Interpretationen. An einen Studenten.

(…)
Aber mal ein generelles Wort zur Interpretation: Ich fand bislang jeden Ihrer Ansätze sehr spannend, und ich habe die Tendenz, Ihnen zu empfehlen, solchen Spuren einfach zu folgen, egal, ob sie einen “wirklichen” Hintergrund haben oder nicht. Sondern wichtig ist bei so etwas, daß Sie solche Interpretationen zu einem geschlossenen System machen, aus dem sich die Spuren wechselseitig schlüssig erklären lassen. Es kann dabei einiges herauskommen, was ich selbst, als der Autor eines Romanes, nicht weiß, und es kann dabei ein Licht auf Romane und/oder Erzählungen fallen, auf manche ihrer Seiten, die auf eine andere Weise nie beleuchtet würden. Das heißt, die Realitätskraft der Fiktionen, wenn man sie schlüssig faßt und ihren Eigenbewegungen folgt, kann etwas zum Vorschein bringen, daß tatsächlich da ist. Stellen Sie sich das wie die Fiktion des Meters vor, es g i b t ja keinen Meter in der Natur, sondern er ist eine Abstraktion wie besonders die Mathematik im Ganzen: Wir legen etwas, das es nicht gibt, an etwas an, das es gibt, und erkennen etwas, das es a u c h gibt. – Also kleben Sie nicht an “realistischen”, bzw. gar autobiographischen Interpretationsansätzen, sondern tun Sie besser aus sich selbst etwas hinzu, das Kant, um das mal lax zu vergleichen, Kausalität aus Freiheit genannt hat. Sie werden merken, wie sehr sich Dichtungen I h n e n dann plötzlich zuneigen, ohne daß S i e sich zu ihnen hinunterneigen müssen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .