Prid. Non. Ian. Anno 2762 a.u.c.

Tag vor den Nonen. Dies comitialis. Cäsar zufolge (Plinius) geht am Morgen das Sternbild des Delphins auf.
Am Morgen so intensiv gearbeitet, daß ich gegen Mittag die Fähigkeit verlor, mich zu konzentrieren, und einfach eine Leere anstarrte, die sich mit mir füllte, aber so wie sich kleine Bläschen bilden, wenn man beispielsweise Sekt einschenkt. So perlte ich. Und konnte nichts anderes mehr sehen. Und jedes Bläschen zog eine andere Bahn zur Oberfläche. Ein recht wirres Zeug. Du mußt jetzt raus, dachte ich. Das dauerte auch eine Weile. Bis ich dann endlich die gute Hose anhatte, die Schuhe, den Pullover, den bunten Schal und die graue Joppe mit dem hochgeschlagenen Kragen, die dem ehemaligen Schwiegervater gehört hatte. Bloß noch Geld einstecken und die Richtung entscheiden: rechts (Amelia) oder links (Terni). Ich fuhr nach rechts. Fand auch, was ich suchte. Zwar nicht im Supermarkt, der war dann doch schon zu, aber in der Weinhandlung gleich hinter dem Stadttor. Abgesehen von den Zigaretten. Ich versuchte es dann mit neu aufgesetztem Kaffee. Und anderer Handhabung. Erst die „Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande – Fassung B“ retteten mich vor dem Aufsteigen der Blasen: Und schaute dann in den Regen, der eingezwängt in diese enge Gasse verworren fiel. Und so eine Umkehrung des Ganzen bewirkte. So kamen dann weitere Sätze im Weiterlesen, die mich überraschten (danach in der „Beschreibung eines Kampfes“), weil sie etwas sagten, daß der Beachtung sonst fernliegt. Da gebiert das wehe Knie (Glatteis war schuld!) eine Statue, hinter der ein Mädchen in einem weißen Kleid sich in die Gedanken einschleicht. So daß ich mich wieder ausgesöhnt. Mit dem Leben. Die Folge davon ist freilich, daß ich einen Kontakt mit ihm heute doch lieber vermeide und meine Schwestern lieber nicht anrufe, um ein gutes neues Jahr zu wünschen, was ich im Stillen auf heute verschoben hatte, da morgen zumindest in Norddeutschland der Alltag wieder beginnt. Hier bleibt noch alles still bis zu den hll. 3 Königen am Dienstag und danach wohl auch für den Rest der Woche, bis wieder etwas geschieht. Aber ich will ja gar nicht, daß etwas geschieht. Das Wort „passiert“ gefällt mir sowieso viel mehr. Da ist ein Vorübergehen, während im „geschieht“ eine Wand vor dem Danach aufgebaut wird und Alles retrospektiv den Rückzug antritt. Und so wäre ich glücklich bei den Gedanken angekommen, die den Worten folgen, und somit zum Schluß.
Ich konnte nicht reden, denn mein Hals war voll Thränen, daher versuchte ich, wie ein Posthorn zu blasen, um nicht stumm zu bleiben.

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