Arbeitsjournal. Sonnabend, der 6. Dezember 2008. Nikolaus.

5.12 Uhr:
[Am Terrarium.]Um Viertel vor fünf hoch. Ich war wieder einmal derart müde, daß ich bereits um elf vor einem alten Tatort einschlief, dessen Ende ich bereits als Traumteil erlebte. Bevor ich, davor, aus der Arbeitswohnung heimgefahren war, war mir noch ein Malheur passiert: ich zog ein Buch aus dem Regal, was ein zweites Buch mitrutschen ließ, das ich nicht mehr auffangen konnte. Es knallte aufs Cello, das unter dem Regal auf der Seite lag, es knallte wirklich, und zwei Saiten sprangen, a und d. Schlimmres war n i c h t, aber das war schon teuer, zumal der Musikalienhändler nicht die richtigen Saiten hatte und ich also verschiedene Hersteller kombinieren mußte, was einen etwas seltsamen Klang ergibt, vor allem bei d, das jetzt zwar wundervoll weich klingt, aber eben anders, weicher also, als die anderen drei Saiten. Aber damit werde ich erst einmal leben müssen; teuer genug war es.
K. war über Nacht unterwegs; ich bleibe erst einmal hier, um die Kinder zu versorgen, die nachher ihren Nikolaus vor der Tür finden werden, alle drei. Das vierte Kind, der bei uns vorübergehend untergeschlupfte Junge, ist nicht mehr da, nachdem er vorgestern wegen recht heftiger Verschluderung des Kinderzimmers mit K. aneinandergeraten war. Er erträgt keine Kritik, schon gar nicht ein kräftiges Wort, sondern flieht, empfindlich, immer. Ansonsten lag er nur im Bett und las, lethargisch, antriebslos. Hoffentlich hält er „draußen“ jetzt durch.

Nochmal Post ist angesagt, wahrscheinlich muß ich ein paar Briefe schreiben, um Schlimmeres abzuwenden. Dann das Cello. Dann die BAMBERGER ELEGIEN. Ich begegnete gestern den >>>> ORGELPFEIFEN VON FLANDERN wieder. Sie leben. Nach wie vor. Noch nichts Neues indes über den Verbleib der Ordnungen der Engel.

10.13 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Vor allem, erst einmal: das Cello.

17.22 Uhr:
[Stravinsky, Mavra.]
Na, d a s kommt mir vielleicht gelegen:
Finanzamt Prenzlauer Berg. 28.11.2008. Einkommensteuer 207.
Sehr geehrte (ohne Anrede)
hiermit fordere ich Sie auf, innerhalb von vier Wochen nach Erhalt dieses Schreibens die Einkommensteuererklärung 2007 einzureichen.
Grund für diese Aufforderung ist eine Mitteilung der Ruprecht-Karls-Universität das Sie im Jahr 2007 Zahlungen ohne Lohnsteuerabzug von der Ruprecht-Karls-Universität erhalten haben.
Mit freundlichen Grüßen
Soundso

Ich ahnte schon, weshalb ich keine Lust auf die ungeöffnete Post hatte. Immerhin geht die ortografische Handhabung nicht zu meinen Lasten, aber so richtig entschädigt das n i c h t, sondern das werden die Muscheln sein, die bei mir im Kühlschrank warten.

Außerdem hat >>>> Herr Praecox geantwortet; ich tippe den Brief aber erst später ab, weil ich erstmal mit dem andren Zeug fertigwerden will. Immerhin habe ich ihn am Telefon schon Tammen vorgelesen, dem Herausgeber der >>>> horen.

Alle Post offen. Toll. I s t was, glauben Sie mir. Dazu ein Stravinsky, von dem ich gar nicht wußte, daß ich ihn habe (Vinyl).

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