Arbeitsjournal. Montag, der 19. Januar 2009.

5.16 Uhr:
[Arbeitswohnung. Latte macchiato, Morgenzigarette. Strauss, Die Ägyptische Helena.]
Um 5.09 Uhr hoch, endlich mal wieder, aber die Arbeit schob mich aus dem Bett. Die Kritik zu >>>> gestern abend ist zu schreiben; nach einem kurzen Cocktail in der Bar war ich gleich nach der Oper an den Arbeitsplatz geradelt und las dann noch das ganze Programmbuch durch. Wobei mir >>>> eine Bestätigung von den Augen geradezu fiel, obwohl sie doch, wenn man so will, in sie fiel; jedenfalls mußte ich die Stelle abtippen und quasi sofort in Die Dschungel einstellen. Um halb eins lag ich auf meinem Lager.
Es war erst mal aber ein plötzlich ärgerliches Abendläuten gewesen; kleiner Streit mit A. in Skype, als ich ohnedies schon im Druck, weil zu spät war, mangelnde Zuwendung und so: aber eigentlich nur ein Zeiten-Mißverständnis über den Vorstellungsbeginn usw. – – Kleinigkeiten, doch ziemlich blöd in diesem Moment, jedenfalls ließ sich nichts mehr klären; noch in der Tür der Arbeitswohnung stehend, loshastend, kommt dann n o c h eine SMS, die ich aber nicht mehr lesen will, nachdem ein kurzes Telefonat zur Sache schon schiefgelaufen war; es ist bereits nach 17 Uhr, und ich will um 17.30 Uhr an der Deutschen Oper Bismarckstraße sein, das sind knapp zehn Kilometer mit dem Rad dahin; okay, denk ich, ich les die SMS, wenn ich dort angekommen bin. Und sowieso will ich mir vor der Aufführung, auf die ich mich doch freue, nicht schlechte Gefühle machen lassen, die mich dann beschäftigen, anstatt daß ich auf die Musik höre… So rase ich die Treppen runter, schließe das Rad auf, es ist bereits dunkel und regnet, da bricht mir das Röllchen oben am Dynamo ab, egal, fahr ich halt ohne Licht – und schaffe die Strecke in tatsächlich 26 Minuten; aber sie ist auch nur noch zwischen Brandenburger Tor und längs dem Tiergarten etwas vereist, wo man den Fahrrad- bzw. Fußweg nehmen muß, und kurz vorm Reuterplatz, wo neuerdings auf der Fahrbahn Fahrradverbot ist; die Nebenspur ist aber spiegelglatt, vor allem jetzt unter dem Regen. Und alles voller riesiger Pfützen, denen man den Untergrund nicht ansieht, wohl aber fühlt man ihn… Gut, pünktlich. Nach dem Mobilchen tasten. Nicht da. Nicht in der einen, nicht in der anderen Tasche. Scheiße.
Ich hab mir angewöhnt, mich ins Geschehen zu fügen, überlege, soll ich die SIM-Karte sperren lassen? Ach was, denk ich, das Gerätchen liegt, wenn es rausgefallen ist, in einer Pfütze und ist eh unbrauchbar. Sind ja nur Dinge… Die Inszenierung läßt mich den Vorfall auch vergessen. Voller Gedanken schon radle ich die sieben/acht Minuten Umweg zur >>>> Bar und beginne dort, zu Champagnercocktail und Bier das Programmbuch zu lesen; den Profi hatte ich anrufen wollen, ob nicht auch er Lust auf einen schnellen Abenddrink habe, aber wie jetzt? Seine Nummer hab ich nicht im Kopf, das ist so eine der in solchen Situationen spürbar werdenden Folgen der Einspeicherei, jetzt werden sie einem bewußt; andererseits formuliere ich eh schon dauernd im Kopf an der Rezension herum. Schwinge mich also aufs Rad und fliege gen Arbeitswohnung, fliege aber abgelenkt und denk nicht dran, daß zwar die Straßen auf dem Fahrdamm sicher sind, nicht aber ist es die Einmündung ins letzte Tiergartenstück gleich hinter der Philharmonie, das ich immer, wenn ich von der Bar komme, diagonal aufs Brandenburger Tor zu nehme, jedenfalls flieg ich nun wirklich, nämlich in weitem Schlidderbogen der ganzen Länge nach hin. Tat nicht weh, ich hab ja zu meinen Judozeiten fallen gelernt, aber n a ß ist die Sache; außerdem klemmt die linke Vorderbremsenbacke jetzt u n t e r der Felge, da muß man in Halbdunkel und Dreck ziemliche Gewalt anwenden, um das zu lösen, und der Baudenzug ist rausgesprungen wie auch die Kette aus der Führung, ach Du Scheiße, Scheißescheißescheiße, und man kann gar nicht stehen, so glatt ist das… Ich krieg’s aber hin irgendwie und sitz dann auch schon wieder auf; egal, ob das glatt ist oder nicht: d u r c h. Equilibrierend, gerade halten, gerade halten, nehm ich den gewohnten Weg weiter; wenn man vom Pferd fällt, gilt eines: sofort wieder drauf, und fällt man nochmal, dann ebenfalls. Ich fiel aber nicht wieder, sondern kam gut vorm Brandenburger Tor an; was entschädigt: Es ist einfach herrlich, jedes Mal, nachts mit dem Rad hindurchzufahren. „Berliner ist man nicht, man w i r d es“, hatte A. neulich einen Freund zitiert.
Als ich dann wieder in der Arbeitswohnung bin, liegt das Mobilchen gleich neben der Tür innen auf einem der Regale; ich hätte schwören können, es eingesteckt zu haben und auch A.’s letzte SMS aus der Manteltasche fiepen gehört zu haben… da war wohl mein Unbewußtes, das sich geärgert hatte, tätig gewesen; es hatte so wenig Lust auf diesen blöden Streit gehabt, daß es sich kurzerhand und gegen meinen Willen entschloß, sich einer etwaigen Weiterung erst gar nicht mehr auszusetzen. Ich hab ziemlich gegrinst und ihm, meinem Unbewußten, hochachtungsvoll zugeprostet, bevor ich mich an Mitschnitt und Programmheft setzte.

Hat übrigens was, in meiner Situation, über dieses Primat der Vaterschaft zu schreiben, das Hofmannsthal und Strauss in ihrer Oper feiern inkl. Verzeihung der schönen, rücksichtslosen Frau…; die dafür von Aithra, der Zaubererin, eingesetzten Mittel sind ja, wie Hofmannthal ganz richtig schreibt, nichts als magische Konkretisierungen psychischer Vorgänge. Aber das gehört eigentlich schon in die Kritik, an die ich mich jetzt mache.
Mein Junge hat bei seiner Freundin übernachtet und geht heut von dort aus zur Schule. Ich meinerseits will nachher zum >>>> Schliemann-Gymnasium rüber, um ihn dort anzumelden; dann muß ich noch Ans Terrarium, um meine gewaschenen und hoffentlich getrockneten Klamotten vom Ständer zu nehmen, bevor *** aus Hamburg zurückgekommen ist; jedenfalls sollen keine Spuren mehr drüben sein. Am Mittag dann zur Musikschule, um meines Jungen Cello hinzubringen; zum Judo soll er heute, seiner gezerrten Achillesferse wegen, noch nicht und wird deshalb nachmittags hier sein; er muß für die kommende Mathearbeit üben, außerdem seine Hausaufgaben machen. Und abends dann, nach dem Vorlesen, radle ich zu Αναδυομένη hinüber, die nun wieder für mich da sein wird, und ich werde es für sie sein. Gutes Gefühl, daß es mir überhaupt nichts ausmacht, ob es regnet oder schneit, wenn ich radfahr, und daß ich wieder schnell werde und auch wieder pünktlich aus den Federn komme.
Guten Morgen.

17.56 Uhr:
Schwere, weil sehr lange Geburt, >>>> das. Ständige Unterbrechungen, darunter bereits frühmorgens eine allerdings schöne, dann die üblichen Montagswege und die Hausaufgaben mit meinem Jungen, „dazwischen“ mein Cello. Vormittags im Schliemann-Gymnasium gewesen, um mich nach den Formalitäten zu erkundigen. Es ist noch etwas Zeit. Aber es gibt k e i n e Aufnahmeprüfung, sondern wie beim NC wird rein nach Notendurchschnitt über die Aufnahme entschieden. Da ist also noch einiges auf den Weg zu bringen.
Von >>>> marebuch kam mein seinerzeit für Nikolaus Hansen hergestellter „Dummy“ (Dummy??) der Originalausgabe mit den überklebten Seiten zur letzten Kontrolle; ich will einfach sehen, ob mir noch etwas „durchgerutscht“ ist, bevor ich nach Hamburg fahre, um die 50 Sonderexemplare für die Schuberausgabe zu überkleben. Das steht beides also auch an für die nächsten Tage. Jetzt erstmal duschen, dann noch etwas ans Cello, dann zum Vorlesen zu meinem Jungen hinüber. Danach zu Αναδυομένη durch den Regen.

Immerhin, nach, möchte ich schreiben, Wochen wieder einmal einen Mittagsschlaf gehabt.

2 thoughts on “Arbeitsjournal. Montag, der 19. Januar 2009.

  1. ordnung :

    das ist das wo es um geld geht.

    verquickt mit schönheit geht es e um geld und schhönheit.

    verquickt mit schönheit und wirtschaftlichkeit, darf es nicht allzu ineffizient sein.

    man muss stets alles im böick haben..

    eine eigentumswohnungt vieleicht.

    mal schaun

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