erst einmal ausgeschlafen heute morgen…

… in ruhe milchkaffee und zigarette zum frühstück. friseur abgesagt, maniküre abgesagt, und zu ikea gefahren. es war, wie meine schwester es vorausgesagt hatte, brechend voll, aber diese tatsache tut sich hier in hamburg so ganz anders kund, als in hannover. alle menschen freundlich, ruhig… kein geschiebe, kein gemecker, keine ungeduld. das, was ich haben wollte, hatte ich ganz schnell, entschied mich dann doch noch für eine kommode für das badezimmer. das gewicht dieser unterschätzte ich völlig, bekam das teil aber gewuppt. die untere kante des kofferraumes als hebel nutzend, stellte ich sie auf dem wagen hochkant, legte sie bis mitte über diese kante, hob sie an, und schob sie ganz in den kofferraum. zuhause die gleiche hebelwirkung nutzend, dann aber ein kopfkratziges überlegen: „scheiße, wie hebst du das teil so, daß du’s auch tragen kannst.“ mit müh und not zwar, aber ich schaffte es.
als erstes die halter für die fenster, an denen die rollos jetzt befestigt sind, zusammengeschraubt, reinste fimmelarbeit war das. saß da, und dachte: „hier stimmt was nicht, da fehlt was.“ beim zweiten versuch dito… dann in ruhe eine geraucht, mich wieder beruhigt, ich war nämlich wütend über meine eigene dummheit, weil ich es zuerst nicht begriff, dann aber… nach der zigarette, fügte sich ein teil in das andere, war aber trotzdem noch fimmelarbeit. ich brauche unbedingt einen schraubendreher mit magnetischer spitze, damit er die schrauben hält, die ich irgendwo reinschieben muß. wenn ich zwei teile, die sich aufeinandergelegt bei jeder bewegung wieder verschieben, zusammenschrauben will, die schraube von der einen seite, die unterlegscheibe von der anderen, dann ärgere ich mich grün und blau, wenn diese schraube ständig runterfällt, die unterlegscheibe gleich mit. ich mußte nämlich alle teile zusammenhalten und umdrehen, damit ich schrauben konnte, die gewinde waren auch nicht ganz sauber gedreht, deshalb dauerte es immer ein wenig, bis die schraube faßte… grrrrr. nach dem dritten zusammenschrauben eines halters ging das dann immer schneller, was auch gut so war, sonst hätte ich alles in die ecke gepfeffert. mit der kommode hatte ich keine probleme, die anleitung brauchte ich nicht. hmm.. früher war ich nicht so ungeduldig, ich schieb das jetzt mal auf die wechseljahre, die sind da ja ganz geduldig.
am nachmittag rief meine freundin an. „in der ersten januarwoche ist die trauerfeier und die urnenbeisetzung, möchtest du kommen?, vielmehr bitte ich dich darum, ich halte das nicht aus, wenn du nicht da bist.“ „ja… natürlich komme ich, bin froh, wenn ich endlich irgend etwas für dich tun kann.“ sie ist in ihrem aktionismus voll drin, was auch gut so ist, aber sie will mich bis zur beerdigung nicht sehen. „ich kann nicht, wenn ich dich sehe, fall ich um. ich muß stark bleiben, bis das mama beerdigt ist, papa ist völlig durch den wind, redet den ganzen tag mit sich selbst, im augenblick steht er in der küche, und liest laut sonderangebote aus einem prospekt vor, frag mich nur, wem.“ „hast du schon einmal darüber nachgedacht, daß er deiner mutter, also seiner frau die auch immer vorlas?“ „ach du scheiße, nein.“ „die beiden waren jetzt gut 49 jahre miteinander verheiratet, da fehlt deinem vater jetzt seine andere hälfte…. er redet mit ihr, laß ihn, und wenn er ihr bild mit auf die toilette nimmt, und da weiterredet, er ist 75 jahre alt, das darfst du nicht vergessen.“ „ja, das ist es ja gerade, er hat seitdem mama krank war, nur abgebaut, er ist noch nicht einmal dazu in der lage, sich warm genug anzuziehen, ich muß aufpassen, wenn er die treppe hinuntergeht, daß er nicht fällt, er kriegt nichts, aber auch garnichts auf die reihe. heute ging er zu seinem wagen, setzte sich rein, blieb eine weile sitzen, stieg wieder aus, kam wieder zurück. in der tür stehend weinte er bitterlich, er hatte vergessen, wohin er fahren wollte. da konnte ich nicht mehr, mein bruder kümmerte sich, und ich schloß mich erst einmal in meinem zimmer ein. ich habe eine solche angst, daß er meiner mama gleich hinterher geht.“
ich hoffe sehr, daß sie bis zur beerdigung der mutter durchhält, eine betreuung für den vater ist schon im gespräch. ich sprach lange mit ihr… „weißt du, ich habe dir ja nicht geglaubt, als du mir sagtest, daß sich dieser schmerz mit erleichterung paaren könne. du hattest recht, wir sind alle erleichtert, weil sie jetzt nicht mehr leiden muß. ihr ist viel erspart geblieben, darüber sind wir alle so froh… aber trotzdem tut das so weh. meine mama ist einfach nicht mehr da.“ „doch sie ist noch da, zwar nicht mehr körperlich, aber das band der liebe, die zwischen euch ja eine wirkliche war, wird weiterhin bestand haben, in deiner erinnerung, in deinem herzen, in deiner liebe zu ihr, und ihrer liebe zu dir. glaub mir, es wird weiterhin bestehen.“ na ja… und dann weinten wir beide, meine freundin, weil sie ihre mutter so liebt, und ich, weil ich so um meine mutter nie weinen werde.
„ach eines hätte ich jetzt fast vergessen, willst du wissen, was die letzten worte meiner mutter waren?“ „ja.“ „das ist doch alles eine heilige scheiße.“ „ach du scheiße.“ „ja… dachte ich auch, denn das sind eigentlich deine worte. so etwas hat meine mutter ihr leben lang nicht gesagt, ich bin immer noch völlig perplex, so etwas hat sie wirklich nie gesagt.“