelassen habe. Da wird noch manches unangenehm sein, aber von einer strukturierten Arbeitswohnung aus, worin alles an seinem Platz steht und auch noch glänzt, fällt es leichter: Man hat den Eindruck hergestellt, das Chaos sei reguliert, und ein reguliertes Chaos ist ja an sich ganz charmant, weil man nicht mit Goethe ausrufen muß „Es überwächst uns schon“, ohne daß man solchen Überwuchs wollte.

Briefe wegen >>>> dielmann und DER ENGEL ORDNUNGEN gehen hin und her, parallel, elektronische Briefe lese ich ja immer g l e i c h und antworte meist auch schnell; jedenfalls: Man wundere sich selbstverständlich n i c h t über neue Schwierigkeiten beim Erscheinen eines Buches. Ich antworte regelmäßig mit der Gutmütigkeit eines verschlafenen Gürteltieres: ich sei es gewiß, es werde sich fügen. Manchmal hab ich den Eindruck, ich würde weise; es gibt aber die erholsamen Momente, da ich wieder platze, auf der Straße zum Beispiel, kommt man mir krumm; das sind immer peinliche Situationen, ich kann dann sogar ordinär werden, aber sie sagen mir zugleich: nein, abgeklärt bist du noch nicht; also darfst du weiterschreiben.

Und heute abend geht’s wieder ins Konzert, >>>> Carla Bley spielt in der Passionskirche; K. wird mitgehen, was ich sehr schön finde, daß trotz der Zwillingskindlein auch mal wieder etwas gemeinsam geht. Ansonsten muß ich dringend Cello üben; auch gestern kam ich nämlich nicht dazu, ebenfalls wegen der Räumerei.

Und dann, werd ich die Post usw. erledigt und gewischt haben und wird der heutige Tag vorüber sein, nehme ich endgültig die BAMBERGER ELEGIEN wieder auf.

[>>>> So etwas, selbstverständlich, liest man das gleich morgens nach dem Aufstehen, tut einem gut.]

8.56 Uhr:
[Arbeitswohnung. Pfeife & Pfefferminztee. Britten, Death in Venice (Cass.-„Projekt“ Nr. 90).]So, fertig, auch gewischt is’. Jetzt darf ich mich nicht nur wieder wohl und übersichtlich hier fühlen, sondern kann auch mal wieder Gäste empfangen, ohne mich peinlich zu fühlen. Fein. Jetzt geht’s schon mal an die Post, dann, in einer halben Stunde aufs Rad nach Charlottenburg.
Ein ganz ganz wohlaufgelegtes Guten Morgen![Weshalb „Pfeife“? fragen Sie. Nun, um nicht gleich alles wieder durch beim Tippen herunterfallende Asche zu verschmutzen. Und weshalb Pfefferminztee? Weil er noch von gestern in der Thermoskanne ist.]

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .